Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786.

Bild:
<< vorherige Seite

3) Religionsbegebenheiten 1525.
sistorium von geistlichen und weltlichen Räthen an-
gestellt, an welches nachher alles gelangte, was in
Kirchensachen vorgieng, und unter den Catholischen
bisher von bischöflicher oder päbstlicher Gewalt we-
gen geschehen war.

Eben so wurde es nach und nach in mehrerenV.
Teutschen Ländern gehalten. Bald gaben auch
Dänemark und Schweden das erste Beyspiel,
wie ganze Königreiche auf solche Art von dem bis-
herigen päbstlichen Joche befreyet, und auf einen
dem Worte Gottes gemäßeren Fuß in der Religions-
und Kirchenverfassung gesetzt werden konnten.

Noch mit einiger Verschiedenheit giengen der-VI.
gleichen Veränderungen an solchen Orten vor, wo
nicht sowohl eine monarchische oder landesherrliche,
als republicanische Regierungsform obwaltete, als
insonderheit in den Teutschen Reichsstädten oder
auch in solchen Städten, die zwar einen Landes-
herrn über sich erkannten, aber doch beynahe mit
völliger Freyheit ihre eigene Regierung zu besorgen
hatten. Selbst die Niederländischen Provinzen
und Städte, und die ganze Schweiz konnte man
damals noch hieher rechnen, da ihre Verbindung
mit dem Teutschen Reiche wenigstens noch durch
keinen Reichsschluß gehoben war.

An allen solchen Orten kam es hauptsächlichVII.
darauf an, in welchem Verhältnisse die Obrigkeit
und Bürgerschaft gegen einander stand, und ob
letztere auch unter sich von einerley Gesinnung war.
Wenn die Obrigkeit für sich alleine der evangeli-
schen Religion zugethan gewesen wäre, und die

Bür-
A a 4

3) Religionsbegebenheiten 1525.
ſiſtorium von geiſtlichen und weltlichen Raͤthen an-
geſtellt, an welches nachher alles gelangte, was in
Kirchenſachen vorgieng, und unter den Catholiſchen
bisher von biſchoͤflicher oder paͤbſtlicher Gewalt we-
gen geſchehen war.

Eben ſo wurde es nach und nach in mehrerenV.
Teutſchen Laͤndern gehalten. Bald gaben auch
Daͤnemark und Schweden das erſte Beyſpiel,
wie ganze Koͤnigreiche auf ſolche Art von dem bis-
herigen paͤbſtlichen Joche befreyet, und auf einen
dem Worte Gottes gemaͤßeren Fuß in der Religions-
und Kirchenverfaſſung geſetzt werden konnten.

Noch mit einiger Verſchiedenheit giengen der-VI.
gleichen Veraͤnderungen an ſolchen Orten vor, wo
nicht ſowohl eine monarchiſche oder landesherrliche,
als republicaniſche Regierungsform obwaltete, als
inſonderheit in den Teutſchen Reichsſtaͤdten oder
auch in ſolchen Staͤdten, die zwar einen Landes-
herrn uͤber ſich erkannten, aber doch beynahe mit
voͤlliger Freyheit ihre eigene Regierung zu beſorgen
hatten. Selbſt die Niederlaͤndiſchen Provinzen
und Staͤdte, und die ganze Schweiz konnte man
damals noch hieher rechnen, da ihre Verbindung
mit dem Teutſchen Reiche wenigſtens noch durch
keinen Reichsſchluß gehoben war.

An allen ſolchen Orten kam es hauptſaͤchlichVII.
darauf an, in welchem Verhaͤltniſſe die Obrigkeit
und Buͤrgerſchaft gegen einander ſtand, und ob
letztere auch unter ſich von einerley Geſinnung war.
Wenn die Obrigkeit fuͤr ſich alleine der evangeli-
ſchen Religion zugethan geweſen waͤre, und die

