Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786.X. Carl der VI. 1711-1740. der Pfalz, und nachher noch ein gewisser Weislin-ger, waren insonderheit geschäfftig, nach wie vor gegen die Protestanten in den heftigsten Ausdrücken zu schreiben (a). Es blieb aber nicht beym Schrei- ben. nen sie jenen göttlichen Gesetzen keinen Abbruch thun." Schauroths Samml. vom corp. euang. Th. 3. S. 779. (a) Noch im Jahre 1722. u. f. erschienen Schrif-
ten unter folgenden Titeln: "Friß Vogel oder stirb; Schöne Raritäten, schöne Spielwerk, schö- ne Murmelthier; Bucephalus das Fastnachtsroß etc." Unter andern wurde in einer solcher Schriften ge- äußert: "Die Lutheraner und Reformirten würden im Reiche gleichsam ohne Bürgerrecht nur tolerirt, wie man an manchen Orten Huren und Juden, nur um größere Uebel dadurch zu verhüten, und weil man sie noch zur Zeit nicht völlig ausrotten und vertilgen könnte, duldete." Und doch waren diese Schriften mit vorgedruckter Erlaubniß der Oberen, namentlich der bischöflich Speierischen und Augsburgischen Vicariate, gedruckt. Schau- roth am a. O. S. 158. Wider das Buch: Friß Vogel oder stirb, dessen Verfasser Joh. Nic. Weis- linger zwar kein Jesuit war, aber sich gänzlich der Polemik gewidmet hatte, ergieng zwar 1735. ein Reichshofrathsconclusum; es erschien aber doch nachher auch wieder in neuen Auflagen. Schau- roth am a. O. S. 1001., Moser von der Teut- schen Religionsverfassung S. 515. Noch in einem 1749. zu Straßburg gedruckten Buche unter dem Titel: Armamentarium catholicum perantiquae bibliothecae, quae asseruatur Argentorati in com- menda ordinis Melitensis S. Ioannis Hierosolymi- tani, erlaubte sich eben dieser Weislinger gegen protestantische Prediger und Schriftsteller solche Ausdrücke, als Canaille, Bestie, Spitzbuben, Bärenhäuter, elender Halunk, ehrlose galgenmä- ßige Schelme, unsinnige Narren, atheologische Batsch- X. Carl der VI. 1711-1740. der Pfalz, und nachher noch ein gewiſſer Weislin-ger, waren inſonderheit geſchaͤfftig, nach wie vor gegen die Proteſtanten in den heftigſten Ausdruͤcken zu ſchreiben (a). Es blieb aber nicht beym Schrei- ben. nen ſie jenen goͤttlichen Geſetzen keinen Abbruch thun.” Schauroths Samml. vom corp. euang. Th. 3. S. 779. (a) Noch im Jahre 1722. u. f. erſchienen Schrif-
ten unter folgenden Titeln: ”Friß Vogel oder ſtirb; Schoͤne Raritaͤten, ſchoͤne Spielwerk, ſchoͤ- ne Murmelthier; Bucephalus das Faſtnachtsroß ꝛc.” Unter andern wurde in einer ſolcher Schriften ge- aͤußert: ”Die Lutheraner und Reformirten wuͤrden im Reiche gleichſam ohne Buͤrgerrecht nur tolerirt, wie man an manchen Orten Huren und Juden, nur um groͤßere Uebel dadurch zu verhuͤten, und weil man ſie noch zur Zeit nicht voͤllig ausrotten und vertilgen koͤnnte, duldete.” Und doch waren dieſe Schriften mit vorgedruckter Erlaubniß der Oberen, namentlich der biſchoͤflich Speieriſchen und Augsburgiſchen Vicariate, gedruckt. Schau- roth am a. O. S. 158. Wider das Buch: Friß Vogel oder ſtirb, deſſen Verfaſſer Joh. Nic. Weis- linger zwar kein Jeſuit war, aber ſich gaͤnzlich der Polemik gewidmet hatte, ergieng zwar 1735. ein Reichshofrathsconcluſum; es erſchien aber doch nachher auch wieder in neuen Auflagen. Schau- roth am a. O. S. 1001., Moſer von der Teut- ſchen Religionsverfaſſung S. 515. Noch in einem 1749. zu Straßburg gedruckten Buche unter dem Titel: Armamentarium catholicum perantiquae bibliothecae, quae aſſeruatur Argentorati in com- menda ordinis Melitenſis S. Ioannis Hieroſolymi- tani, erlaubte ſich eben dieſer Weislinger gegen proteſtantiſche Prediger und Schriftſteller ſolche Ausdruͤcke, als Canaille, Beſtie, Spitzbuben, Baͤrenhaͤuter, elender Halunk, ehrloſe galgenmaͤ- ßige Schelme, unſinnige Narren, atheologiſche Batſch- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0428" n="386"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">X.</hi> Carl der <hi rendition="#aq">VI.</hi> 1711-1740.</hi></fw><lb/> der Pfalz, und nachher noch ein gewiſſer Weislin-<lb/> ger, waren inſonderheit geſchaͤfftig, nach wie vor<lb/> gegen die Proteſtanten in den heftigſten Ausdruͤcken<lb/> zu ſchreiben <note xml:id="seg2pn_15_1" next="#seg2pn_15_2" place="foot" n="(a)">Noch im Jahre 1722. u. f. erſchienen Schrif-<lb/> ten unter folgenden Titeln: ”Friß Vogel oder<lb/> ſtirb; Schoͤne Raritaͤten, ſchoͤne Spielwerk, ſchoͤ-<lb/> ne Murmelthier; Bucephalus das Faſtnachtsroß ꝛc.”