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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787.

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5) Regierungsantritt Franz d. I. 1745.
Wahl mit Widerspruch von Frankfurt weg. Sie
konnten aber der goldenen Bulle zufolge die übri-
gen an Vollziehung der Wahl nicht hindern. Da
es auch bald hernach mit dem Könige in Preussen
zum Frieden kam, der am 25. Dec. 1745. zu
Dresden
meist völlig auf den Fuß des Breslauer
Friedens geschlossen ward; so ließen beide Höfe,
vermöge eines besondern Artikels dieses Friedens,
von ihrem Widerspruche nach. Allen übrigen
Kriegsläuften machte hernach im Jahre 1748.
der Friede zu Aachen ein Ende, wo die Präli-
minarien von den Gesandten von Großbritannien,
Frankreich und den vereinigten Niederlanden schon
am 30. Apr. gezeichnet wurden. Der völlige Frie-
densschluß mit Beytritt des Wiener Hofes kam
erst in den letzten Tagen des Octobers zu Stande.
Vermöge dessen blieb es nun am Ende doch völlig
bey der pragmatischen Sanction, bis auf den ein-
zigen Punct, daß Don Philipp, ein jüngerer Sohn
des inzwischen verstorbenen Königs Philipps des
V. von Spanien, die Herzogthümer Parma, Pia-
cenza und Guastalla bekam.

Das Teutsche Reich hatte an allen den Krie-V.
gen keinen Theil genommen, konnte also auch
bey den Friedensschlüssen nicht als mitschließender
Theil in Betrachtung kommen. Doch schien dar-
in einiger Widerspruch zu liegen, daß man im
Jahre 1720. nöthig gefunden hatte, die in der
damaligen Quadrupelallianz beliebte Verfügung
über Toscana, Parma und Piacenza dem Reichs-
tage zur Genehmigung vorzulegen; jetzt aber an
eine reichstägliche Genehmigung der im Aachner
Frieden enthaltenen neuen Verfügung über Par-

ma,
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5) Regierungsantritt Franz d. I. 1745.
Wahl mit Widerſpruch von Frankfurt weg. Sie
konnten aber der goldenen Bulle zufolge die uͤbri-
gen an Vollziehung der Wahl nicht hindern. Da
es auch bald hernach mit dem Koͤnige in Preuſſen
zum Frieden kam, der am 25. Dec. 1745. zu
Dresden
meiſt voͤllig auf den Fuß des Breslauer
Friedens geſchloſſen ward; ſo ließen beide Hoͤfe,
vermoͤge eines beſondern Artikels dieſes Friedens,
von ihrem Widerſpruche nach. Allen uͤbrigen
Kriegslaͤuften machte hernach im Jahre 1748.
der Friede zu Aachen ein Ende, wo die Praͤli-
minarien von den Geſandten von Großbritannien,
Frankreich und den vereinigten Niederlanden ſchon
am 30. Apr. gezeichnet wurden. Der voͤllige Frie-
densſchluß mit Beytritt des Wiener Hofes kam
erſt in den letzten Tagen des Octobers zu Stande.
Vermoͤge deſſen blieb es nun am Ende doch voͤllig
bey der pragmatiſchen Sanction, bis auf den ein-
zigen Punct, daß Don Philipp, ein juͤngerer Sohn
des inzwiſchen verſtorbenen Koͤnigs Philipps des
V. von Spanien, die Herzogthuͤmer Parma, Pia-
cenza und Guaſtalla bekam.

Das Teutſche Reich hatte an allen den Krie-V.
gen keinen Theil genommen, konnte alſo auch
bey den Friedensſchluͤſſen nicht als mitſchließender
Theil in Betrachtung kommen. Doch ſchien dar-
in einiger Widerſpruch zu liegen, daß man im
Jahre 1720. noͤthig gefunden hatte, die in der
damaligen Quadrupelallianz beliebte Verfuͤgung
uͤber Toſcana, Parma und Piacenza dem Reichs-
tage zur Genehmigung vorzulegen; jetzt aber an
eine reichstaͤgliche Genehmigung der im Aachner
Frieden enthaltenen neuen Verfuͤgung uͤber Par-

ma,
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[39/0073] 5) Regierungsantritt Franz d. I. 1745. Wahl mit Widerſpruch von Frankfurt weg. Sie konnten aber der goldenen Bulle zufolge die uͤbri- gen an Vollziehung der Wahl nicht hindern. Da es auch bald hernach mit dem Koͤnige in Preuſſen zum Frieden kam, der am 25. Dec. 1745. zu Dresden meiſt voͤllig auf den Fuß des Breslauer Friedens geſchloſſen ward; ſo ließen beide Hoͤfe, vermoͤge eines beſondern Artikels dieſes Friedens, von ihrem Widerſpruche nach. Allen uͤbrigen Kriegslaͤuften machte hernach im Jahre 1748. der Friede zu Aachen ein Ende, wo die Praͤli- minarien von den Geſandten von Großbritannien, Frankreich und den vereinigten Niederlanden ſchon am 30. Apr. gezeichnet wurden. Der voͤllige Frie- densſchluß mit Beytritt des Wiener Hofes kam erſt in den letzten Tagen des Octobers zu Stande. Vermoͤge deſſen blieb es nun am Ende doch voͤllig bey der pragmatiſchen Sanction, bis auf den ein- zigen Punct, daß Don Philipp, ein juͤngerer Sohn des inzwiſchen verſtorbenen Koͤnigs Philipps des V. von Spanien, die Herzogthuͤmer Parma, Pia- cenza und Guaſtalla bekam. Das Teutſche Reich hatte an allen den Krie- gen keinen Theil genommen, konnte alſo auch bey den Friedensſchluͤſſen nicht als mitſchließender Theil in Betrachtung kommen. Doch ſchien dar- in einiger Widerſpruch zu liegen, daß man im Jahre 1720. noͤthig gefunden hatte, die in der damaligen Quadrupelallianz beliebte Verfuͤgung uͤber Toſcana, Parma und Piacenza dem Reichs- tage zur Genehmigung vorzulegen; jetzt aber an eine reichstaͤgliche Genehmigung der im Aachner Frieden enthaltenen neuen Verfuͤgung uͤber Par- ma, V. C 4

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung03_1787/73>, abgerufen am 24.11.2024.