Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786.

Bild:
<< vorherige Seite

VIII. Folgen d. Westph. Fr. 1648-1657.
Hildesheim wieder eines der ersten, wo die Sache
von neuem rege gemacht wurde, indem den Capu-
cinern zu Hildesheim ein Kloster, das sie im Jah-
re 1624. nicht besessen hatten, jetzt von neuem ein-
geräumt und hergestellt werden sollte; worüber die
Sache eben auf dem Reichstage 1653. in Bewe-
gung kam.


XIII.

Ein anderer Fall entstand aus dem oben schon
einmal erwehnten Verhältnisse zwischen Pfalzneu-
burg und Pfalzsulzbach (h). Hier hatte der
Pfalzgraf von Neuburg am 17. Jul. 1628. erst
im völligen Geiste der gewaltsamen Gegenreforma-
tion Befehle ergehen laßen: "daß alle Kirchen-
und Schuldiener, die sich zur catholischen Reli-
gion nicht bequemen wollten, sich in drey Wochen
aus dem Lande begeben sollten, desgleichen alle
Beamten in sechs Monathen, ohne daß auch bis
dahin ihnen gestattet seyn sollte, einigen Lutheri-
schen Gottesdienst zu besuchen etc." (i). Wie die-
se Befehle durch das nachher verglichene Entschei-
dungsziel vermöge des Westphälischen Friedens ih-
re Kraft verlohren; so suchte Pfalzneuburg noch
nach dem Frieden wenigstens das Simultaneum
im Sulzbachischen einzuführen; Das gab Gele-
genheit, daß Bamberg bey den Friedens-Execu-
tionshandlungen (1650. Aug. 3.) schon den Na-
men Simultaneum gebrauchte, und es zu verthei-
digen suchte. Die Evangelischen erwiederten aber
gleich damals: ob einem sein Haus verbleibe, wenn

ein
(h) Oben S. 33.
(i) Struvs Pfälzische Kirchenhistorie S. 562.

VIII. Folgen d. Weſtph. Fr. 1648-1657.
Hildesheim wieder eines der erſten, wo die Sache
von neuem rege gemacht wurde, indem den Capu-
cinern zu Hildesheim ein Kloſter, das ſie im Jah-
re 1624. nicht beſeſſen hatten, jetzt von neuem ein-
geraͤumt und hergeſtellt werden ſollte; woruͤber die
Sache eben auf dem Reichstage 1653. in Bewe-
gung kam.


XIII.

Ein anderer Fall entſtand aus dem oben ſchon
einmal erwehnten Verhaͤltniſſe zwiſchen Pfalzneu-
burg und Pfalzſulzbach (h). Hier hatte der
Pfalzgraf von Neuburg am 17. Jul. 1628. erſt
im voͤlligen Geiſte der gewaltſamen Gegenreforma-
tion Befehle ergehen laßen: ”daß alle Kirchen-
und Schuldiener, die ſich zur catholiſchen Reli-
gion nicht bequemen wollten, ſich in drey Wochen
aus dem Lande begeben ſollten, desgleichen alle
Beamten in ſechs Monathen, ohne daß auch bis
dahin ihnen geſtattet ſeyn ſollte, einigen Lutheri-
ſchen Gottesdienſt zu beſuchen ꝛc.” (i). Wie die-
ſe Befehle durch das nachher verglichene Entſchei-
dungsziel vermoͤge des Weſtphaͤliſchen Friedens ih-
re Kraft verlohren; ſo ſuchte Pfalzneuburg noch
nach dem Frieden wenigſtens das Simultaneum
im Sulzbachiſchen einzufuͤhren; Das gab Gele-
genheit, daß Bamberg bey den Friedens-Execu-
tionshandlungen (1650. Aug. 3.) ſchon den Na-
men Simultaneum gebrauchte, und es zu verthei-
digen ſuchte. Die Evangeliſchen erwiederten aber
gleich damals: ob einem ſein Haus verbleibe, wenn