<lb/> Unter andern wurde in einer ſolcher Schriften ge-<lb/> aͤußert: ”Die Lutheraner und Reformirten wuͤrden<lb/> im Reiche gleichſam ohne Buͤrgerrecht nur tolerirt,<lb/> wie man an manchen Orten Huren und Juden,<lb/> nur um groͤßere Uebel dadurch zu verhuͤten, und<lb/> weil man ſie noch zur Zeit nicht voͤllig ausrotten<lb/> und vertilgen koͤnnte, duldete.” Und doch waren<lb/> dieſe Schriften mit vorgedruckter Erlaubniß der<lb/> Oberen, namentlich der biſchoͤflich Speieriſchen<lb/> und Augsburgiſchen Vicariate, gedruckt. <hi rendition="#fr">Schau-<lb/> roth</hi> am a. O. S. 158. Wider das Buch: Friß<lb/> Vogel oder ſtirb, deſſen Verfaſſer Joh. Nic. <hi rendition="#fr">Weis-<lb/> linger</hi> zwar kein Jeſuit war, aber ſich gaͤnzlich<lb/> der Polemik gewidmet hatte, ergieng zwar 1735.<lb/> ein Reichshofrathsconcluſum; es erſchien aber doch<lb/> nachher auch wieder in neuen Auflagen. <hi rendition="#fr">Schau-<lb/> roth</hi> am a. O. S. 1001., <hi rendition="#fr">Moſer</hi> von der Teut-<lb/> ſchen Religionsverfaſſung S. 515. Noch in einem<lb/> 1749. zu Straßburg gedruckten Buche unter dem<lb/> Titel: <hi rendition="#aq">Armamentarium catholicum perantiquae<lb/> bibliothecae, quae aſſeruatur Argentorati in com-<lb/> menda ordinis Melitenſis S. Ioannis Hieroſolymi-<lb/> tani,</hi> erlaubte ſich eben dieſer Weislinger gegen<lb/> proteſtantiſche Prediger und Schriftſteller ſolche<lb/> Ausdruͤcke, als Canaille, Beſtie, Spitzbuben,<lb/> Baͤrenhaͤuter, elender Halunk, ehrloſe galgenmaͤ-<lb/> ßige Schelme, unſinnige Narren, atheologiſche<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Batſch-</fw></note>. Es blieb aber nicht beym Schrei-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ben.</fw><lb/><note xml:id="seg2pn_14_2" prev="#seg2pn_14_1" place="foot" n="(z)">nen ſie jenen goͤttlichen Geſetzen keinen Abbruch<lb/> thun.” <hi rendition="#fr">Schauroths</hi> Samml. vom <hi rendition="#aq">corp. euang.</hi><lb/> Th. 3. S. 779.</note><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [386/0428]
X. Carl der VI. 1711-1740.
der Pfalz, und nachher noch ein gewiſſer Weislin-
ger, waren inſonderheit geſchaͤfftig, nach wie vor
gegen die Proteſtanten in den heftigſten Ausdruͤcken
zu ſchreiben (a). Es blieb aber nicht beym Schrei-
ben.
(z)
(a) Noch im Jahre 1722. u. f. erſchienen Schrif-
ten unter folgenden Titeln: ”Friß Vogel oder
ſtirb; Schoͤne Raritaͤten, ſchoͤne Spielwerk, ſchoͤ-
ne Murmelthier; Bucephalus das Faſtnachtsroß ꝛc.”
Unter andern wurde in einer ſolcher Schriften ge-
aͤußert: ”Die Lutheraner und Reformirten wuͤrden
im Reiche gleichſam ohne Buͤrgerrecht nur tolerirt,
wie man an manchen Orten Huren und Juden,
nur um groͤßere Uebel dadurch zu verhuͤten, und
weil man ſie noch zur Zeit nicht voͤllig ausrotten
und vertilgen koͤnnte, duldete.” Und doch waren
dieſe Schriften mit vorgedruckter Erlaubniß der
Oberen, namentlich der biſchoͤflich Speieriſchen
und Augsburgiſchen Vicariate, gedruckt. Schau-
roth am a. O. S. 158. Wider das Buch: Friß
Vogel oder ſtirb, deſſen Verfaſſer Joh. Nic. Weis-
linger zwar kein Jeſuit war, aber ſich gaͤnzlich
der Polemik gewidmet hatte, ergieng zwar 1735.
ein Reichshofrathsconcluſum; es erſchien aber doch
nachher auch wieder in neuen Auflagen. Schau-
roth am a. O. S. 1001., Moſer von der Teut-
ſchen Religionsverfaſſung S. 515. Noch in einem
1749. zu Straßburg gedruckten Buche unter dem
Titel: Armamentarium catholicum perantiquae
bibliothecae, quae aſſeruatur Argentorati in com-
menda ordinis Melitenſis S. Ioannis Hieroſolymi-
tani, erlaubte ſich eben dieſer Weislinger gegen
proteſtantiſche Prediger und Schriftſteller ſolche
Ausdruͤcke, als Canaille, Beſtie, Spitzbuben,
Baͤrenhaͤuter, elender Halunk, ehrloſe galgenmaͤ-
ßige Schelme, unſinnige Narren, atheologiſche
Batſch-
(z) nen ſie jenen goͤttlichen Geſetzen keinen Abbruch
thun.” Schauroths Samml. vom corp. euang.
Th. 3. S. 779.
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