Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786.

Bild:
<< vorherige Seite

VIII. Folgen d. Westph. Fr. 1648-1657.
auch keinen anderen Gottesdienst neben her einfüh-
ren. Also gilt da kein Simultaneum.


VI.

Nach dieser in der Sache selbst liegenden Aus-
einandersetzung der beiden Paragraphen, worauf
es hier ankömmt (b), ist es gewiß nicht die Absicht
gewesen, jenen §. 30., worin das Recht zu refor-
miren oder anderen Glaubensgenossen ihre Reli-
gionsübung zu gestatten als ein Territorialrecht
anerkannt wird, zur Regel, und den §. 31., der
das Entscheidungsjahr zur Richtschnur setzt, zur
Ausnahme zu machen, und dadurch ein solches
Verhältniß zwischen diesen beiden Stellen des Frie-
dens zu begründen, daß bey der erstern als der Re-
gel eine noch so weit ausgedehnte, bey der andern,
als Ausnahme von der Regel, eine nie gnug ein-
zuschränkende Auslegung statt finden müßte. Nein,
beide Paragraphen können als zwey gleich kräftige
Regeln, die nur zweyerley ganz verschiedene Fälle
vor Augen haben, ganz wohl mit einander beste-
hen; Nehmlich §. 30. wenn Herr und Land einer-
ley, §. 31. wenn sie verschiedener Religion sind.
In jenem Falle ließ man es bey der Regel, daß
die Aufnahme und zu gestattende Religionsübung
anderer Religionsverwandten von der landesherr-
lichen Gewalt abhange. Im andern Falle gab
man eine ganz andere eben so allgemeine Regel,
daß da alles nach dem Entscheidungsziele des Jahrs
1624. gehalten werden sollte.


VII.

Die Verbindung der beiden §§., wie sie un-
mittelbar auf einander folgen, gibt das deutlich
gnug zu erkennen. Im §. 30. heißt es: das

Recht,
(b) §. 30. u. 31. des 5. Art. im Osn. Frieden.

VIII. Folgen d. Weſtph. Fr. 1648-1657.
auch keinen anderen Gottesdienſt neben her einfuͤh-
ren. Alſo gilt da kein Simultaneum.


VI.

Nach dieſer in der Sache ſelbſt liegenden Aus-
einanderſetzung der beiden Paragraphen, worauf
es hier ankoͤmmt (b), iſt es gewiß nicht die Abſicht
geweſen, jenen §. 30., worin das Recht zu refor-
miren oder anderen Glaubensgenoſſen ihre Reli-
gionsuͤbung zu geſtatten als ein Territorialrecht
anerkannt wird, zur Regel, und den §. 31., der
das Entſcheidungsjahr zur Richtſchnur ſetzt, zur
Ausnahme zu machen, und dadurch ein ſolches
Verhaͤltniß zwiſchen dieſen beiden Stellen des Frie-
dens zu begruͤnden, daß bey der erſtern als der Re-
gel eine noch ſo weit ausgedehnte, bey der andern,
als Ausnahme von der Regel, eine nie gnug ein-
zuſchraͤnkende Auslegung ſtatt finden muͤßte. Nein,
beide Paragraphen koͤnnen als zwey gleich kraͤftige
Regeln, die nur zweyerley ganz verſchiedene Faͤlle
vor Augen haben, ganz wohl mit einander beſte-
hen; Nehmlich §. 30. wenn Herr und Land einer-
ley, §. 31. wenn ſie verſchiedener Religion ſind.
In jenem Falle ließ man es bey der Regel, daß
die Aufnahme und zu geſtattende Religionsuͤbung
anderer Religionsverwandten von der landesherr-
lichen Gewalt abhange. Im andern Falle gab
man eine ganz andere eben ſo allgemeine Regel,
daß da alles nach dem Entſcheidungsziele des Jahrs
1624. gehalten werden ſollte.


VII.

Die Verbindung der beiden §§., wie ſie un-
mittelbar auf einander folgen, gibt das deutlich
gnug zu erkennen. Im §. 30. heißt es: das