Buͤr-
A a 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0409" n="375"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">3) Religionsbegebenheiten 1525.</hi></fw><lb/>
&#x017F;i&#x017F;torium von gei&#x017F;tlichen und weltlichen Ra&#x0364;then an-<lb/>
ge&#x017F;tellt, an welches nachher alles gelangte, was in<lb/>
Kirchen&#x017F;achen vorgieng, und unter den Catholi&#x017F;chen<lb/>
bisher von bi&#x017F;cho&#x0364;flicher oder pa&#x0364;b&#x017F;tlicher Gewalt we-<lb/>
gen ge&#x017F;chehen war.</p><lb/>
          <p>Eben &#x017F;o wurde es nach und nach in mehreren<note place="right"><hi rendition="#aq">V.</hi></note><lb/>
Teut&#x017F;chen La&#x0364;ndern gehalten. Bald gaben auch<lb/><hi rendition="#fr">Da&#x0364;nemark und Schweden</hi> das er&#x017F;te Bey&#x017F;piel,<lb/>
wie ganze Ko&#x0364;nigreiche auf &#x017F;olche Art von dem bis-<lb/>
herigen pa&#x0364;b&#x017F;tlichen Joche befreyet, und auf einen<lb/>
dem Worte Gottes gema&#x0364;ßeren Fuß in der Religions-<lb/>
und Kirchenverfa&#x017F;&#x017F;ung ge&#x017F;etzt werden konnten.</p><lb/>
          <p>Noch mit einiger Ver&#x017F;chiedenheit giengen der-<note place="right"><hi rendition="#aq">VI.</hi></note><lb/>
gleichen Vera&#x0364;nderungen an &#x017F;olchen Orten vor, wo<lb/>
nicht &#x017F;owohl eine monarchi&#x017F;che oder landesherrliche,<lb/>
als republicani&#x017F;che Regierungsform obwaltete, als<lb/>
in&#x017F;onderheit in den Teut&#x017F;chen <hi rendition="#fr">Reichs&#x017F;ta&#x0364;dten</hi> oder<lb/>
auch in &#x017F;olchen Sta&#x0364;dten, die zwar einen Landes-<lb/>
herrn u&#x0364;ber &#x017F;ich erkannten, aber doch beynahe mit<lb/>
vo&#x0364;lliger Freyheit ihre eigene Regierung zu be&#x017F;orgen<lb/>
hatten. Selb&#x017F;t die <hi rendition="#fr">Niederla&#x0364;ndi&#x017F;chen</hi> Provinzen<lb/>
und Sta&#x0364;dte, und die ganze <hi rendition="#fr">Schweiz</hi> konnte man<lb/>
damals noch hieher rechnen, da ihre Verbindung<lb/>
mit dem Teut&#x017F;chen Reiche wenig&#x017F;tens noch durch<lb/>
keinen Reichs&#x017F;chluß gehoben war.</p><lb/>
          <p>An allen &#x017F;olchen Orten kam es haupt&#x017F;a&#x0364;chlich<note place="right"><hi rendition="#aq">VII.</hi></note><lb/>
darauf an, in welchem Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e die Obrigkeit<lb/>
und Bu&#x0364;rger&#x017F;chaft gegen einander &#x017F;tand, und ob<lb/>
letztere auch unter &#x017F;ich von einerley Ge&#x017F;innung war.<lb/>
Wenn die Obrigkeit fu&#x0364;r &#x017F;ich alleine der evangeli-<lb/>
&#x017F;chen Religion zugethan gewe&#x017F;en wa&#x0364;re, und die<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A a 4</fw><fw place="bottom" type="catch">Bu&#x0364;r-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[375/0409] 3) Religionsbegebenheiten 1525. ſiſtorium von geiſtlichen und weltlichen Raͤthen an- geſtellt, an welches nachher alles gelangte, was in Kirchenſachen vorgieng, und unter den Catholiſchen bisher von biſchoͤflicher oder paͤbſtlicher Gewalt we- gen geſchehen war. Eben ſo wurde es nach und nach in mehreren Teutſchen Laͤndern gehalten. Bald gaben auch Daͤnemark und Schweden das erſte Beyſpiel, wie ganze Koͤnigreiche auf ſolche Art von dem bis- herigen paͤbſtlichen Joche befreyet, und auf einen dem Worte Gottes gemaͤßeren Fuß in der Religions- und Kirchenverfaſſung geſetzt werden konnten. V. Noch mit einiger Verſchiedenheit giengen der- gleichen Veraͤnderungen an ſolchen Orten vor, wo nicht ſowohl eine monarchiſche oder landesherrliche, als republicaniſche Regierungsform obwaltete, als inſonderheit in den Teutſchen Reichsſtaͤdten oder auch in ſolchen Staͤdten, die zwar einen Landes- herrn uͤber ſich erkannten, aber doch beynahe mit voͤlliger Freyheit ihre eigene Regierung zu beſorgen hatten. Selbſt die Niederlaͤndiſchen Provinzen und Staͤdte, und die ganze Schweiz konnte man damals noch hieher rechnen, da ihre Verbindung mit dem Teutſchen Reiche wenigſtens noch durch keinen Reichsſchluß gehoben war. VI. An allen ſolchen Orten kam es hauptſaͤchlich darauf an, in welchem Verhaͤltniſſe die Obrigkeit und Buͤrgerſchaft gegen einander ſtand, und ob letztere auch unter ſich von einerley Geſinnung war. Wenn die Obrigkeit fuͤr ſich alleine der evangeli- ſchen Religion zugethan geweſen waͤre, und die Buͤr- VII. A a 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786/409
Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786, S. 375. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786/409>, abgerufen am 22.11.2024.