Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786.IX. Leop. u. Joseph I. 1657-1711. gen churfürstlichen Höfen Beschwerde darüber füh-ren, daß die churfürstlichen Gesandten nicht zuge- ben wollten, daß nach der Gesundheit des Kaisers und der Kaiserinn, nicht auch erst auf die Gesund- heit des Hauses Oesterreich und Burgund, und des Principalcommissarien, getrunken würde, ehe die Reihe an die Churfürsten und an das fürstli- che Collegium käme (a). Dieser Umstand und manches andere hat sich nun seitdem zwar durch neuere Veränderungen der Sitten gehoben. In- zwischen ist es weit gefehlt, daß auch jetzt noch alle Streitigkeiten von der Art gehoben seyn sollten. XVI. Jeder neuer Principalcommissarius legitimirt schen (a) In einem gewissen Aufsatze ward hiebey noch
die gründliche Anmerkung gemacht: "Man könne aus diesem Streite über das Gesundheittrinken urtheilen, wie stark man damals an des Princi- palcommissarien Tafel getrunken haben müße. Denn erstlich habe man des Kaisers Gesundheit getrunken, dann der Kaiserinn, hernach der Chur- fürsten insgesammt, und noch besonders derjeni- gen, deren Gesandten zugegen gewesen, ferner des gesammten Reichsfürstenraths, des Principal- und Concommissarien, der chur- und fürstlichen Gesandten; außer was sonst noch von Krieg und Frieden oder anderen Veranlaßungen ausgebracht worden; zumal da die Gläser dem löblichen Ge- brauche nach nicht klein waren, man auch nicht die Freyheit hatte, sich nach Belieben einschenken zu laßen." IX. Leop. u. Joſeph I. 1657-1711. gen churfuͤrſtlichen Hoͤfen Beſchwerde daruͤber fuͤh-ren, daß die churfuͤrſtlichen Geſandten nicht zuge- ben wollten, daß nach der Geſundheit des Kaiſers und der Kaiſerinn, nicht auch erſt auf die Geſund- heit des Hauſes Oeſterreich und Burgund, und des Principalcommiſſarien, getrunken wuͤrde, ehe die Reihe an die Churfuͤrſten und an das fuͤrſtli- che Collegium kaͤme (a). Dieſer Umſtand und manches andere hat ſich nun ſeitdem zwar durch neuere Veraͤnderungen der Sitten gehoben. In- zwiſchen iſt es weit gefehlt, daß auch jetzt noch alle Streitigkeiten von der Art gehoben ſeyn ſollten. XVI. Jeder neuer Principalcommiſſarius legitimirt ſchen (a) In einem gewiſſen Aufſatze ward hiebey noch
die gruͤndliche Anmerkung gemacht: ”Man koͤnne aus dieſem Streite uͤber das Geſundheittrinken urtheilen, wie ſtark man damals an des Princi- palcommiſſarien Tafel getrunken haben muͤße. Denn erſtlich habe man des Kaiſers Geſundheit getrunken, dann der Kaiſerinn, hernach der Chur- fuͤrſten insgeſammt, und noch beſonders derjeni- gen, deren Geſandten zugegen geweſen, ferner des geſammten Reichsfuͤrſtenraths, des Principal- und Concommiſſarien, der chur- und fuͤrſtlichen Geſandten; außer was ſonſt noch von Krieg und Frieden oder anderen Veranlaßungen ausgebracht worden; zumal da die Glaͤſer dem loͤblichen Ge- brauche nach nicht klein waren, man auch nicht die Freyheit hatte, ſich nach Belieben einſchenken zu laßen.” <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0310" n="268"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">IX.</hi> Leop. u. Joſeph <hi rendition="#aq">I.</hi> 1657-1711.</hi></fw><lb/> gen churfuͤrſtlichen Hoͤfen Beſchwerde daruͤber fuͤh-<lb/> ren, daß die churfuͤrſtlichen Geſandten nicht zuge-<lb/> ben wollten, daß nach der Geſundheit des Kaiſers<lb/> und der Kaiſerinn, nicht auch erſt auf die Geſund-<lb/> heit des Hauſes Oeſterreich und Burgund, und<lb/> des Principalcommiſſarien, getrunken wuͤrde, ehe<lb/> die Reihe an die Churfuͤrſten und an das fuͤrſtli-<lb/> che Collegium kaͤme <note place="foot" n="(a)">In einem gewiſſen Aufſatze ward hiebey noch<lb/> die gruͤndliche Anmerkung gemacht: ”Man koͤnne<lb/> aus dieſem Streite uͤber das <hi rendition="#fr">Geſundheittrinken</hi><lb/> urtheilen, wie ſtark man damals an des Princi-<lb/> palcommiſſarien Tafel getrunken haben muͤße.