Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

XIII. Joseph II. 1764-1786.
statt deren die bey Römischen Königen gewöhnliche
Erinnerung, bey Lebzeiten des Kaisers ohne dessen
ausdrücklichen Auftrag und Einwilligung der Re-
gierung sich nicht zu unterziehen, eingerückt wur-
de (i). (Sollte einmal wieder ein Interregnum
entstehen, würde alsdann in der kaiserlichen Wahl-
capitulation ohne Zweifel jene Stelle von den Col-
legialschreiben wieder Platz finden.)


III.

Der Kaiser hatte diesmal an das churfürstli-
che Collegium zwey Commissarien geschickt, den
Fürsten Wenzel von Lichtenstein, und den Reichs-
hofrath Freyherrn von Bartenstein; nicht, wie es
am Reichstage gewöhnlich ist, den einen als Prin-
cipalcommissarien, den andern als Concommissa-
rien; sondern beide in gleicher Eigenschaft. Da-
durch ward gewisser maßen das zum Herkommen
gemacht, daß jene Einschränkung nur dem Reichs-
tage eigen blieb, außer demselben hingegen meh-
rere kaiserliche Commissarien an einem Orte zu-
gleich seyn konnten.


IV.

Bey der Ankunft des Fürsten von Lichtenstein
hatte ihn die Stadt Frankfurt mit hundert Cano-
nenschüssen
begrüßen laßen. Als hernach die
geistlichen Churfürsten, wie auch der Churfürst von
der Pfalz, sich persönlich zu Frankfurt einfanden,
mußten denselben zu Ehren, anstatt daß sonst ein
jeder Churfürst nur mit 24. Schüssen beehret wor-
den war, nunmehr 125. Schüsse geschehen; wie-
wohl gegen eine Versicherung, daß es nur für die-
sesmal ohne Folge für die Zukunft so gehalten wer-
den sollte.


Ehe-
(i) Wahlcap. (1764.) Art. 30. §. 3.

XIII. Joſeph II. 1764-1786.
ſtatt deren die bey Roͤmiſchen Koͤnigen gewoͤhnliche
Erinnerung, bey Lebzeiten des Kaiſers ohne deſſen
ausdruͤcklichen Auftrag und Einwilligung der Re-
gierung ſich nicht zu unterziehen, eingeruͤckt wur-
de (i). (Sollte einmal wieder ein Interregnum
entſtehen, wuͤrde alsdann in der kaiſerlichen Wahl-
capitulation ohne Zweifel jene Stelle von den Col-
legialſchreiben wieder Platz finden.)


III.

Der Kaiſer hatte diesmal an das churfuͤrſtli-
che Collegium zwey Commiſſarien geſchickt, den
Fuͤrſten Wenzel von Lichtenſtein, und den Reichs-
hofrath Freyherrn von Bartenſtein; nicht, wie es
am Reichstage gewoͤhnlich iſt, den einen als Prin-
cipalcommiſſarien, den andern als Concommiſſa-
rien; ſondern beide in gleicher Eigenſchaft. Da-
durch ward gewiſſer maßen das zum Herkommen
gemacht, daß jene Einſchraͤnkung nur dem Reichs-
tage eigen blieb, außer demſelben hingegen meh-
rere kaiſerliche Commiſſarien an einem Orte zu-
gleich ſeyn konnten.


IV.

Bey der Ankunft des Fuͤrſten von Lichtenſtein
hatte ihn die Stadt Frankfurt mit hundert Cano-
nenſchuͤſſen
begruͤßen laßen. Als hernach die
geiſtlichen Churfuͤrſten, wie auch der Churfuͤrſt von
der Pfalz, ſich perſoͤnlich zu Frankfurt einfanden,
mußten denſelben zu Ehren, anſtatt daß ſonſt ein
jeder Churfuͤrſt nur mit 24. Schuͤſſen beehret wor-
den war, nunmehr 125. Schuͤſſe geſchehen; wie-
wohl gegen eine Verſicherung, daß es nur fuͤr die-
ſesmal ohne Folge fuͤr die Zukunft ſo gehalten wer-
den ſollte.


