Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786.VIII. Folgen d. Westph. Fr. 1648-1657. V. Die Reichsstände unterließen nun zwar nicht, nen (m) z. B. Art. 19.: "Alldieweil auch Ihro
kaiserlichen Majestät vorgekommen, daß öfters eini- ge Räthe, obwohl sie der ganzen Relation nicht beygewohnet, dennoch mit votiret, und dem Ver- laut nach dadurch sowohl, als auch zu Zeiten einer dem andern zu Gefallen, beygestimmet, die ma- iora gemacht worden seyen; so wollen zwar Ihre kaiserliche Majestät von einem Gott- Recht- und Ehrliebenden Reichshofrath ein solches nicht ver- muthen. Sie haben jedoch um Rechts und Ord- nung willen ernstlich zu verordnen hiemit gnädigst gut befunden, daß man solche Partheylichkeit un- terlassen, und nicht nur sich des allzulangen, zu- weilen unnöthigen Votir- und Referirens, sodann des Zeitungslesens, und andern ohnachtsamen Zeit- vertreibens in so hohem Richteramte, gleichwie ei- nen jeden sein eigenes Gewissen ermahnen wird, enthalten, und fürohin diejenigen Räthe, welche dem Anfange einer Relation nicht beygewohnet, in einer unvollkommen angehörten Sache nicht befragt werden, oder allenfalls sich des Votirens enthal- ten; und wofern der Reichshofraths-Präsident, oder dessen Amtsvertreter vermerken thäte, daß ei- ner dem andern zu Gefallen votiren, oder für oder gegen eine Sache oder dessen Referenten eine Fa- ction unter den Räthen wäre, (welches sich in ei- einem, und zwar solchen Gerichte ganz und gar nicht geziemet, auch wider der Räthe Eid und Pflich- ten läuft,) der Präsident oder dessen Amtsverwe- ser, alsdann der Reichshofrathsordnung gemäß ver- VIII. Folgen d. Weſtph. Fr. 1648-1657. V. Die Reichsſtaͤnde unterließen nun zwar nicht, nen (m) z. B. Art. 19.: ”Alldieweil auch Ihro
kaiſerlichen Majeſtaͤt vorgekommen, daß oͤfters eini- ge Raͤthe, obwohl ſie der ganzen Relation nicht beygewohnet, dennoch mit votiret, und dem Ver- laut nach dadurch ſowohl, als auch zu Zeiten einer dem andern zu Gefallen, beygeſtimmet, die ma- iora gemacht worden ſeyen; ſo wollen zwar Ihre kaiſerliche Majeſtaͤt von einem Gott- Recht- und Ehrliebenden Reichshofrath ein ſolches nicht ver- muthen. Sie haben jedoch um Rechts und Ord- nung willen ernſtlich zu verordnen hiemit gnaͤdigſt gut befunden, daß man ſolche Partheylichkeit un- terlaſſen, und nicht nur ſich des allzulangen, zu- weilen unnoͤthigen Votir- und Referirens, ſodann des Zeitungsleſens, und andern ohnachtſamen Zeit- vertreibens in ſo hohem Richteramte, gleichwie ei- nen jeden ſein eigenes Gewiſſen ermahnen wird, enthalten, und fuͤrohin diejenigen Raͤthe, welche dem Anfange einer Relation nicht beygewohnet, in einer unvollkommen angehoͤrten Sache nicht befragt werden, oder allenfalls ſich des Votirens enthal- ten; und wofern der Reichshofraths-Praͤſident, oder deſſen Amtsvertreter vermerken thaͤte, daß ei- ner dem andern zu Gefallen votiren, oder fuͤr oder gegen eine Sache oder deſſen Referenten eine Fa- ction unter den Raͤthen waͤre, (welches ſich in ei- einem, und zwar ſolchen Gerichte ganz und gar nicht geziemet, auch wider der Raͤthe Eid und Pflich- ten laͤuft,) der Praͤſident oder deſſen Amtsverwe- ſer, alsdann der Reichshofrathsordnung gemaͤß ver- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0258" n="216"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">VIII.</hi> Folgen d. Weſtph. Fr. 1648-1657.</hi> </fw><lb/> <note place="left"> <hi rendition="#aq">V.</hi> </note> <p>Die Reichsſtaͤnde unterließen nun zwar nicht,<lb/> ihre Erinnerungen wider dieſe Reichshofrathsord-<lb/> nung bey jeder Gelegenheit anzubringen. Sie er-<lb/> hielten aber nicht eher, als im Jahre 1714. ein<lb/> durch ſolche wiederholte Erinnerungen bewirktes<lb/> Decret, worin Carl der <hi rendition="#aq">VI.