Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786.III. Mittl. Zeiten b) 1235-1493. IV. Die wichtigste bisher schon bestrittene Frage Bran- (h) Dieser Vertrag von Pavia ist erst in un-
seren Tagen recht ins Licht gesetzt worden in F. C. J. Fischers Geschichte des Bairisch-Pfälzischen Hausvertrages von Pavia aus Archivalurkunden beleuchtet, 1779. 4., und in dessen kleinen Schrif- ten Th. 2. S. 403-720. III. Mittl. Zeiten b) 1235-1493. IV. Die wichtigſte bisher ſchon beſtrittene Frage Bran- (h) Dieſer Vertrag von Pavia iſt erſt in un-
ſeren Tagen recht ins Licht geſetzt worden in F. C. J. Fiſchers Geſchichte des Bairiſch-Pfaͤlziſchen Hausvertrages von Pavia aus Archivalurkunden beleuchtet, 1779. 4., und in deſſen kleinen Schrif- ten Th. 2. S. 403-720. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0274" n="240"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">III.</hi> Mittl. Zeiten <hi rendition="#aq">b</hi>) 1235-1493.</hi> </fw><lb/> <note place="left"> <hi rendition="#aq">IV.</hi> </note> <p>Die wichtigſte bisher ſchon beſtrittene Frage<lb/> war nun: ob die zweyte weltliche Chur auf der<lb/><hi rendition="#fr">Pfalz am Rheine</hi> oder auf dem Herzogthume<lb/><hi rendition="#fr">Baiern</hi> haftete? Dieſe Frage ſchien ſchon von<lb/> Rudolf von Habsburg ihre Erledigung dahin er-<lb/> halten zu haben, daß beide Haͤuſer Pfalz und Baiern<lb/> fuͤr einen Mann ſtehen, und an der Churſtimme<lb/> gleichen Antheil haben ſollten. Seitdem hatte<lb/> ſelbſt ein feierlicher Vertrag, den Ludewig von<lb/> Baiern 1329. zu Pavia mit ſeines Bruders Soͤh-<lb/> nen gemacht hatte, eine Abwechſelung in Ausuͤbung<lb/> der Churſtimme zwiſchen beiden Haͤuſern feſtge-<lb/> ſetzt <note place="foot" n="(h)">Dieſer Vertrag von Pavia iſt erſt in un-<lb/> ſeren Tagen recht ins Licht geſetzt worden in F.<lb/> C. J. <hi rendition="#fr">Fiſchers</hi> Geſchichte des Bairiſch-Pfaͤlziſchen<lb/> Hausvertrages von Pavia aus Archivalurkunden<lb/> beleuchtet, 1779. 4., und in deſſen kleinen Schrif-<lb/> ten Th. 2. S. 403-720.</note>. Nichts deſto weniger geſchieht in der<lb/> goldenen Bulle des Hauſes Baiern gar keine Mel-<lb/> dung. Nur Pfalz alleine wird als der zweyte<lb/> weltliche Churfuͤrſt namhaft gemacht. Wenn man<lb/> bedenkt, daß Carl der <hi rendition="#aq">IV.</hi> anfangs gegen Ludewig<lb/> von Baiern als deſſen Gegenkaiſer gewehlt war,<lb/> und daß er hingegen eine Tochter des Churfuͤrſten<lb/> von der Pfalz zur Gemahlinn gehabt hatte; ſo<lb/> kann man ſich kaum zuruͤckhalten auf die Vermu-<lb/> thung zu kommen, ob nicht eine Partheylichkeit,<lb/> die Carl der <hi rendition="#aq">IV.</hi> perſoͤnlich fuͤr Pfalz gegen Baiern<lb/> haben konnte, in dieſem Stuͤck auf die goldene<lb/> Bulle einen Einfluß gehabt haben moͤchte? Lude-<lb/> wig von Baiern hatte zwar als Kaiſer Gelegen-<lb/> heit gefunden, die Mark Brandenburg 1322. als<lb/> ein durch den damaligen Abgang des Aſcaniſch-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Bran-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [240/0274]
III. Mittl. Zeiten b) 1235-1493.
Die wichtigſte bisher ſchon beſtrittene Frage
war nun: ob die zweyte weltliche Chur auf der
Pfalz am Rheine oder auf dem Herzogthume
Baiern haftete? Dieſe Frage ſchien ſchon von
Rudolf von Habsburg ihre Erledigung dahin er-
halten zu haben, daß beide Haͤuſer Pfalz und Baiern
fuͤr einen Mann ſtehen, und an der Churſtimme
gleichen Antheil haben ſollten. Seitdem hatte
ſelbſt ein feierlicher Vertrag, den Ludewig von
Baiern 1329. zu Pavia mit ſeines Bruders Soͤh-
nen gemacht hatte, eine Abwechſelung in Ausuͤbung
der Churſtimme zwiſchen beiden Haͤuſern feſtge-
ſetzt (h). Nichts deſto weniger geſchieht in der
goldenen Bulle des Hauſes Baiern gar keine Mel-
dung. Nur Pfalz alleine wird als der zweyte
weltliche Churfuͤrſt namhaft gemacht. Wenn man
bedenkt, daß Carl der IV. anfangs gegen Ludewig
von Baiern als deſſen Gegenkaiſer gewehlt war,
und daß er hingegen eine Tochter des Churfuͤrſten
von der Pfalz zur Gemahlinn gehabt hatte; ſo
kann man ſich kaum zuruͤckhalten auf die Vermu-
thung zu kommen, ob nicht eine Partheylichkeit,
die Carl der IV. perſoͤnlich fuͤr Pfalz gegen Baiern
haben konnte, in dieſem Stuͤck auf die goldene
Bulle einen Einfluß gehabt haben moͤchte? Lude-
wig von Baiern hatte zwar als Kaiſer Gelegen-
heit gefunden, die Mark Brandenburg 1322. als
ein durch den damaligen Abgang des Aſcaniſch-
Bran-
(h) Dieſer Vertrag von Pavia iſt erſt in un-
ſeren Tagen recht ins Licht geſetzt worden in F.
C. J. Fiſchers Geſchichte des Bairiſch-Pfaͤlziſchen
Hausvertrages von Pavia aus Archivalurkunden
beleuchtet, 1779. 4., und in deſſen kleinen Schrif-
ten Th. 2. S. 403-720.
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