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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786.

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9) Aussicht wegen d. Churf. u. Jesuit.

Das Gelübde der Armuth, das sie nebst demVIII.
Gelübde des Gehorsams und ehelosen Standes
gleich anderen Orden ablegten, gestattete zwar ein-
zelnen Jesuiten nicht auf Reichthümer zu denken.
Aber die ganze Gesellschaft und ein jedes Collegi-
um konnte Güter besitzen und Einkünfte haben,
die vorzüglich auf prächtige Gebäude, kostbare
Kirchengeräthe, Büchersammlungen, Gärten u.
d. g. oder wo es sonst die Oberen der Gesellschaft
gut fanden, verwandt wurden. In solcher Ab-
sicht waren ihnen Schenkungen und milde Stif-
tungen nichts weniger als gleichgültig. Selbst in
der Wahl ihrer Mitglieder kam Reichthum und
vornehme Gebuhrt darum eben so sehr in Betrach-
tung, als Fähigkeit des Kopfes, worauf sie sonst
vorzüglich sahen. Wo Wittwen oder andere Perso-
nen von großem Vermögen keine oder nur entfernte
Erben hatten, da war ihnen kein Mittel zu schwer
oder bedenklich, um sie zu milden Stiftungen zu
ihrem Besten zu bewegen.



Doch
dem Jesuskinde erschienen sey, und es ihm in die
Arme gegeben habe; wie Ignaz durch die Luft ge-
flogen und in einem Augenblick von Rom nach Cölln
gekommen sey, um von einem sterbenden Freunde
Abschied zu nehmen; wie er öfters mit glänzen-
dem und bestrahltem Angesichte, auch in der Luft
schwebend, gesehen worden; wie er Todte erweckt,
Gespenster verjagt habe u. s. w. und wie viele an-
dere Mitglieder des Ordens ähnliche Wunder ge-
than etc., wovon in obigem Sendschreiben eines
Laien etc. S. 13. u. f. aus dem Buche: Imago pri-
mi seculi,
und aus anderen Büchern, die von
Jesuiten selber geschrieben worden, noch mehr
Beyspiele gesammlet sind.
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9) Ausſicht wegen d. Churf. u. Jeſuit.

Das Geluͤbde der Armuth, das ſie nebſt demVIII.
Geluͤbde des Gehorſams und eheloſen Standes
gleich anderen Orden ablegten, geſtattete zwar ein-
zelnen Jeſuiten nicht auf Reichthuͤmer zu denken.
Aber die ganze Geſellſchaft und ein jedes Collegi-
um konnte Guͤter beſitzen und Einkuͤnfte haben,
die vorzuͤglich auf praͤchtige Gebaͤude, koſtbare
Kirchengeraͤthe, Buͤcherſammlungen, Gaͤrten u.
d. g. oder wo es ſonſt die Oberen der Geſellſchaft
gut fanden, verwandt wurden. In ſolcher Ab-
ſicht waren ihnen Schenkungen und milde Stif-
tungen nichts weniger als gleichguͤltig. Selbſt in
der Wahl ihrer Mitglieder kam Reichthum und
vornehme Gebuhrt darum eben ſo ſehr in Betrach-
tung, als Faͤhigkeit des Kopfes, worauf ſie ſonſt
vorzuͤglich ſahen. Wo Wittwen oder andere Perſo-
nen von großem Vermoͤgen keine oder nur entfernte
Erben hatten, da war ihnen kein Mittel zu ſchwer
oder bedenklich, um ſie zu milden Stiftungen zu
ihrem Beſten zu bewegen.



Doch
dem Jeſuskinde erſchienen ſey, und es ihm in die
Arme gegeben habe; wie Ignaz durch die Luft ge-
flogen und in einem Augenblick von Rom nach Coͤlln
gekommen ſey, um von einem ſterbenden Freunde
Abſchied zu nehmen; wie er oͤfters mit glaͤnzen-
dem und beſtrahltem Angeſichte, auch in der Luft
ſchwebend, geſehen worden; wie er Todte erweckt,
Geſpenſter verjagt habe u. ſ. w. und wie viele an-
dere Mitglieder des Ordens aͤhnliche Wunder ge-
than ꝛc., wovon in obigem Sendſchreiben eines
Laien ꝛc. S. 13. u. f. aus dem Buche: Imago pri-
mi ſeculi,
und aus anderen Buͤchern, die von
Jeſuiten ſelber geſchrieben worden, noch mehr
Beyſpiele geſammlet ſind.
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[441/0475] 9) Ausſicht wegen d. Churf. u. Jeſuit. Das Geluͤbde der Armuth, das ſie nebſt dem Geluͤbde des Gehorſams und eheloſen Standes gleich anderen Orden ablegten, geſtattete zwar ein- zelnen Jeſuiten nicht auf Reichthuͤmer zu denken. Aber die ganze Geſellſchaft und ein jedes Collegi- um konnte Guͤter beſitzen und Einkuͤnfte haben, die vorzuͤglich auf praͤchtige Gebaͤude, koſtbare Kirchengeraͤthe, Buͤcherſammlungen, Gaͤrten u. d. g. oder wo es ſonſt die Oberen der Geſellſchaft gut fanden, verwandt wurden. In ſolcher Ab- ſicht waren ihnen Schenkungen und milde Stif- tungen nichts weniger als gleichguͤltig. Selbſt in der Wahl ihrer Mitglieder kam Reichthum und vornehme Gebuhrt darum eben ſo ſehr in Betrach- tung, als Faͤhigkeit des Kopfes, worauf ſie ſonſt vorzuͤglich ſahen. Wo Wittwen oder andere Perſo- nen von großem Vermoͤgen keine oder nur entfernte Erben hatten, da war ihnen kein Mittel zu ſchwer oder bedenklich, um ſie zu milden Stiftungen zu ihrem Beſten zu bewegen. VIII. Doch (d) (d) dem Jeſuskinde erſchienen ſey, und es ihm in die Arme gegeben habe; wie Ignaz durch die Luft ge- flogen und in einem Augenblick von Rom nach Coͤlln gekommen ſey, um von einem ſterbenden Freunde Abſchied zu nehmen; wie er oͤfters mit glaͤnzen- dem und beſtrahltem Angeſichte, auch in der Luft ſchwebend, geſehen worden; wie er Todte erweckt, Geſpenſter verjagt habe u. ſ. w. und wie viele an- dere Mitglieder des Ordens aͤhnliche Wunder ge- than ꝛc., wovon in obigem Sendſchreiben eines Laien ꝛc. S. 13. u. f. aus dem Buche: Imago pri- mi ſeculi, und aus anderen Buͤchern, die von Jeſuiten ſelber geſchrieben worden, noch mehr Beyſpiele geſammlet ſind. E e 5

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786, S. 441. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786/475>, abgerufen am 24.11.2024.