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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786.

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5) Erfolg d. Reichstags 1530. bis 1555.
mische König noch immer in weitaussehende aus-
wärtige Kriege verwickelt waren. Endlich schien
jetzt der Kaiser im Jahre 1544. durch einen Frie-
den zu Crespy
mit Frankreich und durch einen
Stillstand mit den Türken sich und seinem Hause
erst auswärts Ruhe zu verschaffen, um nunmehr in
Teutschland selbst mit desto größerem Nachdruck zu
Werke gehen zu können.

Die Schmalkaldischen Bundesverwandten glaub-XII.
ten wiederum, die Vollendung der großen Zurüstun-
gen, die der Kaiser machte, und den ersten Angriff
von seiner Seite nicht abwarten zu dürfen. Sie
rückten im Julius 1546. mit mehr als 80. tausend
Mann ins Feld. Es gelang aber dem Kaiser durch
eine Diversion, die dem Churfürsten von Sachsen
zur Vollziehung der vom Kaiser wider ihn erkannten
Achtserklärung von seinem Vetter, dem Herzoge
Moritz von Sachsen, in seinem Lande gemacht
ward, den Churfürsten dahin zu bringen, daß er um
sein land zu retten das Bundesheer verließ; wor-
auf dasselbe ohne Schwerdtstreich getrennt wurde.
Gegen den Herzog Moritz schien zwar der Chur-
fürst seinen Zweck zu erreichen. Allein nun über-
fiel ihn der Kaiser selbst bey Mühlberg (1547.
Apr. 24.), schlug ihn, und bekam ihn gefangen;
eroberte ferner Wittenberg durch Capitulation
(May 18.), und ließ zu Halle auch den Landgrafen
Philipp, der, um sich dem Kaiser zu unterwerfen,
dahin zu kommen vermocht war, gefangen nehmen.

So war der Kaiser Meister über den Schmal-XIII.
kaldischen Bund, und in der That über ganz Teutsch-
land, als er nunmehr auf einem Reichstage zu

Augs-
C c

5) Erfolg d. Reichstags 1530. bis 1555.
miſche Koͤnig noch immer in weitausſehende aus-
waͤrtige Kriege verwickelt waren. Endlich ſchien
jetzt der Kaiſer im Jahre 1544. durch einen Frie-
den zu Creſpy
mit Frankreich und durch einen
Stillſtand mit den Tuͤrken ſich und ſeinem Hauſe
erſt auswaͤrts Ruhe zu verſchaffen, um nunmehr in
Teutſchland ſelbſt mit deſto groͤßerem Nachdruck zu
Werke gehen zu koͤnnen.

Die Schmalkaldiſchen Bundesverwandten glaub-XII.
ten wiederum, die Vollendung der großen Zuruͤſtun-
gen, die der Kaiſer machte, und den erſten Angriff
von ſeiner Seite nicht abwarten zu duͤrfen. Sie
ruͤckten im Julius 1546. mit mehr als 80. tauſend
Mann ins Feld. Es gelang aber dem Kaiſer durch
eine Diverſion, die dem Churfuͤrſten von Sachſen
zur Vollziehung der vom Kaiſer wider ihn erkannten
Achtserklaͤrung von ſeinem Vetter, dem Herzoge
Moritz von Sachſen, in ſeinem Lande gemacht
ward, den Churfuͤrſten dahin zu bringen, daß er um
ſein land zu retten das Bundesheer verließ; wor-
auf daſſelbe ohne Schwerdtſtreich getrennt wurde.
Gegen den Herzog Moritz ſchien zwar der Chur-
fuͤrſt ſeinen Zweck zu erreichen. Allein nun uͤber-
fiel ihn der Kaiſer ſelbſt bey Muͤhlberg (1547.
Apr. 24.), ſchlug ihn, und bekam ihn gefangen;
eroberte ferner Wittenberg durch Capitulation
(May 18.), und ließ zu Halle auch den Landgrafen
Philipp, der, um ſich dem Kaiſer zu unterwerfen,
dahin zu kommen vermocht war, gefangen nehmen.

So war der Kaiſer Meiſter uͤber den Schmal-XIII.
kaldiſchen Bund, und in der That uͤber ganz Teutſch-
land, als er nunmehr auf einem Reichstage zu

Augs-
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[401/0435] 5) Erfolg d. Reichstags 1530. bis 1555. miſche Koͤnig noch immer in weitausſehende aus- waͤrtige Kriege verwickelt waren. Endlich ſchien jetzt der Kaiſer im Jahre 1544. durch einen Frie- den zu Creſpy mit Frankreich und durch einen Stillſtand mit den Tuͤrken ſich und ſeinem Hauſe erſt auswaͤrts Ruhe zu verſchaffen, um nunmehr in Teutſchland ſelbſt mit deſto groͤßerem Nachdruck zu Werke gehen zu koͤnnen. Die Schmalkaldiſchen Bundesverwandten glaub- ten wiederum, die Vollendung der großen Zuruͤſtun- gen, die der Kaiſer machte, und den erſten Angriff von ſeiner Seite nicht abwarten zu duͤrfen. Sie ruͤckten im Julius 1546. mit mehr als 80. tauſend Mann ins Feld. Es gelang aber dem Kaiſer durch eine Diverſion, die dem Churfuͤrſten von Sachſen zur Vollziehung der vom Kaiſer wider ihn erkannten Achtserklaͤrung von ſeinem Vetter, dem Herzoge Moritz von Sachſen, in ſeinem Lande gemacht ward, den Churfuͤrſten dahin zu bringen, daß er um ſein land zu retten das Bundesheer verließ; wor- auf daſſelbe ohne Schwerdtſtreich getrennt wurde. Gegen den Herzog Moritz ſchien zwar der Chur- fuͤrſt ſeinen Zweck zu erreichen. Allein nun uͤber- fiel ihn der Kaiſer ſelbſt bey Muͤhlberg (1547. Apr. 24.), ſchlug ihn, und bekam ihn gefangen; eroberte ferner Wittenberg durch Capitulation (May 18.), und ließ zu Halle auch den Landgrafen Philipp, der, um ſich dem Kaiſer zu unterwerfen, dahin zu kommen vermocht war, gefangen nehmen. XII. So war der Kaiſer Meiſter uͤber den Schmal- kaldiſchen Bund, und in der That uͤber ganz Teutſch- land, als er nunmehr auf einem Reichstage zu Augs- XIII. C c

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786, S. 401. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786/435>, abgerufen am 22.11.2024.