Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786.VIII. Folgen d. Westph. Fr. 1648-1657. Französischen Herzoge, Grafen, und Prälaten,doch immer eigne Cammergüter behielt, der Kai- ser hingegen alle Cammergüter nach und nach ein- büßte; und dann darin, daß in Frankreich nach und nach alles, wie zuletzt auch noch Bourgogne und Bretagne, mit der Krone vereiniget wurde, in Teutschland hingegen selbst die Hoffnung, auch nur verpfändete Cammergüter wieder einzulösen, zuletzt verlohren gieng. IV. Alles das, sage ich, war schon lange in über
VIII. Folgen d. Weſtph. Fr. 1648-1657. Franzoͤſiſchen Herzoge, Grafen, und Praͤlaten,doch immer eigne Cammerguͤter behielt, der Kai- ſer hingegen alle Cammerguͤter nach und nach ein- buͤßte; und dann darin, daß in Frankreich nach und nach alles, wie zuletzt auch noch Bourgogne und Bretagne, mit der Krone vereiniget wurde, in Teutſchland hingegen ſelbſt die Hoffnung, auch nur verpfaͤndete Cammerguͤter wieder einzuloͤſen, zuletzt verlohren gieng. IV. Alles das, ſage ich, war ſchon lange in uͤber
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0200" n="158"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">VIII.</hi> Folgen d. Weſtph. Fr. 1648-1657.</hi></fw><lb/> Franzoͤſiſchen Herzoge, Grafen, und Praͤlaten,<lb/> doch immer eigne Cammerguͤter behielt, der Kai-<lb/> ſer hingegen alle Cammerguͤter nach und nach ein-<lb/> buͤßte; und dann darin, daß in Frankreich nach<lb/> und nach alles, wie zuletzt auch noch Bourgogne<lb/> und Bretagne, mit der Krone vereiniget wurde,<lb/> in Teutſchland hingegen ſelbſt die Hoffnung, auch<lb/> nur verpfaͤndete Cammerguͤter wieder einzuloͤſen,<lb/> zuletzt verlohren gieng.</p><lb/> <note place="left"> <hi rendition="#aq">IV.</hi> </note> <p>Alles das, ſage ich, war ſchon lange in<lb/> Teutſchland auf einen ſolchen Fuß gekommen, daß<lb/> man wohl urtheilen konnte, daß es ſchwerlich mehr<lb/> zu aͤndern ſeyn wuͤrde; zumal da ſelbſt der Zu-<lb/> ſchnitt, den der uͤbermaͤchtige Kaiſer Carl der <hi rendition="#aq">V.</hi><lb/> ſchon mit großem Anſcheine eines gluͤcklichen Fort-<lb/> ganges dazu gemacht hatte, dennoch durch eine<lb/> von Frankreich unterſtuͤtzte muthige Unternehmung<lb/> eines einzigen Teutſchen Fuͤrſten vereitelt worden<lb/> war. Inzwiſchen waren noch nicht alle Fragen,<lb/> die man uͤber die ſonderbare Verfaſſung, die ſich<lb/> in Teutſchland faſt ganz einzig in ihrer Art gebil-<lb/> det hatte, aufwerfen konnte, ſchon ſo beſtimmt<lb/> entſchieden, daß ſich nicht noch Einwendungen haͤt-<lb/> ten dagegen machen laßen, und daß nicht einen<lb/> Ferdinand den <hi rendition="#aq">II.</hi> nach den Siegen bey Prag,<lb/> bey Lutter am Barenberge und bey Noͤrdlingen<lb/> noch die Luſt haͤtte anwandeln koͤnnen, noch einen<lb/> Verſuch, wie Carl der <hi rendition="#aq">V.</hi>, zu machen, um Teutſch-<lb/> land ſo, wie Frankreich, wieder unter Einen Herrn<lb/> zu bringen. In ſo weit kann man den ganzen<lb/> dreyßigjaͤhrigen Krieg als einen gegenſeitigen Streit<lb/> uͤber dieſen Verſuch anſehen. In ſo weit iſt aber<lb/> auch klar, daß der <hi rendition="#fr">Weſtphaͤliſche Friede</hi> hier-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">uͤber</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [158/0200]
VIII. Folgen d. Weſtph. Fr. 1648-1657.
Franzoͤſiſchen Herzoge, Grafen, und Praͤlaten,
doch immer eigne Cammerguͤter behielt, der Kai-
ſer hingegen alle Cammerguͤter nach und nach ein-
buͤßte; und dann darin, daß in Frankreich nach
und nach alles, wie zuletzt auch noch Bourgogne
und Bretagne, mit der Krone vereiniget wurde,
in Teutſchland hingegen ſelbſt die Hoffnung, auch
nur verpfaͤndete Cammerguͤter wieder einzuloͤſen,
zuletzt verlohren gieng.
Alles das, ſage ich, war ſchon lange in
Teutſchland auf einen ſolchen Fuß gekommen, daß
man wohl urtheilen konnte, daß es ſchwerlich mehr
zu aͤndern ſeyn wuͤrde; zumal da ſelbſt der Zu-
ſchnitt, den der uͤbermaͤchtige Kaiſer Carl der V.
ſchon mit großem Anſcheine eines gluͤcklichen Fort-
ganges dazu gemacht hatte, dennoch durch eine
von Frankreich unterſtuͤtzte muthige Unternehmung
eines einzigen Teutſchen Fuͤrſten vereitelt worden
war. Inzwiſchen waren noch nicht alle Fragen,
die man uͤber die ſonderbare Verfaſſung, die ſich
in Teutſchland faſt ganz einzig in ihrer Art gebil-
det hatte, aufwerfen konnte, ſchon ſo beſtimmt
entſchieden, daß ſich nicht noch Einwendungen haͤt-
ten dagegen machen laßen, und daß nicht einen
Ferdinand den II. nach den Siegen bey Prag,
bey Lutter am Barenberge und bey Noͤrdlingen
noch die Luſt haͤtte anwandeln koͤnnen, noch einen
Verſuch, wie Carl der V., zu machen, um Teutſch-
land ſo, wie Frankreich, wieder unter Einen Herrn
zu bringen. In ſo weit kann man den ganzen
dreyßigjaͤhrigen Krieg als einen gegenſeitigen Streit
uͤber dieſen Verſuch anſehen. In ſo weit iſt aber
auch klar, daß der Weſtphaͤliſche Friede hier-
uͤber
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |