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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787.

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XII. Franz der I. 1748-1764.
Bedürfniß seyn würde. Nun mochten die Höfe,
welche dem Leipziger Fuße getreu waren, soviel
Silber münzen, als sie wollten; so wurde es doch
in kurzem unsichtbar und gegen Holländische Du-
caten und Französische alte Louisdor ausgewech-
selt. So zogen auswärtige Handlungsgesellschaf-
ten, die Silber mit Vortheil nach anderen Welt-
theilen zu schicken hatten, dasselbe großentheils aus
Teutschland. Daraus erwuchs für den Teutschen
Handel ein so großer Verlust, als hingegen die
Holländer und Franzosen desto größeren Vortheil
davon zu ziehen wußten.


IV.

Endlich fand ein dieser Sachen kundiger Mann
(Johann Philipp Graumann,) der in Hollän-
dischen großen Handlungshäusern gedient hatte,
Gelegenheit, zu Braunschweig von diesen Grund-
sätzen etwas zu äußern. Auf dessen Vorschlag
fieng man zu Braunschweig an, die Mark Sil-
ber nicht mehr nach Vorschrift des Leipziger Fußes
zu 18., sondern zu 20. Gulden auszumünzen,
auch einheimische Goldstücke zu 5 Rthlr. zu prä-
gen. Im Anfange machte das bey den übrigen
Mitgenossen des Leipziger Fußes großes Aufsehen.
Aber auf eine in Druck gegebene Rechtfertigung
dieser neuen Grundsätze ward Graumann selbst
nach Berlin verschrieben, wo er endlich die Ober-
aufsicht über alle königliche Münzen erhielt. Nun
befolgte man zu Berlin in ungleich größerer Men-
ge neugeprägter Gold- und Silbermünzen eben
diese Grundsätze. Und durchgehends fand man
es unwiderleglich richtig, daß das beym Leipziger
Fuße angenommene Verhältniß zwischen Gold und
Silber fehlerhaft sey.


Nur

XII. Franz der I. 1748-1764.
Beduͤrfniß ſeyn wuͤrde. Nun mochten die Hoͤfe,
welche dem Leipziger Fuße getreu waren, ſoviel
Silber muͤnzen, als ſie wollten; ſo wurde es doch
in kurzem unſichtbar und gegen Hollaͤndiſche Du-
caten und Franzoͤſiſche alte Louisdor ausgewech-
ſelt. So zogen auswaͤrtige Handlungsgeſellſchaf-
ten, die Silber mit Vortheil nach anderen Welt-
theilen zu ſchicken hatten, daſſelbe großentheils aus
Teutſchland. Daraus erwuchs fuͤr den Teutſchen
Handel ein ſo großer Verluſt, als hingegen die
Hollaͤnder und Franzoſen deſto groͤßeren Vortheil
davon zu ziehen wußten.


IV.

Endlich fand ein dieſer Sachen kundiger Mann
(Johann Philipp Graumann,) der in Hollaͤn-
diſchen großen Handlungshaͤuſern gedient hatte,
Gelegenheit, zu Braunſchweig von dieſen Grund-
ſaͤtzen etwas zu aͤußern. Auf deſſen Vorſchlag
fieng man zu Braunſchweig an, die Mark Sil-
ber nicht mehr nach Vorſchrift des Leipziger Fußes
zu 18., ſondern zu 20. Gulden auszumuͤnzen,
auch einheimiſche Goldſtuͤcke zu 5 Rthlr. zu praͤ-
gen. Im Anfange machte das bey den uͤbrigen
Mitgenoſſen des Leipziger Fußes großes Aufſehen.
Aber auf eine in Druck gegebene Rechtfertigung
dieſer neuen Grundſaͤtze ward Graumann ſelbſt
nach Berlin verſchrieben, wo er endlich die Ober-
aufſicht uͤber alle koͤnigliche Muͤnzen erhielt. Nun
befolgte man zu Berlin in ungleich groͤßerer Men-
ge neugepraͤgter Gold- und Silbermuͤnzen eben
dieſe Grundſaͤtze. Und durchgehends fand man
es unwiderleglich richtig, daß das beym Leipziger
Fuße angenommene Verhaͤltniß zwiſchen Gold und
Silber fehlerhaft ſey.


Nur
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[70/0104] XII. Franz der I. 1748-1764. Beduͤrfniß ſeyn wuͤrde. Nun mochten die Hoͤfe, welche dem Leipziger Fuße getreu waren, ſoviel Silber muͤnzen, als ſie wollten; ſo wurde es doch in kurzem unſichtbar und gegen Hollaͤndiſche Du- caten und Franzoͤſiſche alte Louisdor ausgewech- ſelt. So zogen auswaͤrtige Handlungsgeſellſchaf- ten, die Silber mit Vortheil nach anderen Welt- theilen zu ſchicken hatten, daſſelbe großentheils aus Teutſchland. Daraus erwuchs fuͤr den Teutſchen Handel ein ſo großer Verluſt, als hingegen die Hollaͤnder und Franzoſen deſto groͤßeren Vortheil davon zu ziehen wußten. Endlich fand ein dieſer Sachen kundiger Mann (Johann Philipp Graumann,) der in Hollaͤn- diſchen großen Handlungshaͤuſern gedient hatte, Gelegenheit, zu Braunſchweig von dieſen Grund- ſaͤtzen etwas zu aͤußern. Auf deſſen Vorſchlag fieng man zu Braunſchweig an, die Mark Sil- ber nicht mehr nach Vorſchrift des Leipziger Fußes zu 18., ſondern zu 20. Gulden auszumuͤnzen, auch einheimiſche Goldſtuͤcke zu 5 Rthlr. zu praͤ- gen. Im Anfange machte das bey den uͤbrigen Mitgenoſſen des Leipziger Fußes großes Aufſehen. Aber auf eine in Druck gegebene Rechtfertigung dieſer neuen Grundſaͤtze ward Graumann ſelbſt nach Berlin verſchrieben, wo er endlich die Ober- aufſicht uͤber alle koͤnigliche Muͤnzen erhielt. Nun befolgte man zu Berlin in ungleich groͤßerer Men- ge neugepraͤgter Gold- und Silbermuͤnzen eben dieſe Grundſaͤtze. Und durchgehends fand man es unwiderleglich richtig, daß das beym Leipziger Fuße angenommene Verhaͤltniß zwiſchen Gold und Silber fehlerhaft ſey. Nur

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung03_1787/104>, abgerufen am 27.04.2024.