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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787.

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6) Bairischer Krieg etc. 1778. 1779.
darauf hinaus laufe, daß man von Seiten des
Wiener Hofes alte Ansprüche, die mehrere Jahr-
hunderte aus der Acht gelaßen, und in dem West-
phälischen Frieden vergessen worden, gegenwär-
tig, eben diesem Frieden, der den Grund und
die Schutzwehr der Teutschen Reichsverfassung
ausmache, zuwider, geltend machen wolle; fer-
ner, daß die Art, wie man diese Ansprüche aus-
geführet, diesem feierlichen und heiligen Frieden
noch mehr entgegen sey; endlich, daß durch den
Krieg, der jene erste Schritte des Wiener Hofes
unterstützen solle, die ganze Reichsverfassung in
augenscheinliche Gefahr gesetzet werde, und daß
aus dessen Umsturz eine gewaltsame Erschütterung
für alle an Teutschland gränzende Staaten, eine
Verrückung der Ordnung und des Gleichgewichts
für ganz Europa, und daher eine mögliche Ge-
fahr für das Russische Reich, wäre solches auch
erst in den entferntesten Zeiten, entstehen würde;
welche ein weiser und guter Regent voraussehen
müßte, und in welchem Stücke der Russische Hof
keine andere Grundsätze und Maximen annehmen
könne, als die der kaiserlich königliche Hof in glei-
chen Fällen selbst befolgen würde."

"Die Russische Kaiserinn ersuche also die Kai-IX.
serinn Königinn und den Kaiser, allen Grund-
sätzen von Billigkeit und Gesinnungen von Mensch-
lichkeit, die ihnen so natürlich seyen, gemäß, den
gegenwärtigen Unruhen des Teutschen Reichs ein
Ende zu machen, und sich mit dem Könige in
Preussen, und den übrigen interessirten Theilen,
wegen der Bairischen Erbfolge, den Gesetzen des
Reichs und dessen Verfassung gemäß, auf eine

gesetz-

6) Bairiſcher Krieg ꝛc. 1778. 1779.
darauf hinaus laufe, daß man von Seiten des
Wiener Hofes alte Anſpruͤche, die mehrere Jahr-
hunderte aus der Acht gelaßen, und in dem Weſt-
phaͤliſchen Frieden vergeſſen worden, gegenwaͤr-
tig, eben dieſem Frieden, der den Grund und
die Schutzwehr der Teutſchen Reichsverfaſſung
ausmache, zuwider, geltend machen wolle; fer-
ner, daß die Art, wie man dieſe Anſpruͤche aus-
gefuͤhret, dieſem feierlichen und heiligen Frieden
noch mehr entgegen ſey; endlich, daß durch den
Krieg, der jene erſte Schritte des Wiener Hofes
unterſtuͤtzen ſolle, die ganze Reichsverfaſſung in
augenſcheinliche Gefahr geſetzet werde, und daß
aus deſſen Umſturz eine gewaltſame Erſchuͤtterung
fuͤr alle an Teutſchland graͤnzende Staaten, eine
Verruͤckung der Ordnung und des Gleichgewichts
fuͤr ganz Europa, und daher eine moͤgliche Ge-
fahr fuͤr das Ruſſiſche Reich, waͤre ſolches auch
erſt in den entfernteſten Zeiten, entſtehen wuͤrde;
welche ein weiſer und guter Regent vorausſehen
muͤßte, und in welchem Stuͤcke der Ruſſiſche Hof
keine andere Grundſaͤtze und Maximen annehmen
koͤnne, als die der kaiſerlich koͤnigliche Hof in glei-
chen Faͤllen ſelbſt befolgen wuͤrde.”

”Die Ruſſiſche Kaiſerinn erſuche alſo die Kai-IX.
ſerinn Koͤniginn und den Kaiſer, allen Grund-
ſaͤtzen von Billigkeit und Geſinnungen von Menſch-
lichkeit, die ihnen ſo natuͤrlich ſeyen, gemaͤß, den
gegenwaͤrtigen Unruhen des Teutſchen Reichs ein
Ende zu machen, und ſich mit dem Koͤnige in
Preuſſen, und den uͤbrigen intereſſirten Theilen,
wegen der Bairiſchen Erbfolge, den Geſetzen des
Reichs und deſſen Verfaſſung gemaͤß, auf eine

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[191/0225] 6) Bairiſcher Krieg ꝛc. 1778. 1779. darauf hinaus laufe, daß man von Seiten des Wiener Hofes alte Anſpruͤche, die mehrere Jahr- hunderte aus der Acht gelaßen, und in dem Weſt- phaͤliſchen Frieden vergeſſen worden, gegenwaͤr- tig, eben dieſem Frieden, der den Grund und die Schutzwehr der Teutſchen Reichsverfaſſung ausmache, zuwider, geltend machen wolle; fer- ner, daß die Art, wie man dieſe Anſpruͤche aus- gefuͤhret, dieſem feierlichen und heiligen Frieden noch mehr entgegen ſey; endlich, daß durch den Krieg, der jene erſte Schritte des Wiener Hofes unterſtuͤtzen ſolle, die ganze Reichsverfaſſung in augenſcheinliche Gefahr geſetzet werde, und daß aus deſſen Umſturz eine gewaltſame Erſchuͤtterung fuͤr alle an Teutſchland graͤnzende Staaten, eine Verruͤckung der Ordnung und des Gleichgewichts fuͤr ganz Europa, und daher eine moͤgliche Ge- fahr fuͤr das Ruſſiſche Reich, waͤre ſolches auch erſt in den entfernteſten Zeiten, entſtehen wuͤrde; welche ein weiſer und guter Regent vorausſehen muͤßte, und in welchem Stuͤcke der Ruſſiſche Hof keine andere Grundſaͤtze und Maximen annehmen koͤnne, als die der kaiſerlich koͤnigliche Hof in glei- chen Faͤllen ſelbſt befolgen wuͤrde.” ”Die Ruſſiſche Kaiſerinn erſuche alſo die Kai- ſerinn Koͤniginn und den Kaiſer, allen Grund- ſaͤtzen von Billigkeit und Geſinnungen von Menſch- lichkeit, die ihnen ſo natuͤrlich ſeyen, gemaͤß, den gegenwaͤrtigen Unruhen des Teutſchen Reichs ein Ende zu machen, und ſich mit dem Koͤnige in Preuſſen, und den uͤbrigen intereſſirten Theilen, wegen der Bairiſchen Erbfolge, den Geſetzen des Reichs und deſſen Verfaſſung gemaͤß, auf eine geſetz- IX.

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung03_1787/225>, abgerufen am 24.11.2024.