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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787.

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XII. Franz der I. 1748-1764.
1745. zwischen den Höfen zu Wien und Dresden
ein geheimer Vertrag zu Leipzig geschlossen
worden, worin die Abrede genommen ward, bei-
derseits nicht eher die Waffen niederzulegen, als
bis man nicht allein ganz Schlesien und die Graf-
schaft Glatz wieder erobert, sondern auch den Kö-
nig in Preussen noch weiter heruntergebracht haben
würde. Insonderheit wünschte man ausser der
Wiedererlangung von Schlesien und Glatz noch
das Herzogthum Magdeburg, den dazu gehörigen
Saalkreis, das Fürstenthum Crossen, nebst dem
darunter begriffenen Züllichauer Kreise, und des
Hauses Brandenburg in der Lausitz gelegene Böh-
mische Lehne, nehmlich Cotbus, Priz, Storkau,
Breskau, Sommerfeld und andere dazu gehörige
Orte und Länder zu erobern. Worüber dann zum
voraus schon verabredet ward, was dem Hause
Sachsen davon zu Theile werden sollte, nachdem
das Glück der Waffen zu mehr oder weniger hier
beschriebenen Eroberungen beförderlich seyn wür-
de. Bey diesem Vertrage war in so weit nichts
zu erinnern, als derselbe währenden Krieges ge-
schlossen war, da nur das Glück der Waffen das
Urtheil darüber sprechen mußte.


II.

Nachdem aber am 25. Dec. 1745. sowohl das
Haus Oesterreich als Chursachsen den Dresdner
Frieden dahin geschlossen hatte, daß der König so-
wohl Schlesien und Glatz als alle seine übrige Län-
der und Staaten behielt; so ward am 22. May
1746. zwischen den Höfen zu Wien und Peters-
burg ein neues Bündniß geschlossen, und in ei-
nem demselben beygefügten geheimen Separat-
artikel
von Seiten des Wiener Hofes zwar erklä-

ret,

XII. Franz der I. 1748-1764.
1745. zwiſchen den Hoͤfen zu Wien und Dresden
ein geheimer Vertrag zu Leipzig geſchloſſen
worden, worin die Abrede genommen ward, bei-
derſeits nicht eher die Waffen niederzulegen, als
bis man nicht allein ganz Schleſien und die Graf-
ſchaft Glatz wieder erobert, ſondern auch den Koͤ-
nig in Preuſſen noch weiter heruntergebracht haben
wuͤrde. Inſonderheit wuͤnſchte man auſſer der
Wiedererlangung von Schleſien und Glatz noch
das Herzogthum Magdeburg, den dazu gehoͤrigen
Saalkreis, das Fuͤrſtenthum Croſſen, nebſt dem
darunter begriffenen Zuͤllichauer Kreiſe, und des
Hauſes Brandenburg in der Lauſitz gelegene Boͤh-
miſche Lehne, nehmlich Cotbus, Priz, Storkau,
Breskau, Sommerfeld und andere dazu gehoͤrige
Orte und Laͤnder zu erobern. Woruͤber dann zum
voraus ſchon verabredet ward, was dem Hauſe
Sachſen davon zu Theile werden ſollte, nachdem
das Gluͤck der Waffen zu mehr oder weniger hier
beſchriebenen Eroberungen befoͤrderlich ſeyn wuͤr-
de. Bey dieſem Vertrage war in ſo weit nichts
zu erinnern, als derſelbe waͤhrenden Krieges ge-
ſchloſſen war, da nur das Gluͤck der Waffen das
Urtheil daruͤber ſprechen mußte.


II.

Nachdem aber am 25. Dec. 1745. ſowohl das
Haus Oeſterreich als Churſachſen den Dresdner
Frieden dahin geſchloſſen hatte, daß der Koͤnig ſo-
wohl Schleſien und Glatz als alle ſeine uͤbrige Laͤn-
der und Staaten behielt; ſo ward am 22. May
1746. zwiſchen den Hoͤfen zu Wien und Peters-
burg ein neues Buͤndniß geſchloſſen, und in ei-
nem demſelben beygefuͤgten geheimen Separat-
artikel
von Seiten des Wiener Hofes zwar erklaͤ-

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[88/0122] XII. Franz der I. 1748-1764. 1745. zwiſchen den Hoͤfen zu Wien und Dresden ein geheimer Vertrag zu Leipzig geſchloſſen worden, worin die Abrede genommen ward, bei- derſeits nicht eher die Waffen niederzulegen, als bis man nicht allein ganz Schleſien und die Graf- ſchaft Glatz wieder erobert, ſondern auch den Koͤ- nig in Preuſſen noch weiter heruntergebracht haben wuͤrde. Inſonderheit wuͤnſchte man auſſer der Wiedererlangung von Schleſien und Glatz noch das Herzogthum Magdeburg, den dazu gehoͤrigen Saalkreis, das Fuͤrſtenthum Croſſen, nebſt dem darunter begriffenen Zuͤllichauer Kreiſe, und des Hauſes Brandenburg in der Lauſitz gelegene Boͤh- miſche Lehne, nehmlich Cotbus, Priz, Storkau, Breskau, Sommerfeld und andere dazu gehoͤrige Orte und Laͤnder zu erobern. Woruͤber dann zum voraus ſchon verabredet ward, was dem Hauſe Sachſen davon zu Theile werden ſollte, nachdem das Gluͤck der Waffen zu mehr oder weniger hier beſchriebenen Eroberungen befoͤrderlich ſeyn wuͤr- de. Bey dieſem Vertrage war in ſo weit nichts zu erinnern, als derſelbe waͤhrenden Krieges ge- ſchloſſen war, da nur das Gluͤck der Waffen das Urtheil daruͤber ſprechen mußte. Nachdem aber am 25. Dec. 1745. ſowohl das Haus Oeſterreich als Churſachſen den Dresdner Frieden dahin geſchloſſen hatte, daß der Koͤnig ſo- wohl Schleſien und Glatz als alle ſeine uͤbrige Laͤn- der und Staaten behielt; ſo ward am 22. May 1746. zwiſchen den Hoͤfen zu Wien und Peters- burg ein neues Buͤndniß geſchloſſen, und in ei- nem demſelben beygefuͤgten geheimen Separat- artikel von Seiten des Wiener Hofes zwar erklaͤ- ret,

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung03_1787/122>, abgerufen am 27.04.2024.