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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786.

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4) Merovinger a) Aufkommen 486-561.
darüber am Sachsen. Das übrige Thüringen, so
jetzt unter Fränkische Hoheit kam, hat seitdem sei-
nen Namen nur noch in einem weit engern Be-
zirke behalten, als seine ehemalige Gränzen giengen.

Den zweyten Krieg hatte Chlodowig selbst nochVI.
mit den Allemanniern zu führen. Diese hatten,
ohne Zweifel aus Eifersucht über den Fortgang der
Fränkischen Eroberung in Gallien, die Ripuarier,
als einen besondern Stamm der Fränkischen Na-
tion, die eigentlich einen andern König als Chlo-
dowigen hatten, in ihrem Gebiete mit Krieg über-
zogen. Chlodowig gieng ihnen aber mit seiner
ganzen Macht entgegen, und eine Niederlage, die
er ihnen 496. bey Zülpich im Jülichischen bey-496
brachte, war erst eine entscheidende Befestigung
seiner neu errichteten Monarchie. Er nahm ihnen
gleich Elsaß und die Gegend von Speier, Worms
und Mainz, wo sie schon festen Fuß gefasset hat-
ten. Aus dieser Rheinischen Gegend machte er
eine besondere Fränkische Provinz, die hernach un-
ter dem Namen Westfranken oder Rheinisches Fran-
ken (Francia occidentalis, Francia Rhenana) von
anderen Teutschfränkischen Provinzen unterschieden
ward (p). Er führte aber auch über den Main
bey Frankfurt (das von dieser Furth der Franken
seinen Namen bekommen hat,) eine Fränkische Co-
lonie den Allemanniern in den Rücken, die von
jener Westfränkischen Provinz unter dem Namen
Ostfranken (Francia orientalis,) unterschieden

wur-
(p) Diese Gegend ist erst neuerlich recht ins
Licht gesetzt in Christoph Jacob Kremers Geschichte
des Rheinischen Franziens, herausgegeben von
Andr. Lamey, Manheim 1778. 4.

4) Merovinger a) Aufkommen 486-561.
daruͤber am Sachſen. Das uͤbrige Thuͤringen, ſo
jetzt unter Fraͤnkiſche Hoheit kam, hat ſeitdem ſei-
nen Namen nur noch in einem weit engern Be-
zirke behalten, als ſeine ehemalige Graͤnzen giengen.

Den zweyten Krieg hatte Chlodowig ſelbſt nochVI.
mit den Allemanniern zu fuͤhren. Dieſe hatten,
ohne Zweifel aus Eiferſucht uͤber den Fortgang der
Fraͤnkiſchen Eroberung in Gallien, die Ripuarier,
als einen beſondern Stamm der Fraͤnkiſchen Na-
tion, die eigentlich einen andern Koͤnig als Chlo-
dowigen hatten, in ihrem Gebiete mit Krieg uͤber-
zogen. Chlodowig gieng ihnen aber mit ſeiner
ganzen Macht entgegen, und eine Niederlage, die
er ihnen 496. bey Zuͤlpich im Juͤlichiſchen bey-496
brachte, war erſt eine entſcheidende Befeſtigung
ſeiner neu errichteten Monarchie. Er nahm ihnen
gleich Elſaß und die Gegend von Speier, Worms
und Mainz, wo ſie ſchon feſten Fuß gefaſſet hat-
ten. Aus dieſer Rheiniſchen Gegend machte er
eine beſondere Fraͤnkiſche Provinz, die hernach un-
ter dem Namen Weſtfranken oder Rheiniſches Fran-
ken (Francia occidentalis, Francia Rhenana) von
anderen Teutſchfraͤnkiſchen Provinzen unterſchieden
ward (p). Er fuͤhrte aber auch uͤber den Main
bey Frankfurt (das von dieſer Furth der Franken
ſeinen Namen bekommen hat,) eine Fraͤnkiſche Co-
lonie den Allemanniern in den Ruͤcken, die von
jener Weſtfraͤnkiſchen Provinz unter dem Namen
Oſtfranken (Francia orientalis,) unterſchieden

wur-
(p) Dieſe Gegend iſt erſt neuerlich recht ins
Licht geſetzt in Chriſtoph Jacob Kremers Geſchichte
des Rheiniſchen Franziens, herausgegeben von
Andr. Lamey, Manheim 1778. 4.
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[27/0061] 4) Merovinger a) Aufkommen 486-561. daruͤber am Sachſen. Das uͤbrige Thuͤringen, ſo jetzt unter Fraͤnkiſche Hoheit kam, hat ſeitdem ſei- nen Namen nur noch in einem weit engern Be- zirke behalten, als ſeine ehemalige Graͤnzen giengen. Den zweyten Krieg hatte Chlodowig ſelbſt noch mit den Allemanniern zu fuͤhren. Dieſe hatten, ohne Zweifel aus Eiferſucht uͤber den Fortgang der Fraͤnkiſchen Eroberung in Gallien, die Ripuarier, als einen beſondern Stamm der Fraͤnkiſchen Na- tion, die eigentlich einen andern Koͤnig als Chlo- dowigen hatten, in ihrem Gebiete mit Krieg uͤber- zogen. Chlodowig gieng ihnen aber mit ſeiner ganzen Macht entgegen, und eine Niederlage, die er ihnen 496. bey Zuͤlpich im Juͤlichiſchen bey- brachte, war erſt eine entſcheidende Befeſtigung ſeiner neu errichteten Monarchie. Er nahm ihnen gleich Elſaß und die Gegend von Speier, Worms und Mainz, wo ſie ſchon feſten Fuß gefaſſet hat- ten. Aus dieſer Rheiniſchen Gegend machte er eine beſondere Fraͤnkiſche Provinz, die hernach un- ter dem Namen Weſtfranken oder Rheiniſches Fran- ken (Francia occidentalis, Francia Rhenana) von anderen Teutſchfraͤnkiſchen Provinzen unterſchieden ward (p). Er fuͤhrte aber auch uͤber den Main bey Frankfurt (das von dieſer Furth der Franken ſeinen Namen bekommen hat,) eine Fraͤnkiſche Co- lonie den Allemanniern in den Ruͤcken, die von jener Weſtfraͤnkiſchen Provinz unter dem Namen Oſtfranken (Francia orientalis,) unterſchieden wur- VI. 496 (p) Dieſe Gegend iſt erſt neuerlich recht ins Licht geſetzt in Chriſtoph Jacob Kremers Geſchichte des Rheiniſchen Franziens, herausgegeben von Andr. Lamey, Manheim 1778. 4.

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786/61>, abgerufen am 24.11.2024.