geben wollte, daß der vom Domcapitel gewehlte neue Bischof Julius von Pflug zum Besitz kommen sollte, sondern statt dessen den von Magdeburg be- rufenen Superintendenten, Nicolaus Amsdorf, in Besitz setzen ließ, und als vollends im Jahre 1545. der Churfürst Hermann von Cölln, gebohrner Graf von Wied, sich öffentlich zur evangelischen Religion bekannte, und dieselbe in seinem Lande und Erz- stifte einführen wollte.
X.
Alles das wurde aber noch weitaussehender, als im Jahre 1542. Herzog Henrich der jüngere von Braunschweig-Wolfenbüttel wegen geheimer Anschläge, die er gegen Chursachsen und Hessen, wie man durch gewisse Zufälle entdeckt hatte, ge- faßt haben sollte, plötzlich selbst überfallen, und sein Land mit dem Rücken anzusehen genöthiget wurde, auch, da er es selbst wieder zu erobern gedachte, nach einer am 20. Oct. 1545. bey Nord- heim erlittenen Niederlage gar in Gefangenschaft nach Ziegenhayn gerieth.
XI.
Schon damals, als im Jahre 1530. der Reichs- tag zu Augsburg so übel ablief, hatten die Prote- stanten noch in eben dem Jahre zu Schmalkalden ein neues Vertheidigungsbündniß unter sich errichtet, das 1531. von neuem auf 6. Jahre, und 1536. wieder auf 10. Jahre weiter geschlossen wurde. Demselben ward aber auch am 10. Jul. 1538. von einigen catholischen Ständen zu Nürn- berg ein so genannter heiliger Bund entgegen- gesetzt; ohne daß es jedoch noch zur Zeit, außer den Braunschweigischen Händeln, zu weiteren Thät- lichkeiten kam, weil sowohl der Kaiser als der Rö-
mische
V. Neuere Zeit. Carl V. 1519-1558.
geben wollte, daß der vom Domcapitel gewehlte neue Biſchof Julius von Pflug zum Beſitz kommen ſollte, ſondern ſtatt deſſen den von Magdeburg be- rufenen Superintendenten, Nicolaus Amsdorf, in Beſitz ſetzen ließ, und als vollends im Jahre 1545. der Churfuͤrſt Hermann von Coͤlln, gebohrner Graf von Wied, ſich oͤffentlich zur evangeliſchen Religion bekannte, und dieſelbe in ſeinem Lande und Erz- ſtifte einfuͤhren wollte.
X.
Alles das wurde aber noch weitausſehender, als im Jahre 1542. Herzog Henrich der juͤngere von Braunſchweig-Wolfenbuͤttel wegen geheimer Anſchlaͤge, die er gegen Churſachſen und Heſſen, wie man durch gewiſſe Zufaͤlle entdeckt hatte, ge- faßt haben ſollte, ploͤtzlich ſelbſt uͤberfallen, und ſein Land mit dem Ruͤcken anzuſehen genoͤthiget wurde, auch, da er es ſelbſt wieder zu erobern gedachte, nach einer am 20. Oct. 1545. bey Nord- heim erlittenen Niederlage gar in Gefangenſchaft nach Ziegenhayn gerieth.
XI.
Schon damals, als im Jahre 1530. der Reichs- tag zu Augsburg ſo uͤbel ablief, hatten die Prote- ſtanten noch in eben dem Jahre zu Schmalkalden ein neues Vertheidigungsbuͤndniß unter ſich errichtet, das 1531. von neuem auf 6. Jahre, und 1536. wieder auf 10. Jahre weiter geſchloſſen wurde. Demſelben ward aber auch am 10. Jul. 1538. von einigen catholiſchen Staͤnden zu Nuͤrn- berg ein ſo genannter heiliger Bund entgegen- geſetzt; ohne daß es jedoch noch zur Zeit, außer den Braunſchweigiſchen Haͤndeln, zu weiteren Thaͤt- lichkeiten kam, weil ſowohl der Kaiſer als der Roͤ-
miſche
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V. Neuere Zeit. Carl V. 1519-1558.
geben wollte, daß der vom Domcapitel gewehlte
neue Biſchof Julius von Pflug zum Beſitz kommen
ſollte, ſondern ſtatt deſſen den von Magdeburg be-
rufenen Superintendenten, Nicolaus Amsdorf, in
Beſitz ſetzen ließ, und als vollends im Jahre 1545.
der Churfuͤrſt Hermann von Coͤlln, gebohrner Graf
von Wied, ſich oͤffentlich zur evangeliſchen Religion
bekannte, und dieſelbe in ſeinem Lande und Erz-
ſtifte einfuͤhren wollte.
Alles das wurde aber noch weitausſehender, als
im Jahre 1542. Herzog Henrich der juͤngere von
Braunſchweig-Wolfenbuͤttel wegen geheimer
Anſchlaͤge, die er gegen Churſachſen und Heſſen,
wie man durch gewiſſe Zufaͤlle entdeckt hatte, ge-
faßt haben ſollte, ploͤtzlich ſelbſt uͤberfallen, und
ſein Land mit dem Ruͤcken anzuſehen genoͤthiget
wurde, auch, da er es ſelbſt wieder zu erobern
gedachte, nach einer am 20. Oct. 1545. bey Nord-
heim erlittenen Niederlage gar in Gefangenſchaft
nach Ziegenhayn gerieth.
Schon damals, als im Jahre 1530. der Reichs-
tag zu Augsburg ſo uͤbel ablief, hatten die Prote-
ſtanten noch in eben dem Jahre zu Schmalkalden
ein neues Vertheidigungsbuͤndniß unter ſich
errichtet, das 1531. von neuem auf 6. Jahre,
und 1536. wieder auf 10. Jahre weiter geſchloſſen
wurde. Demſelben ward aber auch am 10. Jul.
1538. von einigen catholiſchen Staͤnden zu Nuͤrn-
berg ein ſo genannter heiliger Bund entgegen-
geſetzt; ohne daß es jedoch noch zur Zeit, außer
den Braunſchweigiſchen Haͤndeln, zu weiteren Thaͤt-
lichkeiten kam, weil ſowohl der Kaiſer als der Roͤ-
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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786, S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786/434>, abgerufen am 22.07.2024.
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