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Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

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Das IV. Capitel
Nachbarn zu schwächen/ und weil sie ver-
meinete/ daß Niederland als ein Aussen-
werck ihres Reichs anzusehen wäre/
welche auswertige Verrichtung auch
sehr dienete zu innerlicher Gesundheit ih-
res Reichs/ als wordurch das müssige
und hitzige Blut abgezapfet/ und ihme
nicht Zeit gelassen wurde/ inwendige
Kranckheiten hervorzubringen. König
Jacobus aber gieng gantz einen andern
Weg/ und weil er befand/ daß die Ver-
einigte Niederlande nicht allein mächtig
waren sich der Spanier zuerwehren/ son-
dern auch Engeland selbst die Herrschafft
des Meers zu disputiren/ zog er sich von
ihnen ab/ und machte mit Spanien Frie-
de/ und richtete alles zu einer beständigen
Ruhe ein; inmassen er auch mehr Lust
zun Büchern/ als zun Waffen hatte.
Und weil die Unterthanen sich ins ge-
mein pflegen nach der Zuneigung ihrer
Regenten anzuschicken/ vergaß auch das
Volck die Kriegsübungen/ und verfiel in
die Schwachheiten und Laster/ die Reich-
thum und langer Friede pfleget hervor-
zubringen. Wie auch dieser König ger-
ne sahe/ daß das Volck Weibisch würde/
und nur auf Kaufmannschafft und Ge-
winn gedachte/ damit es nicht Muth
nehmen möchte/ seiner Autorität sich zu

wider-

Das IV. Capitel
Nachbarn zu ſchwaͤchen/ und weil ſie ver-
meinete/ daß Niederland als ein Auſſen-
werck ihres Reichs anzuſehen waͤre/
welche auswertige Verrichtung auch
ſehr dienete zu innerlicher Geſundheit ih-
res Reichs/ als wordurch das muͤſſige
und hitzige Blut abgezapfet/ und ihme
nicht Zeit gelaſſen wurde/ inwendige
Kranckheiten hervorzubringen. Koͤnig
Jacobus aber gieng gantz einen andern
Weg/ und weil er befand/ daß die Ver-
einigte Niederlande nicht allein maͤchtig
waren ſich der Spanier zuerwehren/ ſon-
dern auch Engeland ſelbſt die Herrſchafft
des Meers zu diſputiren/ zog er ſich von
ihnen ab/ und machte mit Spanien Frie-
de/ und richtete alles zu einer beſtaͤndigen
Ruhe ein; inmaſſen er auch mehr Luſt
zun Buͤchern/ als zun Waffen hatte.
Und weil die Unterthanen ſich ins ge-
mein pflegen nach der Zuneigung ihrer
Regenten anzuſchicken/ vergaß auch das
Volck die Kriegsuͤbungen/ und verfiel in
die Schwachheiten und Laſter/ die Reich-
thum und langer Friede pfleget hervor-
zubringen. Wie auch dieſer Koͤnig ger-
ne ſahe/ daß das Volck Weibiſch wuͤrde/
und nur auf Kaufmannſchafft und Ge-
winn gedachte/ damit es nicht Muth
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[276/0306] Das IV. Capitel Nachbarn zu ſchwaͤchen/ und weil ſie ver- meinete/ daß Niederland als ein Auſſen- werck ihres Reichs anzuſehen waͤre/ welche auswertige Verrichtung auch ſehr dienete zu innerlicher Geſundheit ih- res Reichs/ als wordurch das muͤſſige und hitzige Blut abgezapfet/ und ihme nicht Zeit gelaſſen wurde/ inwendige Kranckheiten hervorzubringen. Koͤnig Jacobus aber gieng gantz einen andern Weg/ und weil er befand/ daß die Ver- einigte Niederlande nicht allein maͤchtig waren ſich der Spanier zuerwehren/ ſon- dern auch Engeland ſelbſt die Herrſchafft des Meers zu diſputiren/ zog er ſich von ihnen ab/ und machte mit Spanien Frie- de/ und richtete alles zu einer beſtaͤndigen Ruhe ein; inmaſſen er auch mehr Luſt zun Buͤchern/ als zun Waffen hatte. Und weil die Unterthanen ſich ins ge- mein pflegen nach der Zuneigung ihrer Regenten anzuſchicken/ vergaß auch das Volck die Kriegsuͤbungen/ und verfiel in die Schwachheiten und Laſter/ die Reich- thum und langer Friede pfleget hervor- zubringen. Wie auch dieſer Koͤnig ger- ne ſahe/ daß das Volck Weibiſch wuͤrde/ und nur auf Kaufmannſchafft und Ge- winn gedachte/ damit es nicht Muth nehmen moͤchte/ ſeiner Autoritaͤt ſich zu wider-

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Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/306>, abgerufen am 23.11.2024.