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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786.

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III. Mittl. Zeiten b) 1235-1493.
hatte, nicht um einen Schritt weiter. Ein ande-
rer Umstand, der sich zu Costnitz ereignete, machte
vielmehr, daß man in Ansehung alles dessen, was
so allgemeine Wünsche, von dem übertriebenen
Joche unter dem päbstlichen Stuhle und dessen
so genannten Curialisten los zu kommen, hatten
hoffen lassen, jetzt noch ungleich weiter zurückge-
worfen wurde, als vorher.


V.

Nach dem Beyspiele, das Wiclef als ein aca-
demischer Gelehrter in England gegeben hatte, war
zu Prag ein dortiger Lehrer der Theologie, Johann
Huß,
aufgetreten, der es ebenfalls wagte, mit
mehr als bisher gewöhnlicher Freymüthigkeit den
Verfall der Kirchenzucht und des geistlichen Stan-
des in seinen Lehren und Schriften aufzudecken.
Eine Veränderung, die auf seine Veranlaßung in
der innerlichen Einrichtung der Prager Universität
vorgieng, hatte zwar bey der Universität ihm ein
gewisses Uebergewicht verschafft, da nicht mehr die
Böhmische Nation nach der bisherigen ersten Ein-
richtung nur für eine Stimme gegen drey andere
gelten, sondern nach dem Beyspiele der Pariser Uni-
versität für überwiegend über alle Ausländer ge-
rechnet werden sollte. Allein vom Erzbischofe zu
Prag und allen denen, die mit dieser neuen aca-
demischen Einrichtung nicht zufrieden waren, hatte
Huß jetzt desto mehr Verfolgung auszustehen.


VI.

So wurde Huß mit seinen Lehren und Schrif-
ten einer der ersten Gegenstände der Costnitzer Cou-
cilienberathschlagungen, aber auch ein unglückliches
Opfer der Hierarchie, die sich wider solche Auf-
tritte nicht anders, als mit Feuer und Schwerdt

zu

III. Mittl. Zeiten b) 1235-1493.
hatte, nicht um einen Schritt weiter. Ein ande-
rer Umſtand, der ſich zu Coſtnitz ereignete, machte
vielmehr, daß man in Anſehung alles deſſen, was
ſo allgemeine Wuͤnſche, von dem uͤbertriebenen
Joche unter dem paͤbſtlichen Stuhle und deſſen
ſo genannten Curialiſten los zu kommen, hatten
hoffen laſſen, jetzt noch ungleich weiter zuruͤckge-
worfen wurde, als vorher.


V.

Nach dem Beyſpiele, das Wiclef als ein aca-
demiſcher Gelehrter in England gegeben hatte, war
zu Prag ein dortiger Lehrer der Theologie, Johann
Huß,
aufgetreten, der es ebenfalls wagte, mit
mehr als bisher gewoͤhnlicher Freymuͤthigkeit den
Verfall der Kirchenzucht und des geiſtlichen Stan-
des in ſeinen Lehren und Schriften aufzudecken.
Eine Veraͤnderung, die auf ſeine Veranlaßung in
der innerlichen Einrichtung der Prager Univerſitaͤt
vorgieng, hatte zwar bey der Univerſitaͤt ihm ein
gewiſſes Uebergewicht verſchafft, da nicht mehr die
Boͤhmiſche Nation nach der bisherigen erſten Ein-
richtung nur fuͤr eine Stimme gegen drey andere
gelten, ſondern nach dem Beyſpiele der Pariſer Uni-
verſitaͤt fuͤr uͤberwiegend uͤber alle Auslaͤnder ge-
rechnet werden ſollte. Allein vom Erzbiſchofe zu
Prag und allen denen, die mit dieſer neuen aca-
demiſchen Einrichtung nicht zufrieden waren, hatte
Huß jetzt deſto mehr Verfolgung auszuſtehen.


VI.

So wurde Huß mit ſeinen Lehren und Schrif-
ten einer der erſten Gegenſtaͤnde der Coſtnitzer Cou-
cilienberathſchlagungen, aber auch ein ungluͤckliches
Opfer der Hierarchie, die ſich wider ſolche Auf-
tritte nicht anders, als mit Feuer und Schwerdt

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[290/0324] III. Mittl. Zeiten b) 1235-1493. hatte, nicht um einen Schritt weiter. Ein ande- rer Umſtand, der ſich zu Coſtnitz ereignete, machte vielmehr, daß man in Anſehung alles deſſen, was ſo allgemeine Wuͤnſche, von dem uͤbertriebenen Joche unter dem paͤbſtlichen Stuhle und deſſen ſo genannten Curialiſten los zu kommen, hatten hoffen laſſen, jetzt noch ungleich weiter zuruͤckge- worfen wurde, als vorher. Nach dem Beyſpiele, das Wiclef als ein aca- demiſcher Gelehrter in England gegeben hatte, war zu Prag ein dortiger Lehrer der Theologie, Johann Huß, aufgetreten, der es ebenfalls wagte, mit mehr als bisher gewoͤhnlicher Freymuͤthigkeit den Verfall der Kirchenzucht und des geiſtlichen Stan- des in ſeinen Lehren und Schriften aufzudecken. Eine Veraͤnderung, die auf ſeine Veranlaßung in der innerlichen Einrichtung der Prager Univerſitaͤt vorgieng, hatte zwar bey der Univerſitaͤt ihm ein gewiſſes Uebergewicht verſchafft, da nicht mehr die Boͤhmiſche Nation nach der bisherigen erſten Ein- richtung nur fuͤr eine Stimme gegen drey andere gelten, ſondern nach dem Beyſpiele der Pariſer Uni- verſitaͤt fuͤr uͤberwiegend uͤber alle Auslaͤnder ge- rechnet werden ſollte. Allein vom Erzbiſchofe zu Prag und allen denen, die mit dieſer neuen aca- demiſchen Einrichtung nicht zufrieden waren, hatte Huß jetzt deſto mehr Verfolgung auszuſtehen. So wurde Huß mit ſeinen Lehren und Schrif- ten einer der erſten Gegenſtaͤnde der Coſtnitzer Cou- cilienberathſchlagungen, aber auch ein ungluͤckliches Opfer der Hierarchie, die ſich wider ſolche Auf- tritte nicht anders, als mit Feuer und Schwerdt zu

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786/324>, abgerufen am 22.11.2024.