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Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667.

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Vom Zustand
lichen Feinden haben. Deren biese/ weiß
nicht aus was aberglauben/ des alten
Sprichworts eingedenck zu seyn scheinen:
Man könne den Frantzosen wol zum Freun-
de/ aber nicht zum Nachbarn haben. Die
Dänen solten sich vielleicht nicht so sehr
schewen/ sich unter der Frantzosen Schutz
zu ergeben/ wenn ihnen nur dadurch die
vor den verhasten Schweden stetige Furcht
könte benommen werden. An der Schwe-
den Verbündniß scheinet viel gelegen zu
seyn/ vornemlich/ wenn sie einen streitba-
ren König haben. Es haben aber die ver-
ständigen schon längst gemercket/ daß zwar
die Frantzosen sich der Schweden Hülffe
nicht umbsonst bedienen wollen/ sondern
also/ daß was dadurch erworben/ allein zu
ihres Reichs Auffnehmen gereichen soll.
Dieses aber ist dem Frantzosen gar nicht
zu Kopffe/ daß die Schweden mit dem
Frantzösischen Gelde ihre eigene Macht
so weit fortsetzen/ und also hernach leicht-
lich der Frantzosen Freundschafft entbeh-

ren

Vom Zuſtand
lichen Feinden haben. Deren bieſe/ weiß
nicht aus was aberglauben/ des alten
Sprichwoꝛts eingedenck zu ſeyn ſcheinen:
Man koͤñe den Frantzoſen wol zum Freun-
de/ aber nicht zum Nachbarn haben. Die
Daͤnen ſolten ſich vielleicht nicht ſo ſehr
ſchewen/ ſich unter der Frantzoſen Schutz
zu ergeben/ wenn ihnen nur dadurch die
vor den veꝛhaſten Schweden ſtetige Fuꝛcht
koͤnte benommen werden. An der Schwe-
den Verbuͤndniß ſcheinet viel gelegen zu
ſeyn/ vornemlich/ wenn ſie einen ſtreitba-
ren Koͤnig haben. Es haben aber die ver-
ſtaͤndigen ſchon laͤngſt gemercket/ daß zwar
die Frantzoſen ſich der Schweden Huͤlffe
nicht umbſonſt bedienen wollen/ ſondern
alſo/ daß was dadurch erworben/ allein zu
ihres Reichs Auffnehmen gereichen ſoll.
Dieſes aber iſt dem Frantzoſen gar nicht
zu Kopffe/ daß die Schweden mit dem
Frantzoͤſiſchen Gelde ihre eigene Macht
ſo weit fortſetzen/ und alſo hernach leicht-
lich der Frantzoſen Freundſchafft entbeh-

ren
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[260/0282] Vom Zuſtand lichen Feinden haben. Deren bieſe/ weiß nicht aus was aberglauben/ des alten Sprichwoꝛts eingedenck zu ſeyn ſcheinen: Man koͤñe den Frantzoſen wol zum Freun- de/ aber nicht zum Nachbarn haben. Die Daͤnen ſolten ſich vielleicht nicht ſo ſehr ſchewen/ ſich unter der Frantzoſen Schutz zu ergeben/ wenn ihnen nur dadurch die vor den veꝛhaſten Schweden ſtetige Fuꝛcht koͤnte benommen werden. An der Schwe- den Verbuͤndniß ſcheinet viel gelegen zu ſeyn/ vornemlich/ wenn ſie einen ſtreitba- ren Koͤnig haben. Es haben aber die ver- ſtaͤndigen ſchon laͤngſt gemercket/ daß zwar die Frantzoſen ſich der Schweden Huͤlffe nicht umbſonſt bedienen wollen/ ſondern alſo/ daß was dadurch erworben/ allein zu ihres Reichs Auffnehmen gereichen ſoll. Dieſes aber iſt dem Frantzoſen gar nicht zu Kopffe/ daß die Schweden mit dem Frantzoͤſiſchen Gelde ihre eigene Macht ſo weit fortſetzen/ und alſo hernach leicht- lich der Frantzoſen Freundſchafft entbeh- ren

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Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_bericht_1667/282>, abgerufen am 24.11.2024.