Die im Westphälischen Frieden unverglichenXIII. gebliebene Jülichische Successionssache, die seit- dem schon einmal (1651.) in weitaussehende Thät- lichkeiten ausgebrochen war, kam endlich am 9. Sept. 1666. zu einem Vergleiche zwischen Chur- brandenburg und Pfalzneuburg, auf den Fuß, daß die bisherige Gemeinschaft zwar fortwähren, je- doch der Besitz getheilt seyn sollte. Churbranden- burg sollte Cleve, Mark und Ravensberg, Pfalz- neuburg sollte Jülich, Berg und die Herrschaften Winnendal und Breskesand besitzen. Ueber Ra- venstein sollte ein Compromiß entscheiden, und das Condirectorium des Westphälischen Kreises sollte von einem Tage zum andern wechselsweise von bei- den Häusern geführet werden.
Bey allem dem blieb die Art, wie die Präsen-XIV. tationen am Cammergerichte vom Westphälischen Kreise geschehen sollten, noch unberichtiget; daher diese Stellen am Cammergerichte immer unbesetzt blieben. Auch war dieses der einzige Fall in sei- ner Art, daß ein fürstliches Haus nach dem Jahre 1582. erloschen war, und doch von dessen Lande im Reichsfürstenrathe keine Stimme geführt wur- de; wie dennoch unstreitig hätte geschehen können, wenn beide Häuser Brandenburg und Pfalz sich darüber verglichen hätten, und von den übrigen Prätendenten nicht etwa auch noch ein Wider- spruch zu erwarten gewesen wäre. So aber ist bis auf den heutigen Tag diese Stimme nicht wieder in Gang gekommen.
Unter allen diesen Vorfällen bildete sich allge-XV. mälig noch eine der wichtigsten Veränderungen in
der
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2) Reichsangeleg. 1670-1672.
Die im Weſtphaͤliſchen Frieden unverglichenXIII. gebliebene Juͤlichiſche Succeſſionsſache, die ſeit- dem ſchon einmal (1651.) in weitausſehende Thaͤt- lichkeiten ausgebrochen war, kam endlich am 9. Sept. 1666. zu einem Vergleiche zwiſchen Chur- brandenburg und Pfalzneuburg, auf den Fuß, daß die bisherige Gemeinſchaft zwar fortwaͤhren, je- doch der Beſitz getheilt ſeyn ſollte. Churbranden- burg ſollte Cleve, Mark und Ravensberg, Pfalz- neuburg ſollte Juͤlich, Berg und die Herrſchaften Winnendal und Breskeſand beſitzen. Ueber Ra- venſtein ſollte ein Compromiß entſcheiden, und das Condirectorium des Weſtphaͤliſchen Kreiſes ſollte von einem Tage zum andern wechſelsweiſe von bei- den Haͤuſern gefuͤhret werden.
Bey allem dem blieb die Art, wie die Praͤſen-XIV. tationen am Cammergerichte vom Weſtphaͤliſchen Kreiſe geſchehen ſollten, noch unberichtiget; daher dieſe Stellen am Cammergerichte immer unbeſetzt blieben. Auch war dieſes der einzige Fall in ſei- ner Art, daß ein fuͤrſtliches Haus nach dem Jahre 1582. erloſchen war, und doch von deſſen Lande im Reichsfuͤrſtenrathe keine Stimme gefuͤhrt wur- de; wie dennoch unſtreitig haͤtte geſchehen koͤnnen, wenn beide Haͤuſer Brandenburg und Pfalz ſich daruͤber verglichen haͤtten, und von den uͤbrigen Praͤtendenten nicht etwa auch noch ein Wider- ſpruch zu erwarten geweſen waͤre. So aber iſt bis auf den heutigen Tag dieſe Stimme nicht wieder in Gang gekommen.
Unter allen dieſen Vorfaͤllen bildete ſich allge-XV. maͤlig noch eine der wichtigſten Veraͤnderungen in
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2) Reichsangeleg. 1670-1672.
Die im Weſtphaͤliſchen Frieden unverglichen
gebliebene Juͤlichiſche Succeſſionsſache, die ſeit-
dem ſchon einmal (1651.) in weitausſehende Thaͤt-
lichkeiten ausgebrochen war, kam endlich am 9.
Sept. 1666. zu einem Vergleiche zwiſchen Chur-
brandenburg und Pfalzneuburg, auf den Fuß, daß
die bisherige Gemeinſchaft zwar fortwaͤhren, je-
doch der Beſitz getheilt ſeyn ſollte. Churbranden-
burg ſollte Cleve, Mark und Ravensberg, Pfalz-
neuburg ſollte Juͤlich, Berg und die Herrſchaften
Winnendal und Breskeſand beſitzen. Ueber Ra-
venſtein ſollte ein Compromiß entſcheiden, und das
Condirectorium des Weſtphaͤliſchen Kreiſes ſollte
von einem Tage zum andern wechſelsweiſe von bei-
den Haͤuſern gefuͤhret werden.
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Bey allem dem blieb die Art, wie die Praͤſen-
tationen am Cammergerichte vom Weſtphaͤliſchen
Kreiſe geſchehen ſollten, noch unberichtiget; daher
dieſe Stellen am Cammergerichte immer unbeſetzt
blieben. Auch war dieſes der einzige Fall in ſei-
ner Art, daß ein fuͤrſtliches Haus nach dem Jahre
1582. erloſchen war, und doch von deſſen Lande
im Reichsfuͤrſtenrathe keine Stimme gefuͤhrt wur-
de; wie dennoch unſtreitig haͤtte geſchehen koͤnnen,
wenn beide Haͤuſer Brandenburg und Pfalz ſich
daruͤber verglichen haͤtten, und von den uͤbrigen
Praͤtendenten nicht etwa auch noch ein Wider-
ſpruch zu erwarten geweſen waͤre. So aber iſt bis
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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung02_1786/321>, abgerufen am 24.11.2024.
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