Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

Das V. Capitel

ob sie schon das erste Königreich von
Burgund darzu gebracht/ doch mit ih-
ren Theilen dasselbe sehr geschwächet/
und zu innerlicher Unruhe gleichsam
Zunder angeleget. Ja es griff die Unsin-
nigkeit das Reich zutheilen noch weiter
umb sich/ in dem auch unter dero Söhnen
das Theilen immer fortgieng/ worauß eine
greuliche Zerrüttung in Franckreich ent-
stund; und scheinete es/ als bemüheten sich
diese viele Könige es einander in bösen
Thaten zuvor zuthun. Worunter auch
die Königlichen Weiber Brunechildis und
Fredegundis mit ihren ungeheuren Thaten
sich übel berühmt gemacht. Biß endlich
Clotarius
II.nach vieler Unruhe Clotarius II. An. 614.
das zerstümpelte Reich wieder zusammen
gebracht/ und ihm wieder auf die Beine
geholffen. Starb Anno 628. Aber dessen
Dagober-
tus.Sohn Dagobert fiel eben in die vorige
Thorheit/ in dem er ein groß Stück vom
Reich an seinen Bruder Aribert überlas-
sen/ auch selbst seine Portion unter seine
zwey Söhne getheilet; wie er denn auch
sonsten in seiner Regierung nicht viel
taugte. Und von der Zeit an haben die Kö-
nige in Franckreich gantz degeneriret/ und
sich der Faulheit und Schwelgerey erge-
ben. Hingegen zogen die Großhofmeister
die Sorge und Gewalt des Reichs an sich.

Unter

Das V. Capitel

ob ſie ſchon das erſte Koͤnigreich von
Burgund darzu gebracht/ doch mit ih-
ren Theilen daſſelbe ſehr geſchwaͤchet/
und zu innerlicher Unruhe gleichſam
Zunder angeleget. Ja es griff die Unſin-
nigkeit das Reich zutheilen noch weiter
umb ſich/ in dem auch unter dero Soͤhnẽ
das Theilen im̃er fortgieng/ worauß eine
greuliche Zerruͤttung in Franckreich ent-
ſtund; und ſcheinete es/ als bemuͤhetẽ ſich
dieſe viele Koͤnige es einander in boͤſen
Thaten zuvor zuthun. Worunter auch
die Koͤniglichen Weiber Brunechildis und
Fredegundis mit ihren ungeheuren Thatẽ
ſich uͤbel beruͤhmt gemacht. Biß endlich
Clotarius
II.nach vieler Unruhe Clotarius II. An. 614.
das zerſtuͤmpelte Reich wieder zuſam̃en
gebracht/ und ihm wieder auf die Beine
geholffen. Starb Anno 628. Aber deſſen
Dagober-
tus.Sohn Dagobert fiel eben in die vorige
Thorheit/ in dem er ein groß Stuͤck vom
Reich an ſeinen Bruder Aribert uͤberlaſ-
ſen/ auch ſelbſt ſeine Portion unter ſeine
zwey Soͤhne getheilet; wie er denn auch
ſonſten in ſeiner Regierung nicht viel
taugte. Und von deꝛ Zeit an haben die Koͤ-
nige in Franckreich gantz degeneriret/ uñ
ſich der Faulheit und Schwelgerey erge-
ben. Hingegen zogen die Großhofmeiſter
die Soꝛge und Gewalt des Reichs an ſich.

