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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787.

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6) Recurse u. Cerem. 1745-1748.
in die Zeiten zurückgehen, da selbst churfürstliche
und fürstliche noch im vorigen Jahrhunderte so ge-
nannt worden. Zu seiner Belehrung diene aber
nur zur Nachricht, daß Kaiser Carl der VII. den
Reichsgrafen die gesandtschaftlichen Rechte und
den gräflichen Ministern den Titel: Gesandre,
zulegen laßen, welche kaiserliche Verfügung hier
gnug Ziel und Maß gebe. Es stehe auch dahin,
ob nicht selbst den altfürstlichen Gesandten nach
den bekannten Widersprüchen, welche ihnen von
auswärtigen Republiken gemacht würden, es zum
Nachtheile gereichen müßte, wenn die Reichsgra-
fen, die mit den Fürsten ein Collegium ausmach-
ten, und gleicher Gebuhrt seyen, Auswärtigen so
zu reden Preis gegeben würden (t)."

Der Herr von Schwarzenau erwiederte in ei-XVI.
ner fünften Schrift: "Des weltlichen Fürsten-
standes Gesandtschaften würden, weil sie doch die
so genannte Leibesnahrung oder Leidenschaft zum
Spiele nach dem jetzigen Weltlaufe und civilisir-
ter Lebensart zu accommodiren wüßten, den ande-
ren statt dessen das Breviarium zu ihrer Gemüths-
beruhigung nach Belieben gerne überlaßen. In
Ansehung der gräflichen Bevollmächtigten könne
eine von dem vorigen kaiserlichen Hofe vielleicht
durch Geld erkaufte, von der jetzigen Churbairi-
schen Gesandtschaft bey Notification ihrer Legiti-
mation aber nicht beobachtete papierne Erhebung
oder angebliche Parification der gräflichen Depu-

tir-
(t) Das bezog sich darauf, weil der Herr von
Schwarzenau den Holländischen Gesandten vor
den gräflichen genannt hatte.

6) Recurſe u. Cerem. 1745-1748.
in die Zeiten zuruͤckgehen, da ſelbſt churfuͤrſtliche
und fuͤrſtliche noch im vorigen Jahrhunderte ſo ge-
nannt worden. Zu ſeiner Belehrung diene aber
nur zur Nachricht, daß Kaiſer Carl der VII. den
Reichsgrafen die geſandtſchaftlichen Rechte und
den graͤflichen Miniſtern den Titel: Geſandre,
zulegen laßen, welche kaiſerliche Verfuͤgung hier
gnug Ziel und Maß gebe. Es ſtehe auch dahin,
ob nicht ſelbſt den altfuͤrſtlichen Geſandten nach
den bekannten Widerſpruͤchen, welche ihnen von
auswaͤrtigen Republiken gemacht wuͤrden, es zum
Nachtheile gereichen muͤßte, wenn die Reichsgra-
fen, die mit den Fuͤrſten ein Collegium ausmach-
ten, und gleicher Gebuhrt ſeyen, Auswaͤrtigen ſo
zu reden Preis gegeben wuͤrden (t).”

Der Herr von Schwarzenau erwiederte in ei-XVI.
ner fuͤnften Schrift: “Des weltlichen Fuͤrſten-
ſtandes Geſandtſchaften wuͤrden, weil ſie doch die
ſo genannte Leibesnahrung oder Leidenſchaft zum
Spiele nach dem jetzigen Weltlaufe und civiliſir-
ter Lebensart zu accommodiren wuͤßten, den ande-
ren ſtatt deſſen das Breviarium zu ihrer Gemuͤths-
beruhigung nach Belieben gerne uͤberlaßen. In
Anſehung der graͤflichen Bevollmaͤchtigten koͤnne
eine von dem vorigen kaiſerlichen Hofe vielleicht
durch Geld erkaufte, von der jetzigen Churbairi-
ſchen Geſandtſchaft bey Notification ihrer Legiti-
mation aber nicht beobachtete papierne Erhebung
oder angebliche Parification der graͤflichen Depu-

tir-
(t) Das bezog ſich darauf, weil der Herr von
Schwarzenau den Hollaͤndiſchen Geſandten vor
den graͤflichen genannt hatte.
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[63/0097] 6) Recurſe u. Cerem. 1745-1748. in die Zeiten zuruͤckgehen, da ſelbſt churfuͤrſtliche und fuͤrſtliche noch im vorigen Jahrhunderte ſo ge- nannt worden. Zu ſeiner Belehrung diene aber nur zur Nachricht, daß Kaiſer Carl der VII. den Reichsgrafen die geſandtſchaftlichen Rechte und den graͤflichen Miniſtern den Titel: Geſandre, zulegen laßen, welche kaiſerliche Verfuͤgung hier gnug Ziel und Maß gebe. Es ſtehe auch dahin, ob nicht ſelbſt den altfuͤrſtlichen Geſandten nach den bekannten Widerſpruͤchen, welche ihnen von auswaͤrtigen Republiken gemacht wuͤrden, es zum Nachtheile gereichen muͤßte, wenn die Reichsgra- fen, die mit den Fuͤrſten ein Collegium ausmach- ten, und gleicher Gebuhrt ſeyen, Auswaͤrtigen ſo zu reden Preis gegeben wuͤrden (t).” Der Herr von Schwarzenau erwiederte in ei- ner fuͤnften Schrift: “Des weltlichen Fuͤrſten- ſtandes Geſandtſchaften wuͤrden, weil ſie doch die ſo genannte Leibesnahrung oder Leidenſchaft zum Spiele nach dem jetzigen Weltlaufe und civiliſir- ter Lebensart zu accommodiren wuͤßten, den ande- ren ſtatt deſſen das Breviarium zu ihrer Gemuͤths- beruhigung nach Belieben gerne uͤberlaßen. In Anſehung der graͤflichen Bevollmaͤchtigten koͤnne eine von dem vorigen kaiſerlichen Hofe vielleicht durch Geld erkaufte, von der jetzigen Churbairi- ſchen Geſandtſchaft bey Notification ihrer Legiti- mation aber nicht beobachtete papierne Erhebung oder angebliche Parification der graͤflichen Depu- tir- XVI. (t) Das bezog ſich darauf, weil der Herr von Schwarzenau den Hollaͤndiſchen Geſandten vor den graͤflichen genannt hatte.

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung03_1787/97>, abgerufen am 25.11.2024.