Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787.6) Recurse u. Cerem. 1745-1748. sandten ließen sich sonder Zweifel auch solche an-treffen, welche die civilisirte Lebensart nicht erst zu Regensburg lernen dürften. Das mit den Haa- ren herbeygezogene Breviarium hätte aber wohl verschont bleiben können, um nicht mit der Lei- besnahrung und Neigung zum Spiele vergesell- schaftet zu werden." etc. -- Auch erklärte sich der Holländische Gesandte in einer neunten Schrift: "Er sey zwar bey den Comitialrangstreitigkeiten gleichgültig, und gedenke weder mit dieser oder je- ner Distinction oder Federschmeicheley Beute zu machen, noch sonst mit lächerlichen Rangdispü- ten sich abzugeben. Weil er aber in obigen Schrif- ten namentlich genannt sey, so stelle er dahin, ob der Verfasser der Incidentanmerkungen Ursache gehabt habe eines Theils so sonderbar zu doliren, daß die gräflichen Comitialgesandtschaften Aus- wärtigen gleichsam Preis gegeben würden, und andern Theils mit dem, was bey der Tafel selbst unverfänglich vorgegangen sey, sich selbst groß zu machen." etc. -- Endlich erschien noch die zehnte Schrift (des Bairischen Gesandten von Schneid): "Es sey pöbelhaft, in Dingen, womit nur Leute von der geringsten Sorte ihr albernes Religions- gespötte zu treiben pflegten, einem niederträchtigen scoptischen Witze die Zügel schießen zu laßen. Der verstellte Verfasser scheine zwar nicht im Brevia- rium, wohl aber in abgeschmackten Romanen sei- ne Gemüthsberuhigung zu finden. Am allermei- sten sey es eine unüberlegte Vermessenheit von ver- kauften allerhöchsten kaiserlichen Decreten etwas zu erwehnen." etc. -- Doch gnug mit die- ser Probe eines Comitialschriftwechsels von der Mit- P. Entw. d. Staatsverf. Th. III. E
6) Recurſe u. Cerem. 1745-1748. ſandten ließen ſich ſonder Zweifel auch ſolche an-treffen, welche die civiliſirte Lebensart nicht erſt zu Regensburg lernen duͤrften. Das mit den Haa- ren herbeygezogene Breviarium haͤtte aber wohl verſchont bleiben koͤnnen, um nicht mit der Lei- besnahrung und Neigung zum Spiele vergeſell- ſchaftet zu werden.” ꝛc. — Auch erklaͤrte ſich der Hollaͤndiſche Geſandte in einer neunten Schrift: “Er ſey zwar bey den Comitialrangſtreitigkeiten gleichguͤltig, und gedenke weder mit dieſer oder je- ner Diſtinction oder Federſchmeicheley Beute zu machen, noch ſonſt mit laͤcherlichen Rangdispuͤ- ten ſich abzugeben. Weil er aber in obigen Schrif- ten namentlich genannt ſey, ſo ſtelle er dahin, ob der Verfaſſer der Incidentanmerkungen Urſache gehabt habe eines Theils ſo ſonderbar zu doliren, daß die graͤflichen Comitialgeſandtſchaften Aus- waͤrtigen gleichſam Preis gegeben wuͤrden, und andern Theils mit dem, was bey der Tafel ſelbſt unverfaͤnglich vorgegangen ſey, ſich ſelbſt groß zu machen.” ꝛc. — Endlich erſchien noch die zehnte Schrift (des Bairiſchen Geſandten von Schneid): “Es ſey poͤbelhaft, in Dingen, womit nur Leute von der geringſten Sorte ihr albernes Religions- geſpoͤtte zu treiben pflegten, einem niedertraͤchtigen ſcoptiſchen Witze die Zuͤgel ſchießen zu laßen. Der verſtellte Verfaſſer ſcheine zwar nicht im Brevia- rium, wohl aber in abgeſchmackten Romanen ſei- ne Gemuͤthsberuhigung zu finden. Am allermei- ſten ſey es eine unuͤberlegte Vermeſſenheit von ver- kauften allerhoͤchſten kaiſerlichen Decreten etwas zu erwehnen.” ꝛc. — Doch gnug mit die- ſer Probe eines Comitialſchriftwechſels von der Mit- P. Entw. d. Staatsverf. Th. III. E
