Doch kein Mittel von der Art war so ergiebig, als dasjenige, wozu ein viertes Gelübde Anlaß gab, wodurch sie sich anheischig machten, zu allen Missionen in auswärtige Länder und andere Welt- theile auf Befehl des Pabstes und zum Vortheile der Römischen Kirche sich gebrauchen zu laßen, ohne einen päbstlichen Geldbeytrag dazu zu ver- langen. Nur die Erlaubniß hatte die Gesellschaft sich ausbedungen, daß sie zu Unterhaltung ihrer Missionarien bey entfernten Völkern, an deren Be- kehrung sie arbeiteten, Waaren umsetzen dürften. Das gab ihnen frühzeitig Gelegenheit in Ost- und Westindien einen vortheilhaften Handel zu treiben, den sie nach und nach so ausbreiteten, daß ihnen dadurch eine Quelle zu unermeßlichen Reichthü- mern geöffnet wurde. Mit dem Anfange des XVII. Jahrhunderts bekamen sie den Zutritt zu Paragay, einer fruchtbaren Provinz im mittägli- chen Theile des festen Landes von America. Deren Einwohner, die bisher kümmerlich von Jagd und Fischerey lebten, lehrten sie zuerst Feldbau, Vieh- zucht und die Vortheile des geselligen Lebens mit den dazu nöthigen Künsten und Geschicklichkeiten. Darüber bildete sich aber auch die Gesellschaft hier einen eignen Staat, wo sie mehr als 100. tausend Unterthanen beherrschte, und mit kluger Entfernung von allen benachbarten Spaniern und Portugiesen in solchen Stand setzte, daß selbst ein Kriegsheer, das mit allem versehen und in Waffen geübt war, ihr zu Gebot stand, wenn sich der Fall ereignen sollte, eines gewaltsamen Schutzes hier zu bedürfen.
X.
Die innere Einrichtung der Gesellschaft war übrigens so, daß niemand eher, als im 33. Jahre
sei-
V. Neuere Zeit. Carl V. 1519-1558.
IX.
Doch kein Mittel von der Art war ſo ergiebig, als dasjenige, wozu ein viertes Geluͤbde Anlaß gab, wodurch ſie ſich anheiſchig machten, zu allen Miſſionen in auswaͤrtige Laͤnder und andere Welt- theile auf Befehl des Pabſtes und zum Vortheile der Roͤmiſchen Kirche ſich gebrauchen zu laßen, ohne einen paͤbſtlichen Geldbeytrag dazu zu ver- langen. Nur die Erlaubniß hatte die Geſellſchaft ſich ausbedungen, daß ſie zu Unterhaltung ihrer Miſſionarien bey entfernten Voͤlkern, an deren Be- kehrung ſie arbeiteten, Waaren umſetzen duͤrften. Das gab ihnen fruͤhzeitig Gelegenheit in Oſt- und Weſtindien einen vortheilhaften Handel zu treiben, den ſie nach und nach ſo ausbreiteten, daß ihnen dadurch eine Quelle zu unermeßlichen Reichthuͤ- mern geoͤffnet wurde. Mit dem Anfange des XVII. Jahrhunderts bekamen ſie den Zutritt zu Paragay, einer fruchtbaren Provinz im mittaͤgli- chen Theile des feſten Landes von America. Deren Einwohner, die bisher kuͤmmerlich von Jagd und Fiſcherey lebten, lehrten ſie zuerſt Feldbau, Vieh- zucht und die Vortheile des geſelligen Lebens mit den dazu noͤthigen Kuͤnſten und Geſchicklichkeiten. Daruͤber bildete ſich aber auch die Geſellſchaft hier einen eignen Staat, wo ſie mehr als 100. tauſend Unterthanen beherrſchte, und mit kluger Entfernung von allen benachbarten Spaniern und Portugieſen in ſolchen Stand ſetzte, daß ſelbſt ein Kriegsheer, das mit allem verſehen und in Waffen geuͤbt war, ihr zu Gebot ſtand, wenn ſich der Fall ereignen ſollte, eines gewaltſamen Schutzes hier zu beduͤrfen.
X.
Die innere Einrichtung der Geſellſchaft war uͤbrigens ſo, daß niemand eher, als im 33. Jahre
ſei-
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V. Neuere Zeit. Carl V. 1519-1558.
Doch kein Mittel von der Art war ſo ergiebig,
als dasjenige, wozu ein viertes Geluͤbde Anlaß
gab, wodurch ſie ſich anheiſchig machten, zu allen
Miſſionen in auswaͤrtige Laͤnder und andere Welt-
theile auf Befehl des Pabſtes und zum Vortheile
der Roͤmiſchen Kirche ſich gebrauchen zu laßen,
ohne einen paͤbſtlichen Geldbeytrag dazu zu ver-
langen. Nur die Erlaubniß hatte die Geſellſchaft
ſich ausbedungen, daß ſie zu Unterhaltung ihrer
Miſſionarien bey entfernten Voͤlkern, an deren Be-
kehrung ſie arbeiteten, Waaren umſetzen duͤrften.
Das gab ihnen fruͤhzeitig Gelegenheit in Oſt- und
Weſtindien einen vortheilhaften Handel zu treiben,
den ſie nach und nach ſo ausbreiteten, daß ihnen
dadurch eine Quelle zu unermeßlichen Reichthuͤ-
mern geoͤffnet wurde. Mit dem Anfange des
XVII. Jahrhunderts bekamen ſie den Zutritt zu
Paragay, einer fruchtbaren Provinz im mittaͤgli-
chen Theile des feſten Landes von America. Deren
Einwohner, die bisher kuͤmmerlich von Jagd und
Fiſcherey lebten, lehrten ſie zuerſt Feldbau, Vieh-
zucht und die Vortheile des geſelligen Lebens mit
den dazu noͤthigen Kuͤnſten und Geſchicklichkeiten.
Daruͤber bildete ſich aber auch die Geſellſchaft hier
einen eignen Staat, wo ſie mehr als 100. tauſend
Unterthanen beherrſchte, und mit kluger Entfernung
von allen benachbarten Spaniern und Portugieſen
in ſolchen Stand ſetzte, daß ſelbſt ein Kriegsheer,
das mit allem verſehen und in Waffen geuͤbt war,
ihr zu Gebot ſtand, wenn ſich der Fall ereignen
ſollte, eines gewaltſamen Schutzes hier zu beduͤrfen.
Die innere Einrichtung der Geſellſchaft war
uͤbrigens ſo, daß niemand eher, als im 33. Jahre
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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786, S. 442. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786/476>, abgerufen am 24.11.2024.
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