Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

des Teutschen Reichs.

Teutschen Stats also gleichsamb verhartet/
dz Teutschland nicht ohne umbkehrung des
gantzen Regiments nach den Gesetzen eines
rechtmässigen Reichs könne reformiret
werden. Es dienen aber einem solchen
Stat am besten die jenige remedia, welche
denen Republiquen, so aus der vereini-
gung vieler Bunds genossen zusammen ge-
wachsen/ und den Teutschen am nechsten
beykommen/ von den Politicis fürgeschrie-
ben/ darunter dann mit begriffen/ daß sie
für allen dingen sich bemühen müssen/ mehr
ihre eigene Sachen zu verthätigen/ als
frembde zu gewinnen. Die innerliche Ei-
nigkeit allhie zu behalten/ kostet grosse Mü-
he/ und dazu ist höchstnötig/ daß einem jeg-
lichen sein Recht bleibe/ und keinem zuge-
lassen werde/ daß er einen schwachen unter-
drücken könne/ daß also alle gleiche Frey-
heit und Sicherheit/ ob sie schon ungleiche
Güter haben. Die alten praetensionen
müssen ewig verschwiegen bleiben/ und wie
es jeglicher besitzet/ must ers hernach be-

halten.

des Teutſchen Reichs.

Teutſchen Stats alſo gleichſamb verhartet/
dz Teutſchland nicht ohne umbkehrung des
gantzen Regiments nach den Geſetzen eines
rechtmaͤſſigen Reichs koͤnne reformiret
werden. Es dienen aber einem ſolchen
Stat am beſten die jenige remedia, welche
denen Republiquen, ſo aus der vereini-
gung vieler Bunds genoſſen zuſammen ge-
wachſen/ und den Teutſchen am nechſten
beykommen/ von den Politicis fuͤrgeſchrie-
ben/ darunter dann mit begriffen/ daß ſie
fuͤr allen dingen ſich bemuͤhẽ muͤſſen/ mehr
ihre eigene Sachen zu verthaͤtigen/ als
frembde zu gewinnen. Die innerliche Ei-
nigkeit allhie zu behalten/ koſtet groſſe Muͤ-
he/ und dazu iſt hoͤchſtnoͤtig/ daß einem jeg-
lichen ſein Recht bleibe/ und keinem zuge-
laſſen weꝛde/ daß er einen ſchwachen unter-
druͤcken koͤnne/ daß alſo alle gleiche Frey-
heit und Sicherheit/ ob ſie ſchon ungleiche
Guͤter haben. Die alten prætenſionen
muͤſſen ewig verſchwiegen bleiben/ und wie
es jeglicher beſitzet/ muſt ers hernach be-

halten.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0309" n="287"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">des Teut&#x017F;chen Reichs.</hi></fw><lb/>
Teut&#x017F;chen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Stats</hi></hi> al&#x017F;o gleich&#x017F;amb verhartet/<lb/>
dz Teut&#x017F;chland nicht ohne umbkehrung des<lb/>
gantzen Regiments nach den Ge&#x017F;etzen eines<lb/>
rechtma&#x0364;&#x017F;&#x017F;igen Reichs ko&#x0364;nne <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">reformi</hi></hi>ret<lb/>
werden. Es dienen aber einem &#x017F;olchen<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Stat</hi></hi> am be&#x017F;ten die jenige <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">remedia,</hi></hi> welche<lb/>
denen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Republiquen,</hi></hi> &#x017F;o aus der vereini-<lb/>
gung vieler Bunds geno&#x017F;&#x017F;en zu&#x017F;ammen ge-<lb/>
wach&#x017F;en/ und den Teut&#x017F;chen am nech&#x017F;ten<lb/>
beykommen/ von den <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Politicis</hi></hi> fu&#x0364;rge&#x017F;chrie-<lb/>
ben/ darunter dann mit begriffen/ daß &#x017F;ie<lb/>
fu&#x0364;r allen dingen &#x017F;ich bemu&#x0364;he&#x0303; mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ mehr<lb/>
ihre eigene Sachen zu vertha&#x0364;tigen/ als<lb/>
frembde zu gewinnen. Die innerliche Ei-<lb/>
nigkeit allhie zu behalten/ ko&#x017F;tet gro&#x017F;&#x017F;e Mu&#x0364;-<lb/>
he/ und dazu i&#x017F;t ho&#x0364;ch&#x017F;tno&#x0364;tig/ daß einem jeg-<lb/>
lichen &#x017F;ein Recht bleibe/ und keinem zuge-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en we&#xA75B;de/ daß er einen &#x017F;chwachen unter-<lb/>
dru&#x0364;cken ko&#x0364;nne/ daß al&#x017F;o alle gleiche Frey-<lb/>
heit und Sicherheit/ ob &#x017F;ie &#x017F;chon ungleiche<lb/>
Gu&#x0364;ter haben. Die alten <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">præten&#x017F;ionen</hi></hi><lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en ewig ver&#x017F;chwiegen bleiben/ und wie<lb/>
es jeglicher be&#x017F;itzet/ mu&#x017F;t ers hernach be-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">halten.</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[287/0309] des Teutſchen Reichs. Teutſchen Stats alſo gleichſamb verhartet/ dz Teutſchland nicht ohne umbkehrung des gantzen Regiments nach den Geſetzen eines rechtmaͤſſigen Reichs koͤnne reformiret werden. Es dienen aber einem ſolchen Stat am beſten die jenige remedia, welche denen Republiquen, ſo aus der vereini- gung vieler Bunds genoſſen zuſammen ge- wachſen/ und den Teutſchen am nechſten beykommen/ von den Politicis fuͤrgeſchrie- ben/ darunter dann mit begriffen/ daß ſie fuͤr allen dingen ſich bemuͤhẽ muͤſſen/ mehr ihre eigene Sachen zu verthaͤtigen/ als frembde zu gewinnen. Die innerliche Ei- nigkeit allhie zu behalten/ koſtet groſſe Muͤ- he/ und dazu iſt hoͤchſtnoͤtig/ daß einem jeg- lichen ſein Recht bleibe/ und keinem zuge- laſſen weꝛde/ daß er einen ſchwachen unter- druͤcken koͤnne/ daß alſo alle gleiche Frey- heit und Sicherheit/ ob ſie ſchon ungleiche Guͤter haben. Die alten prætenſionen muͤſſen ewig verſchwiegen bleiben/ und wie es jeglicher beſitzet/ muſt ers hernach be- halten.

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_bericht_1667
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_bericht_1667/309
Zitationshilfe:	Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_bericht_1667/309>, abgerufen am 13.05.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.