Ehe-
(i) Wahlcap. (1764.) Art. 30. §. 3.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0150" n="116"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">XIII.</hi> Jo&#x017F;eph <hi rendition="#aq">II.</hi> 1764-1786.</fw><lb/>
&#x017F;tatt deren die bey Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Ko&#x0364;nigen gewo&#x0364;hnliche<lb/>
Erinnerung, bey Lebzeiten des Kai&#x017F;ers ohne de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
ausdru&#x0364;cklichen Auftrag und Einwilligung der Re-<lb/>
gierung &#x017F;ich nicht zu unterziehen, eingeru&#x0364;ckt wur-<lb/>
de <note place="foot" n="(i)">Wahlcap. (1764.) Art. 30. §. 3.</note>. (Sollte einmal wieder ein Interregnum<lb/>
ent&#x017F;tehen, wu&#x0364;rde alsdann in der kai&#x017F;erlichen Wahl-<lb/>
capitulation ohne Zweifel jene Stelle von den Col-<lb/>
legial&#x017F;chreiben wieder Platz finden.)</p><lb/>
          <note place="left"> <hi rendition="#aq">III.</hi> </note>
          <p>Der <hi rendition="#fr">Kai&#x017F;er</hi> hatte diesmal an das churfu&#x0364;r&#x017F;tli-<lb/>
che Collegium <hi rendition="#fr">zwey Commi&#x017F;&#x017F;arien</hi> ge&#x017F;chickt, den<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;ten Wenzel von Lichten&#x017F;tein, und den Reichs-<lb/>
hofrath Freyherrn von Barten&#x017F;tein; nicht, wie es<lb/>
am Reichstage gewo&#x0364;hnlich i&#x017F;t, den einen als Prin-<lb/>
cipalcommi&#x017F;&#x017F;arien, den andern als Concommi&#x017F;&#x017F;a-<lb/>
rien; &#x017F;ondern beide in gleicher Eigen&#x017F;chaft. Da-<lb/>
durch ward gewi&#x017F;&#x017F;er maßen das zum Herkommen<lb/>
gemacht, daß jene Ein&#x017F;chra&#x0364;nkung nur dem Reichs-<lb/>
tage eigen blieb, außer dem&#x017F;elben hingegen meh-<lb/>
rere kai&#x017F;erliche Commi&#x017F;&#x017F;arien an einem Orte zu-<lb/>
gleich &#x017F;eyn konnten.</p><lb/>
          <note place="left"> <hi rendition="#aq">IV.</hi> </note>
          <p>Bey der Ankunft des Fu&#x0364;r&#x017F;ten von Lichten&#x017F;tein<lb/>
hatte ihn die Stadt Frankfurt mit hundert <hi rendition="#fr">Cano-<lb/>
nen&#x017F;chu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en</hi> begru&#x0364;ßen laßen. Als hernach die<lb/>
gei&#x017F;tlichen Churfu&#x0364;r&#x017F;ten, wie auch der Churfu&#x0364;r&#x017F;t von<lb/>
der Pfalz, &#x017F;ich per&#x017F;o&#x0364;nlich zu Frankfurt einfanden,<lb/>
mußten den&#x017F;elben zu Ehren, an&#x017F;tatt daß &#x017F;on&#x017F;t ein<lb/>
jeder Churfu&#x0364;r&#x017F;t nur mit 24. Schu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en beehret wor-<lb/>
den war, nunmehr 125. Schu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e ge&#x017F;chehen; wie-<lb/>
wohl gegen eine Ver&#x017F;icherung, daß es nur fu&#x0364;r die-<lb/>
&#x017F;esmal ohne Folge fu&#x0364;r die Zukunft &#x017F;o gehalten wer-<lb/>
den &#x017F;ollte.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Ehe-</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[116/0150] XIII. Joſeph II. 1764-1786. ſtatt deren die bey Roͤmiſchen Koͤnigen gewoͤhnliche Erinnerung, bey Lebzeiten des Kaiſers ohne deſſen ausdruͤcklichen Auftrag und Einwilligung der Re- gierung ſich nicht zu unterziehen, eingeruͤckt wur- de (i). (Sollte einmal wieder ein Interregnum entſtehen, wuͤrde alsdann in der kaiſerlichen Wahl- capitulation ohne Zweifel jene Stelle von den Col- legialſchreiben wieder Platz finden.) Der Kaiſer hatte diesmal an das churfuͤrſtli- che Collegium zwey Commiſſarien geſchickt, den Fuͤrſten Wenzel von Lichtenſtein, und den Reichs- hofrath Freyherrn von Bartenſtein; nicht, wie es am Reichstage gewoͤhnlich iſt, den einen als Prin- cipalcommiſſarien, den andern als Concommiſſa- rien; ſondern beide in gleicher Eigenſchaft. Da- durch ward gewiſſer maßen das zum Herkommen gemacht, daß jene Einſchraͤnkung nur dem Reichs- tage eigen blieb, außer demſelben hingegen meh- rere kaiſerliche Commiſſarien an einem Orte zu- gleich ſeyn konnten. Bey der Ankunft des Fuͤrſten von Lichtenſtein hatte ihn die Stadt Frankfurt mit hundert Cano- nenſchuͤſſen begruͤßen laßen. Als hernach die geiſtlichen Churfuͤrſten, wie auch der Churfuͤrſt von der Pfalz, ſich perſoͤnlich zu Frankfurt einfanden, mußten denſelben zu Ehren, anſtatt daß ſonſt ein jeder Churfuͤrſt nur mit 24. Schuͤſſen beehret wor- den war, nunmehr 125. Schuͤſſe geſchehen; wie- wohl gegen eine Verſicherung, daß es nur fuͤr die- ſesmal ohne Folge fuͤr die Zukunft ſo gehalten wer- den ſollte. Ehe- (i) Wahlcap. (1764.) Art. 30. §. 3.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung03_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung03_1787/150
Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung03_1787/150>, abgerufen am 23.11.2024.