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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786.

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VI. Neuere Z. Ferd. I--III. 1558-1648.
als der gerade um eben die Zeit eingetretene Todes-
fall des Churfürsten Georg Wilhelms von Bran-
denburg
(+ 1640. Nov. 21.). Derselbe war von
seinem Minister, Grafen von Schwarzenberg, ganz
nach den Absichten des kaiserlichen Hofes gelenket
worden. Die Befehlshaber in seinen Festungen
standen so gar in kaiserlichen Pflichten. Den Schwe-
dischen Absichten wurde hingegen zu Berlin immer
entgegen gearbeitet, weil sie auf Beybehaltung des
Herzogthums Pommern gerichtet zu seyn schienen,
das nach Abgang des letzten Herzog Bogislavs den
Verträgen nach dem Hause Brandenburg zufallen
sollte.


VIII.

Der neue Churfürst Friedrich Wilhelm, der
zwar damals erst 20. Jahre alt war, aber sich bald
den Beynamen des Großen erwarb, nahm gleich
ganz andere Grundsätze an. Vor allen Dingen
machte er sich Meister von seinen Festungen, und
los von aller bisherigen Abhängigkeit vom kaiser-
lichen Hofe. Mit Schweden setzte er sich hingegen
auf einen solchen Fuß, daß, wenn die Krone Schwe-
den vom Hause Brandenburg ein Opfer verlangte,
er auf ihren Beystand zur hinlänglichen Entschä-
digung rechnen konnte, hingegen die gemeine Sache
der Teutschen Freyheit und der evangelischen Reli-
gion nicht darunter leiden durfte.


IX.

So ward der im Sept. 1640. von Ferdinand
dem III. persönlich eröffnete Reichstag am 10. Oct.
1641. zwar mit einem Reichsabschiede beschlos-
sen, worin noch ein und anderes nach des Kaisers
Wünschen durch Mehrheit der Stimmen eingerückt
war; aber ohne daß es in der Folge Bestand hatte.

Ver-

VI. Neuere Z. Ferd. I—III. 1558-1648.
als der gerade um eben die Zeit eingetretene Todes-
fall des Churfuͤrſten Georg Wilhelms von Bran-
denburg
(† 1640. Nov. 21.). Derſelbe war von
ſeinem Miniſter, Grafen von Schwarzenberg, ganz
nach den Abſichten des kaiſerlichen Hofes gelenket
worden. Die Befehlshaber in ſeinen Feſtungen
ſtanden ſo gar in kaiſerlichen Pflichten. Den Schwe-
diſchen Abſichten wurde hingegen zu Berlin immer
entgegen gearbeitet, weil ſie auf Beybehaltung des
Herzogthums Pommern gerichtet zu ſeyn ſchienen,
das nach Abgang des letzten Herzog Bogislavs den
Vertraͤgen nach dem Hauſe Brandenburg zufallen
ſollte.


VIII.

Der neue Churfuͤrſt Friedrich Wilhelm, der
zwar damals erſt 20. Jahre alt war, aber ſich bald
den Beynamen des Großen erwarb, nahm gleich
ganz andere Grundſaͤtze an. Vor allen Dingen
machte er ſich Meiſter von ſeinen Feſtungen, und
los von aller bisherigen Abhaͤngigkeit vom kaiſer-
lichen Hofe. Mit Schweden ſetzte er ſich hingegen
auf einen ſolchen Fuß, daß, wenn die Krone Schwe-
den vom Hauſe Brandenburg ein Opfer verlangte,
er auf ihren Beyſtand zur hinlaͤnglichen Entſchaͤ-
digung rechnen konnte, hingegen die gemeine Sache
der Teutſchen Freyheit und der evangeliſchen Reli-
gion nicht darunter leiden durfte.


IX.

So ward der im Sept. 1640. von Ferdinand
dem III. perſoͤnlich eroͤffnete Reichstag am 10. Oct.
1641. zwar mit einem Reichsabſchiede beſchloſ-
ſen, worin noch ein und anderes nach des Kaiſers
Wuͤnſchen durch Mehrheit der Stimmen eingeruͤckt
war; aber ohne daß es in der Folge Beſtand hatte.

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[46/0088] VI. Neuere Z. Ferd. I—III. 1558-1648. als der gerade um eben die Zeit eingetretene Todes- fall des Churfuͤrſten Georg Wilhelms von Bran- denburg († 1640. Nov. 21.). Derſelbe war von ſeinem Miniſter, Grafen von Schwarzenberg, ganz nach den Abſichten des kaiſerlichen Hofes gelenket worden. Die Befehlshaber in ſeinen Feſtungen ſtanden ſo gar in kaiſerlichen Pflichten. Den Schwe- diſchen Abſichten wurde hingegen zu Berlin immer entgegen gearbeitet, weil ſie auf Beybehaltung des Herzogthums Pommern gerichtet zu ſeyn ſchienen, das nach Abgang des letzten Herzog Bogislavs den Vertraͤgen nach dem Hauſe Brandenburg zufallen ſollte. Der neue Churfuͤrſt Friedrich Wilhelm, der zwar damals erſt 20. Jahre alt war, aber ſich bald den Beynamen des Großen erwarb, nahm gleich ganz andere Grundſaͤtze an. Vor allen Dingen machte er ſich Meiſter von ſeinen Feſtungen, und los von aller bisherigen Abhaͤngigkeit vom kaiſer- lichen Hofe. Mit Schweden ſetzte er ſich hingegen auf einen ſolchen Fuß, daß, wenn die Krone Schwe- den vom Hauſe Brandenburg ein Opfer verlangte, er auf ihren Beyſtand zur hinlaͤnglichen Entſchaͤ- digung rechnen konnte, hingegen die gemeine Sache der Teutſchen Freyheit und der evangeliſchen Reli- gion nicht darunter leiden durfte. So ward der im Sept. 1640. von Ferdinand dem III. perſoͤnlich eroͤffnete Reichstag am 10. Oct. 1641. zwar mit einem Reichsabſchiede beſchloſ- ſen, worin noch ein und anderes nach des Kaiſers Wuͤnſchen durch Mehrheit der Stimmen eingeruͤckt war; aber ohne daß es in der Folge Beſtand hatte. Ver-

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung02_1786/88>, abgerufen am 24.11.2024.