</hi> noch einige Dinge be-<lb/> ſonders einſchaͤrfte <note xml:id="seg2pn_7_1" next="#seg2pn_7_2" place="foot" n="(m)">z. B. Art. 19.: ”Alldieweil auch Ihro<lb/> kaiſerlichen Majeſtaͤt vorgekommen, daß oͤfters eini-<lb/> ge Raͤthe, obwohl ſie der ganzen Relation nicht<lb/> beygewohnet, dennoch mit votiret, und dem Ver-<lb/> laut nach dadurch ſowohl, als auch zu Zeiten einer<lb/> dem andern zu Gefallen, beygeſtimmet, die <hi rendition="#aq">ma-<lb/> iora</hi> gemacht worden ſeyen; ſo wollen zwar Ihre<lb/> kaiſerliche Majeſtaͤt von einem Gott- Recht- und<lb/> Ehrliebenden Reichshofrath ein ſolches nicht ver-<lb/> muthen. Sie haben jedoch um Rechts und Ord-<lb/> nung willen ernſtlich zu verordnen hiemit gnaͤdigſt<lb/> gut befunden, daß man ſolche Partheylichkeit un-<lb/> terlaſſen, und nicht nur ſich des allzulangen, zu-<lb/> weilen unnoͤthigen Votir- und Referirens, ſodann<lb/> des Zeitungsleſens, und andern ohnachtſamen Zeit-<lb/> vertreibens in ſo hohem Richteramte, gleichwie ei-<lb/> nen jeden ſein eigenes Gewiſſen ermahnen wird,<lb/> enthalten, und fuͤrohin diejenigen Raͤthe, welche<lb/> dem Anfange einer Relation nicht beygewohnet, in<lb/> einer unvollkommen angehoͤrten Sache nicht befragt<lb/> werden, oder allenfalls ſich des Votirens enthal-<lb/> ten; und wofern der Reichshofraths-Praͤſident,<lb/> oder deſſen Amtsvertreter vermerken thaͤte, daß ei-<lb/> ner dem andern zu Gefallen votiren, oder fuͤr oder<lb/> gegen eine Sache oder deſſen Referenten eine Fa-<lb/> ction unter den Raͤthen waͤre, (welches ſich in ei-<lb/> einem, und zwar ſolchen Gerichte ganz und gar<lb/> nicht geziemet, auch wider der Raͤthe Eid und Pflich-<lb/> ten laͤuft,) der Praͤſident oder deſſen Amtsverwe-<lb/> ſer, alsdann der Reichshofrathsordnung gemaͤß<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ver-</fw></note>. Darauf bezog ſich her-<lb/> nach eine Stelle in den neueren Wahlcapitulatio-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">nen</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [216/0258]
VIII. Folgen d. Weſtph. Fr. 1648-1657.
Die Reichsſtaͤnde unterließen nun zwar nicht,
ihre Erinnerungen wider dieſe Reichshofrathsord-
nung bey jeder Gelegenheit anzubringen. Sie er-
hielten aber nicht eher, als im Jahre 1714. ein
durch ſolche wiederholte Erinnerungen bewirktes
Decret, worin Carl der VI. noch einige Dinge be-
ſonders einſchaͤrfte (m). Darauf bezog ſich her-
nach eine Stelle in den neueren Wahlcapitulatio-
nen
(m) z. B. Art. 19.: ”Alldieweil auch Ihro
kaiſerlichen Majeſtaͤt vorgekommen, daß oͤfters eini-
ge Raͤthe, obwohl ſie der ganzen Relation nicht
beygewohnet, dennoch mit votiret, und dem Ver-
laut nach dadurch ſowohl, als auch zu Zeiten einer
dem andern zu Gefallen, beygeſtimmet, die ma-
iora gemacht worden ſeyen; ſo wollen zwar Ihre
kaiſerliche Majeſtaͤt von einem Gott- Recht- und
Ehrliebenden Reichshofrath ein ſolches nicht ver-
muthen. Sie haben jedoch um Rechts und Ord-
nung willen ernſtlich zu verordnen hiemit gnaͤdigſt
gut befunden, daß man ſolche Partheylichkeit un-
terlaſſen, und nicht nur ſich des allzulangen, zu-
weilen unnoͤthigen Votir- und Referirens, ſodann
des Zeitungsleſens, und andern ohnachtſamen Zeit-
vertreibens in ſo hohem Richteramte, gleichwie ei-
nen jeden ſein eigenes Gewiſſen ermahnen wird,
enthalten, und fuͤrohin diejenigen Raͤthe, welche
dem Anfange einer Relation nicht beygewohnet, in
einer unvollkommen angehoͤrten Sache nicht befragt
werden, oder allenfalls ſich des Votirens enthal-
ten; und wofern der Reichshofraths-Praͤſident,
oder deſſen Amtsvertreter vermerken thaͤte, daß ei-
ner dem andern zu Gefallen votiren, oder fuͤr oder
gegen eine Sache oder deſſen Referenten eine Fa-
ction unter den Raͤthen waͤre, (welches ſich in ei-
einem, und zwar ſolchen Gerichte ganz und gar
nicht geziemet, auch wider der Raͤthe Eid und Pflich-
ten laͤuft,) der Praͤſident oder deſſen Amtsverwe-
ſer, alsdann der Reichshofrathsordnung gemaͤß
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