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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787.

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5) Manchfaltigk. d. bes. T. Staaten.
die Burg Friedberg in der Wetterau noch jetzt zum
Beyspiele einer solchen Stiftung dienen kann (u).

In anderen Fällen haben sich mehrere LinienVII.
eines reichsständischen Hauses bisweilen auf ge-
wisse Abwechselungen oder so genannte Mutschie-
rungen verglichen, vermöge deren mehrere Herren
von einem Jahre zum andern, oder auch von sechs
zu sechs oder einer andern bestimmten Anzahl Jahre
in der Regierung abzuwechseln haben. So gibt

es
(u) Die Burg Friedberg, die von einer bey
der Reichsstadt Friedberg in der Wetterau gelege-
nen Burg ihren Namen hat, besteht aus einer
unbestimmten Anzahl adelicher Burgmänner von
beiden Religionen, von welchen der Landcomman-
deur des Teutschen Ordens zu Marburg immer der
erste, der Commandeur zu Frankfurt am Main
der zweyte ist. Außerdem kann ein jeder, der auch
nur mütterlicher Seite von einem Burgmanne ab-
stammt, und die Ahnenprobe berichtiget, begeh-
ren als Burgmann aufgenommen zu werden.
Dann sind aber zwölf so genannte Regimentsburg-
männer in gleicher Anzahl beider Religionen, aus
welchen immer auf drey Jahre zwey Baumeister
erwehlet werden. Und endlich wird der Burggraf
als das Haupt der ganzen Burg jedesmal auf
Zeitlebens erwehlt und vom Kaiser bestätiget. Die
Einkünfte der Burg werden auf 20. tausend Gul-
den geschätzt, wovon der Burggraf 6000. Fl. nebst
der Jagd und anderen Vortheilen zu genießen hat.
Seit 1769. ist die Burg mit einem eignen kaiserli-
chen Josephsorden begnadiget, wovon das Or-
denszeichen an einem blauen schwarz geränderten
Bande getragen wird, mit der Umschrift virtutis
auitae aemuli,
und imperatoris auspiciis lege im-
perii conseruamur.
Die Burg an sich gehört zu
den unmittelbaren Gliedern des Reichs.
P. Entw. d. Staatsverf. Th. III. T

5) Manchfaltigk. d. beſ. T. Staaten.
die Burg Friedberg in der Wetterau noch jetzt zum
Beyſpiele einer ſolchen Stiftung dienen kann (u).

In anderen Faͤllen haben ſich mehrere LinienVII.
eines reichsſtaͤndiſchen Hauſes bisweilen auf ge-
wiſſe Abwechſelungen oder ſo genannte Mutſchie-
rungen verglichen, vermoͤge deren mehrere Herren
von einem Jahre zum andern, oder auch von ſechs
zu ſechs oder einer andern beſtimmten Anzahl Jahre
in der Regierung abzuwechſeln haben. So gibt

es
(u) Die Burg Friedberg, die von einer bey
der Reichsſtadt Friedberg in der Wetterau gelege-
nen Burg ihren Namen hat, beſteht aus einer
unbeſtimmten Anzahl adelicher Burgmaͤnner von
beiden Religionen, von welchen der Landcomman-
deur des Teutſchen Ordens zu Marburg immer der
erſte, der Commandeur zu Frankfurt am Main
der zweyte iſt. Außerdem kann ein jeder, der auch
nur muͤtterlicher Seite von einem Burgmanne ab-
ſtammt, und die Ahnenprobe berichtiget, begeh-
ren als Burgmann aufgenommen zu werden.
Dann ſind aber zwoͤlf ſo genannte Regimentsburg-
maͤnner in gleicher Anzahl beider Religionen, aus
welchen immer auf drey Jahre zwey Baumeiſter
erwehlet werden. Und endlich wird der Burggraf
als das Haupt der ganzen Burg jedesmal auf
Zeitlebens erwehlt und vom Kaiſer beſtaͤtiget. Die
Einkuͤnfte der Burg werden auf 20. tauſend Gul-
den geſchaͤtzt, wovon der Burggraf 6000. Fl. nebſt
der Jagd und anderen Vortheilen zu genießen hat.
Seit 1769. iſt die Burg mit einem eignen kaiſerli-
chen Joſephsorden begnadiget, wovon das Or-
denszeichen an einem blauen ſchwarz geraͤnderten
Bande getragen wird, mit der Umſchrift virtutis
auitae aemuli,
und imperatoris auſpiciis lege im-
perii conſeruamur.
Die Burg an ſich gehoͤrt zu
den unmittelbaren Gliedern des Reichs.
P. Entw. d. Staatsverf. Th. III. T
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[289/0323] 5) Manchfaltigk. d. beſ. T. Staaten. die Burg Friedberg in der Wetterau noch jetzt zum Beyſpiele einer ſolchen Stiftung dienen kann (u). In anderen Faͤllen haben ſich mehrere Linien eines reichsſtaͤndiſchen Hauſes bisweilen auf ge- wiſſe Abwechſelungen oder ſo genannte Mutſchie- rungen verglichen, vermoͤge deren mehrere Herren von einem Jahre zum andern, oder auch von ſechs zu ſechs oder einer andern beſtimmten Anzahl Jahre in der Regierung abzuwechſeln haben. So gibt es VII. (u) Die Burg Friedberg, die von einer bey der Reichsſtadt Friedberg in der Wetterau gelege- nen Burg ihren Namen hat, beſteht aus einer unbeſtimmten Anzahl adelicher Burgmaͤnner von beiden Religionen, von welchen der Landcomman- deur des Teutſchen Ordens zu Marburg immer der erſte, der Commandeur zu Frankfurt am Main der zweyte iſt. Außerdem kann ein jeder, der auch nur muͤtterlicher Seite von einem Burgmanne ab- ſtammt, und die Ahnenprobe berichtiget, begeh- ren als Burgmann aufgenommen zu werden. Dann ſind aber zwoͤlf ſo genannte Regimentsburg- maͤnner in gleicher Anzahl beider Religionen, aus welchen immer auf drey Jahre zwey Baumeiſter erwehlet werden. Und endlich wird der Burggraf als das Haupt der ganzen Burg jedesmal auf Zeitlebens erwehlt und vom Kaiſer beſtaͤtiget. Die Einkuͤnfte der Burg werden auf 20. tauſend Gul- den geſchaͤtzt, wovon der Burggraf 6000. Fl. nebſt der Jagd und anderen Vortheilen zu genießen hat. Seit 1769. iſt die Burg mit einem eignen kaiſerli- chen Joſephsorden begnadiget, wovon das Or- denszeichen an einem blauen ſchwarz geraͤnderten Bande getragen wird, mit der Umſchrift virtutis auitae aemuli, und imperatoris auſpiciis lege im- perii conſeruamur. Die Burg an ſich gehoͤrt zu den unmittelbaren Gliedern des Reichs. P. Entw. d. Staatsverf. Th. III. T

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung03_1787/323>, abgerufen am 09.05.2024.