Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786.1) Ferd. I. Max II. 1558-1576. billiget waren. Das Concilium machte aber kei-nen Gebrauch davon, und war so weit entfernt, in solchen Dingen, die alle aufgeklärte Catholiken als Mißbräuche erkannten, die aber der Geistlich- keit und insonderheit den Mönchsorden vortheilhaft waren, einige Aenderung zu treffen, daß vielmehr nach geendigter Kirchenversammlung sowohl die längst gerügten Ablaßmißbräuche als die Mönchs- brüderschaften und andere Erfindungen des mitt- lern Zeitalters selbst durch Beförderung der Jesuiten nicht nur im Gange erhalten, sondern zum Theil noch weiter ausgedehnt wurden (a). Zwi- (a) Im Jahre 1569. ließen die Jesuiten zu Rom drucken: "Indulgentiae nonnullae, quas personae societatis consequi possunt." Nach deren Inhalt sollten indulgentias plenarias haben: "Celebran- tes aut communicantes toties quoties; recitantes coronam domini nostri I. C. quae continet 33. pater et 33. aue; dicentes canticum graduum; dicentes psalmum miserere." Dann hieß es: "Dicendo 15. pater noster, et 15. aue in memo- riam omnium vulnerum, quae Christus D. N. pertulit, 1500. annorum indulgentiae; singulis diebus recitantes pater noster et ter lesum nomi- nantes, semel in die, 1000. annorum indulgen- tiae." Ferner hieß es darin: "Sacerdotibus cele- brantibus missas tres pro anima alicnius defun- cti vsque ad tertium gradum incl. super vno altari in ecclesia collegii (S. I.) vel domus ab eius superiore statuto concessum est liberari eam a poenis purgatorii per modum suffragii" etc. Wie übrigens die Jesuiten nach Art der Mönchs- brüderschaften ihre Michels- und Marianische So- dalitäten für Studenten, und wieder andere So- dalitäten der schmerzhaften Mutter für Weiber, der heiligen Dreyfaltigkeit für Bürger, noch an- dere für Weltgeistliche, für ledige Handwerksbur- sche, A 3
1) Ferd. I. Max II. 1558-1576. billiget waren. Das Concilium machte aber kei-nen Gebrauch davon, und war ſo weit entfernt, in ſolchen Dingen, die alle aufgeklaͤrte Catholiken als Mißbraͤuche erkannten, die aber der Geiſtlich- keit und inſonderheit den Moͤnchsorden vortheilhaft waren, einige Aenderung zu treffen, daß vielmehr nach geendigter Kirchenverſammlung ſowohl die laͤngſt geruͤgten Ablaßmißbraͤuche als die Moͤnchs- bruͤderſchaften und andere Erfindungen des mitt- lern Zeitalters ſelbſt durch Befoͤrderung der Jeſuiten nicht nur im Gange erhalten, ſondern zum Theil noch weiter ausgedehnt wurden (a). Zwi- (a) Im Jahre 1569. ließen die Jeſuiten zu Rom drucken: ”Indulgentiae nonnullae, quas perſonae ſocietatis conſequi poſſunt.” Nach deren Inhalt ſollten indulgentias plenarias haben: ”Celebran- tes aut communicantes toties quoties; recitantes coronam domini noſtri I. C. quae continet 33. pater et 33. aue; dicentes canticum graduum; dicentes pſalmum miſerere.” Dann hieß es: ”Dicendo 15. pater noſter, et 15. aue in memo- riam omnium vulnerum, quae Chriſtus D. N. pertulit, 1500. annorum indulgentiae; ſingulis diebus recitantes pater noſter et ter leſum nomi- nantes, ſemel in die, 1000. annorum indulgen- tiae.” Ferner hieß es darin: ”Sacerdotibus cele- brantibus miſſas tres pro anima alicnius defun- cti vsque ad tertium gradum incl. ſuper vno altari in eccleſia collegii (S. I.) vel domus ab eius ſuperiore ſtatuto conceſſum eſt liberari eam a poenis purgatorii per modum ſuffragii” etc. Wie uͤbrigens die Jeſuiten nach Art der Moͤnchs- bruͤderſchaften ihre Michels- und Marianiſche So- dalitaͤten fuͤr Studenten, und wieder andere So- dalitaͤten der ſchmerzhaften Mutter fuͤr Weiber, der heiligen Dreyfaltigkeit fuͤr Buͤrger, noch an- dere fuͤr Weltgeiſtliche, fuͤr ledige Handwerksbur- ſche, A 3
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1) Ferd. I. Max II. 1558-1576.
billiget waren. Das Concilium machte aber kei-
nen Gebrauch davon, und war ſo weit entfernt,
in ſolchen Dingen, die alle aufgeklaͤrte Catholiken
als Mißbraͤuche erkannten, die aber der Geiſtlich-
keit und inſonderheit den Moͤnchsorden vortheilhaft
waren, einige Aenderung zu treffen, daß vielmehr
nach geendigter Kirchenverſammlung ſowohl die
laͤngſt geruͤgten Ablaßmißbraͤuche als die Moͤnchs-
bruͤderſchaften und andere Erfindungen des mitt-
lern Zeitalters ſelbſt durch Befoͤrderung der Jeſuiten
nicht nur im Gange erhalten, ſondern zum Theil
noch weiter ausgedehnt wurden (a).
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(a) Im Jahre 1569. ließen die Jeſuiten zu Rom
drucken: ”Indulgentiae nonnullae, quas perſonae
ſocietatis conſequi poſſunt.” Nach deren Inhalt
ſollten indulgentias plenarias haben: ”Celebran-
tes aut communicantes toties quoties; recitantes
coronam domini noſtri I. C. quae continet 33.
pater et 33. aue; dicentes canticum graduum;
dicentes pſalmum miſerere.” Dann hieß es:
”Dicendo 15. pater noſter, et 15. aue in memo-
riam omnium vulnerum, quae Chriſtus D. N.
pertulit, 1500. annorum indulgentiae; ſingulis
diebus recitantes pater noſter et ter leſum nomi-
nantes, ſemel in die, 1000. annorum indulgen-
tiae.” Ferner hieß es darin: ”Sacerdotibus cele-
brantibus miſſas tres pro anima alicnius defun-
cti vsque ad tertium gradum incl. ſuper vno
altari in eccleſia collegii (S. I.) vel domus ab
eius ſuperiore ſtatuto conceſſum eſt liberari eam
a poenis purgatorii per modum ſuffragii” etc.
Wie uͤbrigens die Jeſuiten nach Art der Moͤnchs-
bruͤderſchaften ihre Michels- und Marianiſche So-
dalitaͤten fuͤr Studenten, und wieder andere So-
dalitaͤten der ſchmerzhaften Mutter fuͤr Weiber,
der heiligen Dreyfaltigkeit fuͤr Buͤrger, noch an-
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Zitationshilfe: | Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung02_1786/47>, abgerufen am 27.07.2024. |