ein
(h) Oben S. 33.
(i) Struvs Pfaͤlziſche Kirchenhiſtorie S. 562.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0278" n="236"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">VIII.</hi> Folgen d. We&#x017F;tph. Fr. 1648-1657.</hi></fw><lb/>
Hildesheim wieder eines der er&#x017F;ten, wo die Sache<lb/>
von neuem rege gemacht wurde, indem den Capu-<lb/>
cinern zu Hildesheim ein Klo&#x017F;ter, das &#x017F;ie im Jah-<lb/>
re 1624. nicht be&#x017F;e&#x017F;&#x017F;en hatten, jetzt von neuem ein-<lb/>
gera&#x0364;umt und herge&#x017F;tellt werden &#x017F;ollte; woru&#x0364;ber die<lb/>
Sache eben auf dem Reichstage 1653. in Bewe-<lb/>
gung kam.</p><lb/>
          <note place="left"> <hi rendition="#aq">XIII.</hi> </note>
          <p>Ein anderer Fall ent&#x017F;tand aus dem oben &#x017F;chon<lb/>
einmal erwehnten Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e zwi&#x017F;chen Pfalzneu-<lb/>
burg und <hi rendition="#fr">Pfalz&#x017F;ulzbach</hi> <note place="foot" n="(h)">Oben S. 33.</note>. Hier hatte der<lb/>
Pfalzgraf von Neuburg am 17. Jul. 1628. er&#x017F;t<lb/>
im vo&#x0364;lligen Gei&#x017F;te der gewalt&#x017F;amen Gegenreforma-<lb/>
tion Befehle ergehen laßen: &#x201D;daß alle Kirchen-<lb/>
und Schuldiener, die &#x017F;ich zur catholi&#x017F;chen Reli-<lb/>
gion nicht bequemen wollten, &#x017F;ich in drey Wochen<lb/>
aus dem Lande begeben &#x017F;ollten, desgleichen alle<lb/>
Beamten in &#x017F;echs Monathen, ohne daß auch bis<lb/>
dahin ihnen ge&#x017F;tattet &#x017F;eyn &#x017F;ollte, einigen Lutheri-<lb/>
&#x017F;chen Gottesdien&#x017F;t zu be&#x017F;uchen &#xA75B;c.&#x201D; <note place="foot" n="(i)"><hi rendition="#fr">Struvs</hi> Pfa&#x0364;lzi&#x017F;che Kirchenhi&#x017F;torie S. 562.</note>. Wie die-<lb/>
&#x017F;e Befehle durch das nachher verglichene Ent&#x017F;chei-<lb/>
dungsziel vermo&#x0364;ge des We&#x017F;tpha&#x0364;li&#x017F;chen Friedens ih-<lb/>
re Kraft verlohren; &#x017F;o &#x017F;uchte Pfalzneuburg noch<lb/>
nach dem Frieden wenig&#x017F;tens das Simultaneum<lb/>
im Sulzbachi&#x017F;chen einzufu&#x0364;hren; Das gab Gele-<lb/>
genheit, daß Bamberg bey den Friedens-Execu-<lb/>
tionshandlungen (1650. Aug. 3.) &#x017F;chon den Na-<lb/>
men Simultaneum gebrauchte, und es zu verthei-<lb/>
digen &#x017F;uchte. Die Evangeli&#x017F;chen erwiederten aber<lb/>
gleich damals: ob einem &#x017F;ein Haus verbleibe, wenn<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ein</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[236/0278] VIII. Folgen d. Weſtph. Fr. 1648-1657. Hildesheim wieder eines der erſten, wo die Sache von neuem rege gemacht wurde, indem den Capu- cinern zu Hildesheim ein Kloſter, das ſie im Jah- re 1624. nicht beſeſſen hatten, jetzt von neuem ein- geraͤumt und hergeſtellt werden ſollte; woruͤber die Sache eben auf dem Reichstage 1653. in Bewe- gung kam. Ein anderer Fall entſtand aus dem oben ſchon einmal erwehnten Verhaͤltniſſe zwiſchen Pfalzneu- burg und Pfalzſulzbach (h). Hier hatte der Pfalzgraf von Neuburg am 17. Jul. 1628. erſt im voͤlligen Geiſte der gewaltſamen Gegenreforma- tion Befehle ergehen laßen: ”daß alle Kirchen- und Schuldiener, die ſich zur catholiſchen Reli- gion nicht bequemen wollten, ſich in drey Wochen aus dem Lande begeben ſollten, desgleichen alle Beamten in ſechs Monathen, ohne daß auch bis dahin ihnen geſtattet ſeyn ſollte, einigen Lutheri- ſchen Gottesdienſt zu beſuchen ꝛc.” (i). Wie die- ſe Befehle durch das nachher verglichene Entſchei- dungsziel vermoͤge des Weſtphaͤliſchen Friedens ih- re Kraft verlohren; ſo ſuchte Pfalzneuburg noch nach dem Frieden wenigſtens das Simultaneum im Sulzbachiſchen einzufuͤhren; Das gab Gele- genheit, daß Bamberg bey den Friedens-Execu- tionshandlungen (1650. Aug. 3.) ſchon den Na- men Simultaneum gebrauchte, und es zu verthei- digen ſuchte. Die Evangeliſchen erwiederten aber gleich damals: ob einem ſein Haus verbleibe, wenn ein (h) Oben S. 33. (i) Struvs Pfaͤlziſche Kirchenhiſtorie S. 562.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung02_1786
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung02_1786/278
Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung02_1786/278>, abgerufen am 18.05.2024.