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0099" n="65"/><fw place="top" type="header">6) Recurſe u. Cerem. 1745-1748.</fw><lb/> ſandten ließen ſich ſonder Zweifel auch ſolche an-<lb/> treffen, welche die civiliſirte Lebensart nicht erſt zu<lb/> Regensburg lernen duͤrften. Das mit den Haa-<lb/> ren herbeygezogene Breviarium haͤtte aber wohl<lb/> verſchont bleiben koͤnnen, um nicht mit der Lei-<lb/> besnahrung und Neigung zum Spiele vergeſell-<lb/> ſchaftet zu werden.” ꝛc. — Auch erklaͤrte ſich der<lb/> Hollaͤndiſche Geſandte in einer <hi rendition="#fr">neunten</hi> Schrift:<lb/> “Er ſey zwar bey den Comitialrangſtreitigkeiten<lb/> gleichguͤltig, und gedenke weder mit dieſer oder je-<lb/> ner Diſtinction oder Federſchmeicheley Beute zu<lb/> machen, noch ſonſt mit laͤcherlichen Rangdispuͤ-<lb/> ten ſich abzugeben. Weil er aber in obigen Schrif-<lb/> ten namentlich genannt ſey, ſo ſtelle er dahin, ob<lb/> der Verfaſſer der Incidentanmerkungen Urſache<lb/> gehabt habe eines Theils ſo ſonderbar zu doliren,<lb/> daß die graͤflichen Comitialgeſandtſchaften Aus-<lb/> waͤrtigen gleichſam Preis gegeben wuͤrden, und<lb/> andern Theils mit dem, was bey der Tafel ſelbſt<lb/> unverfaͤnglich vorgegangen ſey, ſich ſelbſt groß zu<lb/> machen.” ꝛc. — Endlich erſchien noch die <hi rendition="#fr">zehnte</hi><lb/> Schrift (des Bairiſchen Geſandten von Schneid):<lb/> “Es ſey poͤbelhaft, in Dingen, womit nur Leute<lb/> von der geringſten Sorte ihr albernes Religions-<lb/> geſpoͤtte zu treiben pflegten, einem niedertraͤchtigen<lb/> ſcoptiſchen Witze die Zuͤgel ſchießen zu laßen. Der<lb/> verſtellte Verfaſſer ſcheine zwar nicht im Brevia-<lb/> rium, wohl aber in abgeſchmackten Romanen ſei-<lb/> ne Gemuͤthsberuhigung zu finden. Am allermei-<lb/> ſten ſey es eine unuͤberlegte Vermeſſenheit von ver-<lb/> kauften allerhoͤchſten kaiſerlichen Decreten etwas<lb/> zu erwehnen.” ꝛc. — Doch gnug mit die-<lb/> ſer Probe eines Comitialſchriftwechſels von der<lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">P. Entw. d. Staatsverf. Th.</hi><hi rendition="#aq">III.</hi> E</fw><fw place="bottom" type="catch">Mit-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [65/0099]
6) Recurſe u. Cerem. 1745-1748.
ſandten ließen ſich ſonder Zweifel auch ſolche an-
treffen, welche die civiliſirte Lebensart nicht erſt zu
Regensburg lernen duͤrften. Das mit den Haa-
ren herbeygezogene Breviarium haͤtte aber wohl
verſchont bleiben koͤnnen, um nicht mit der Lei-
besnahrung und Neigung zum Spiele vergeſell-
ſchaftet zu werden.” ꝛc. — Auch erklaͤrte ſich der
Hollaͤndiſche Geſandte in einer neunten Schrift:
“Er ſey zwar bey den Comitialrangſtreitigkeiten
gleichguͤltig, und gedenke weder mit dieſer oder je-
ner Diſtinction oder Federſchmeicheley Beute zu
machen, noch ſonſt mit laͤcherlichen Rangdispuͤ-
ten ſich abzugeben. Weil er aber in obigen Schrif-
ten namentlich genannt ſey, ſo ſtelle er dahin, ob
der Verfaſſer der Incidentanmerkungen Urſache
gehabt habe eines Theils ſo ſonderbar zu doliren,
daß die graͤflichen Comitialgeſandtſchaften Aus-
waͤrtigen gleichſam Preis gegeben wuͤrden, und
andern Theils mit dem, was bey der Tafel ſelbſt
unverfaͤnglich vorgegangen ſey, ſich ſelbſt groß zu
machen.” ꝛc. — Endlich erſchien noch die zehnte
Schrift (des Bairiſchen Geſandten von Schneid):
“Es ſey poͤbelhaft, in Dingen, womit nur Leute
von der geringſten Sorte ihr albernes Religions-
geſpoͤtte zu treiben pflegten, einem niedertraͤchtigen
ſcoptiſchen Witze die Zuͤgel ſchießen zu laßen. Der
verſtellte Verfaſſer ſcheine zwar nicht im Brevia-
rium, wohl aber in abgeſchmackten Romanen ſei-
ne Gemuͤthsberuhigung zu finden. Am allermei-
ſten ſey es eine unuͤberlegte Vermeſſenheit von ver-
kauften allerhoͤchſten kaiſerlichen Decreten etwas
zu erwehnen.” ꝛc. — Doch gnug mit die-
ſer Probe eines Comitialſchriftwechſels von der
Mit-
P. Entw. d. Staatsverf. Th. III. E
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung03_1787 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung03_1787/99 |
Zitationshilfe: | Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung03_1787/99>, abgerufen am 16.02.2025. |