<lb/> Denn erſtlich habe man des Kaiſers Geſundheit<lb/> getrunken, dann der Kaiſerinn, hernach der Chur-<lb/> fuͤrſten insgeſammt, und noch beſonders derjeni-<lb/> gen, deren Geſandten zugegen geweſen, ferner<lb/> des geſammten Reichsfuͤrſtenraths, des Principal-<lb/> und Concommiſſarien, der chur- und fuͤrſtlichen<lb/> Geſandten; außer was ſonſt noch von Krieg und<lb/> Frieden oder anderen Veranlaßungen ausgebracht<lb/> worden; zumal da die Glaͤſer dem loͤblichen Ge-<lb/> brauche nach nicht klein waren, man auch nicht<lb/> die Freyheit hatte, ſich nach Belieben einſchenken<lb/> zu laßen.”</note>. Dieſer Umſtand und<lb/> manches andere hat ſich nun ſeitdem zwar durch<lb/> neuere Veraͤnderungen der Sitten gehoben. In-<lb/> zwiſchen iſt es weit gefehlt, daß auch jetzt noch<lb/> alle Streitigkeiten von der Art gehoben ſeyn ſollten.</p><lb/> <note place="left"> <hi rendition="#aq">XVI.</hi> </note> <p>Jeder neuer Principalcommiſſarius <hi rendition="#fr">legitimirt</hi><lb/> ſich durch ein Creditiv und durch eine offene Voll-<lb/> macht, ſo er vom Kaiſer unterſchrieben mitbringt;<lb/> jenes in Geſtalt eines verſchloſſenen Schreibens an<lb/> ſaͤmmtliche reichsſtaͤndiſche Geſandten, denen es<lb/> deswegen von Churmainz durch die Dictatur mit-<lb/> getheilt wird. Die Vollmacht wird vom Mainzi-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſchen</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [268/0310]
IX. Leop. u. Joſeph I. 1657-1711.
gen churfuͤrſtlichen Hoͤfen Beſchwerde daruͤber fuͤh-
ren, daß die churfuͤrſtlichen Geſandten nicht zuge-
ben wollten, daß nach der Geſundheit des Kaiſers
und der Kaiſerinn, nicht auch erſt auf die Geſund-
heit des Hauſes Oeſterreich und Burgund, und
des Principalcommiſſarien, getrunken wuͤrde, ehe
die Reihe an die Churfuͤrſten und an das fuͤrſtli-
che Collegium kaͤme (a). Dieſer Umſtand und
manches andere hat ſich nun ſeitdem zwar durch
neuere Veraͤnderungen der Sitten gehoben. In-
zwiſchen iſt es weit gefehlt, daß auch jetzt noch
alle Streitigkeiten von der Art gehoben ſeyn ſollten.
Jeder neuer Principalcommiſſarius legitimirt
ſich durch ein Creditiv und durch eine offene Voll-
macht, ſo er vom Kaiſer unterſchrieben mitbringt;
jenes in Geſtalt eines verſchloſſenen Schreibens an
ſaͤmmtliche reichsſtaͤndiſche Geſandten, denen es
deswegen von Churmainz durch die Dictatur mit-
getheilt wird. Die Vollmacht wird vom Mainzi-
ſchen
(a) In einem gewiſſen Aufſatze ward hiebey noch
die gruͤndliche Anmerkung gemacht: ”Man koͤnne
aus dieſem Streite uͤber das Geſundheittrinken
urtheilen, wie ſtark man damals an des Princi-
palcommiſſarien Tafel getrunken haben muͤße.
Denn erſtlich habe man des Kaiſers Geſundheit
getrunken, dann der Kaiſerinn, hernach der Chur-
fuͤrſten insgeſammt, und noch beſonders derjeni-
gen, deren Geſandten zugegen geweſen, ferner
des geſammten Reichsfuͤrſtenraths, des Principal-
und Concommiſſarien, der chur- und fuͤrſtlichen
Geſandten; außer was ſonſt noch von Krieg und
Frieden oder anderen Veranlaßungen ausgebracht
worden; zumal da die Glaͤſer dem loͤblichen Ge-
brauche nach nicht klein waren, man auch nicht
die Freyheit hatte, ſich nach Belieben einſchenken
zu laßen.”
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