Recht,
(b) §. 30. u. 31. des 5. Art. im Osn. Frieden.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0272" n="230"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">VIII.</hi> Folgen d. We&#x017F;tph. Fr. 1648-1657.</hi></fw><lb/>
auch keinen anderen Gottesdien&#x017F;t neben her einfu&#x0364;h-<lb/>
ren. Al&#x017F;o gilt da kein Simultaneum.</p><lb/>
          <note place="left"> <hi rendition="#aq">VI.</hi> </note>
          <p>Nach die&#x017F;er in der Sache &#x017F;elb&#x017F;t liegenden Aus-<lb/>
einander&#x017F;etzung der beiden Paragraphen, worauf<lb/>
es hier anko&#x0364;mmt <note place="foot" n="(b)">§. 30. u. 31. des 5. Art. im Osn. Frieden.</note>, i&#x017F;t es gewiß nicht die Ab&#x017F;icht<lb/>
gewe&#x017F;en, jenen §. 30., worin das Recht zu refor-<lb/>
miren oder anderen Glaubensgeno&#x017F;&#x017F;en ihre Reli-<lb/>
gionsu&#x0364;bung zu ge&#x017F;tatten als ein <hi rendition="#fr">Territorialrecht</hi><lb/>
anerkannt wird, zur Regel, und den §. 31., der<lb/>
das <hi rendition="#fr">Ent&#x017F;cheidungsjahr</hi> zur Richt&#x017F;chnur &#x017F;etzt, zur<lb/>
Ausnahme zu machen, und dadurch ein &#x017F;olches<lb/>
Verha&#x0364;ltniß zwi&#x017F;chen die&#x017F;en beiden Stellen des Frie-<lb/>
dens zu begru&#x0364;nden, daß bey der er&#x017F;tern als der Re-<lb/>
gel eine noch &#x017F;o weit ausgedehnte, bey der andern,<lb/>
als Ausnahme von der Regel, eine nie gnug ein-<lb/>
zu&#x017F;chra&#x0364;nkende Auslegung &#x017F;tatt finden mu&#x0364;ßte. Nein,<lb/>
beide Paragraphen ko&#x0364;nnen als zwey gleich kra&#x0364;ftige<lb/>
Regeln, die nur zweyerley ganz ver&#x017F;chiedene Fa&#x0364;lle<lb/>
vor Augen haben, ganz wohl mit einander be&#x017F;te-<lb/>
hen; Nehmlich §. 30. wenn Herr und Land einer-<lb/>
ley, §. 31. wenn &#x017F;ie ver&#x017F;chiedener Religion &#x017F;ind.<lb/>
In jenem Falle ließ man es bey der Regel, daß<lb/>
die Aufnahme und zu ge&#x017F;tattende Religionsu&#x0364;bung<lb/>
anderer Religionsverwandten von der landesherr-<lb/>
lichen Gewalt abhange. Im andern Falle gab<lb/>
man eine ganz andere eben &#x017F;o allgemeine Regel,<lb/>
daß da alles nach dem Ent&#x017F;cheidungsziele des Jahrs<lb/>
1624. gehalten werden &#x017F;ollte.</p><lb/>
          <note place="left"> <hi rendition="#aq">VII.</hi> </note>
          <p>Die Verbindung der beiden §§., wie &#x017F;ie un-<lb/>
mittelbar auf einander folgen, gibt das deutlich<lb/>
gnug zu erkennen. Im §. 30. heißt es: das<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Recht,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[230/0272] VIII. Folgen d. Weſtph. Fr. 1648-1657. auch keinen anderen Gottesdienſt neben her einfuͤh- ren. Alſo gilt da kein Simultaneum. Nach dieſer in der Sache ſelbſt liegenden Aus- einanderſetzung der beiden Paragraphen, worauf es hier ankoͤmmt (b), iſt es gewiß nicht die Abſicht geweſen, jenen §. 30., worin das Recht zu refor- miren oder anderen Glaubensgenoſſen ihre Reli- gionsuͤbung zu geſtatten als ein Territorialrecht anerkannt wird, zur Regel, und den §. 31., der das Entſcheidungsjahr zur Richtſchnur ſetzt, zur Ausnahme zu machen, und dadurch ein ſolches Verhaͤltniß zwiſchen dieſen beiden Stellen des Frie- dens zu begruͤnden, daß bey der erſtern als der Re- gel eine noch ſo weit ausgedehnte, bey der andern, als Ausnahme von der Regel, eine nie gnug ein- zuſchraͤnkende Auslegung ſtatt finden muͤßte. Nein, beide Paragraphen koͤnnen als zwey gleich kraͤftige Regeln, die nur zweyerley ganz verſchiedene Faͤlle vor Augen haben, ganz wohl mit einander beſte- hen; Nehmlich §. 30. wenn Herr und Land einer- ley, §. 31. wenn ſie verſchiedener Religion ſind. In jenem Falle ließ man es bey der Regel, daß die Aufnahme und zu geſtattende Religionsuͤbung anderer Religionsverwandten von der landesherr- lichen Gewalt abhange. Im andern Falle gab man eine ganz andere eben ſo allgemeine Regel, daß da alles nach dem Entſcheidungsziele des Jahrs 1624. gehalten werden ſollte. Die Verbindung der beiden §§., wie ſie un- mittelbar auf einander folgen, gibt das deutlich gnug zu erkennen. Im §. 30. heißt es: das Recht, (b) §. 30. u. 31. des 5. Art. im Osn. Frieden.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung02_1786
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung02_1786/272
Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung02_1786/272>, abgerufen am 17.05.2024.