Unter

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0360" n="330"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">V.</hi> Capitel</hi></fw><lb/>
ob &#x017F;ie &#x017F;chon das er&#x017F;te Ko&#x0364;nigreich von<lb/>
Burgund darzu gebracht/ doch mit ih-<lb/>
ren Theilen da&#x017F;&#x017F;elbe &#x017F;ehr ge&#x017F;chwa&#x0364;chet/<lb/>
und zu innerlicher Unruhe gleich&#x017F;am<lb/>
Zunder angeleget. Ja es griff die Un&#x017F;in-<lb/>
nigkeit das Reich zutheilen noch weiter<lb/>
umb &#x017F;ich/ in dem auch unter dero So&#x0364;hne&#x0303;<lb/>
das Theilen im&#x0303;er fortgieng/ worauß eine<lb/>
greuliche Zerru&#x0364;ttung in Franckreich ent-<lb/>
&#x017F;tund; und &#x017F;cheinete es/ als bemu&#x0364;hete&#x0303; &#x017F;ich<lb/>
die&#x017F;e viele Ko&#x0364;nige es einander in bo&#x0364;&#x017F;en<lb/>
Thaten zuvor zuthun. Worunter auch<lb/>
die Ko&#x0364;niglichen Weiber <hi rendition="#aq">Brunechildis</hi> und<lb/><hi rendition="#aq">Fredegundis</hi> mit ihren ungeheuren Thate&#x0303;<lb/>
&#x017F;ich u&#x0364;bel beru&#x0364;hmt gemacht. Biß endlich<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Clotarius<lb/>
II.</hi></note>nach vieler Unruhe <hi rendition="#aq">Clotarius II.</hi> An. 614.<lb/>
das zer&#x017F;tu&#x0364;mpelte Reich wieder zu&#x017F;am&#x0303;en<lb/>
gebracht/ und ihm wieder auf die Beine<lb/>
geholffen. Starb Anno 628. Aber de&#x017F;&#x017F;en<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Dagober-<lb/>
tus.</hi></note>Sohn <hi rendition="#aq">Dagobert</hi> fiel eben in die vorige<lb/>
Thorheit/ in dem er ein groß Stu&#x0364;ck vom<lb/>
Reich an &#x017F;einen Bruder <hi rendition="#aq">Aribert</hi> u&#x0364;berla&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en/ auch &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;eine <hi rendition="#aq">Portion</hi> unter &#x017F;eine<lb/>
zwey So&#x0364;hne getheilet; wie er denn auch<lb/>
&#x017F;on&#x017F;ten in &#x017F;einer Regierung nicht viel<lb/>
taugte. Und von de&#xA75B; Zeit an haben die Ko&#x0364;-<lb/>
nige in Franckreich gantz <hi rendition="#aq">degenerir</hi>et/ un&#x0303;<lb/>
&#x017F;ich der Faulheit und Schwelgerey erge-<lb/>
ben. Hingegen zogen die Großhofmei&#x017F;ter<lb/>
die So&#xA75B;ge und Gewalt des Reichs an &#x017F;ich.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Unter</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[330/0360] Das V. Capitel ob ſie ſchon das erſte Koͤnigreich von Burgund darzu gebracht/ doch mit ih- ren Theilen daſſelbe ſehr geſchwaͤchet/ und zu innerlicher Unruhe gleichſam Zunder angeleget. Ja es griff die Unſin- nigkeit das Reich zutheilen noch weiter umb ſich/ in dem auch unter dero Soͤhnẽ das Theilen im̃er fortgieng/ worauß eine greuliche Zerruͤttung in Franckreich ent- ſtund; und ſcheinete es/ als bemuͤhetẽ ſich dieſe viele Koͤnige es einander in boͤſen Thaten zuvor zuthun. Worunter auch die Koͤniglichen Weiber Brunechildis und Fredegundis mit ihren ungeheuren Thatẽ ſich uͤbel beruͤhmt gemacht. Biß endlich nach vieler Unruhe Clotarius II. An. 614. das zerſtuͤmpelte Reich wieder zuſam̃en gebracht/ und ihm wieder auf die Beine geholffen. Starb Anno 628. Aber deſſen Sohn Dagobert fiel eben in die vorige Thorheit/ in dem er ein groß Stuͤck vom Reich an ſeinen Bruder Aribert uͤberlaſ- ſen/ auch ſelbſt ſeine Portion unter ſeine zwey Soͤhne getheilet; wie er denn auch ſonſten in ſeiner Regierung nicht viel taugte. Und von deꝛ Zeit an haben die Koͤ- nige in Franckreich gantz degeneriret/ uñ ſich der Faulheit und Schwelgerey erge- ben. Hingegen zogen die Großhofmeiſter die Soꝛge und Gewalt des Reichs an ſich. Unter Clotarius II. Dagober- tus.

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/360
Zitationshilfe:	Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/360>, abgerufen am 26.11.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.