Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786.

Bild:
<< vorherige Seite

III. Mittl. Zeiten b) 1235-1493.
Friedrich dem Streitbaren von Oesterreich (+ 1246.
Jun. 25.) erlosch der bisherige Bambergisch-Oester-
reichische Mannsstamm. Seine älteste Schwester
Margarethe war an den Römischen König Henrich
den VII., K. Friedrichs des II. Sohn, vermählt
gewesen, und hatte in dieser Ehe zwey Söhne ge-
bohren. Diese waren zwar schon gestorben. Der
Kaiser Friedrich der II. wollte aber doch einen Vor-
wand davon nehmen, Anspruch auf Oesterreich zu
machen. Eine andere Schwester Constantia war
an den Marggrafen Henrich von Meissen vermählt,
den die Oesterreichischen Landstände durch Abgeord-
nete ihres Mittels zu sich einladen ließen. Diese
Abgeordneten ließ Ottocar von Böhmen anhalten,
vermählte sich mit jener verwittweten Römischen
Königinn Margarethe, und nahm Oesterreich nebst
Steiermark und Krain eigenmächtig in Besitz. Als
aber Ottocar hernach Rudolfen von Habsburg we-
gen seiner Kaiserwahl Schwierigkeit machte, ließ
dieser jene Länder für erledigte Reichslehne erklä-
ren, und nöthigte Ottocarn sie herauszugeben;
worauf Rudolf seinem Sohne Albrecht anfangs die
Reichsstatthalterschaft, bald darauf aber die erb-
liche Belehnung darüber verschaffte.


V.

Auch das Herzogthum Kärnthen hatte Otto-
car 1269. vermöge eines mit dem letzten Herzoge
Ulrich geschlossenen Kaufs in Besitz genommen.
Aber auch darin mußte er auf Rudolfs Veranstal-
tung Mainharden von Tirol weichen, mit dessen
Tochter Elisabeth Rudolfs Sohn Albrecht vermählt
wurde, und kraft einer dabey genommenen Abrede
nach Abgang des Tirolischen Mannsstamms, der
schon in der ersten Generation erfolgte, auch die-

ses

III. Mittl. Zeiten b) 1235-1493.
Friedrich dem Streitbaren von Oeſterreich († 1246.
Jun. 25.) erloſch der bisherige Bambergiſch-Oeſter-
reichiſche Mannsſtamm. Seine aͤlteſte Schweſter
Margarethe war an den Roͤmiſchen Koͤnig Henrich
den VII., K. Friedrichs des II. Sohn, vermaͤhlt
geweſen, und hatte in dieſer Ehe zwey Soͤhne ge-
bohren. Dieſe waren zwar ſchon geſtorben. Der
Kaiſer Friedrich der II. wollte aber doch einen Vor-
wand davon nehmen, Anſpruch auf Oeſterreich zu
machen. Eine andere Schweſter Conſtantia war
an den Marggrafen Henrich von Meiſſen vermaͤhlt,
den die Oeſterreichiſchen Landſtaͤnde durch Abgeord-
nete ihres Mittels zu ſich einladen ließen. Dieſe
Abgeordneten ließ Ottocar von Boͤhmen anhalten,
vermaͤhlte ſich mit jener verwittweten Roͤmiſchen
Koͤniginn Margarethe, und nahm Oeſterreich nebſt
Steiermark und Krain eigenmaͤchtig in Beſitz. Als
aber Ottocar hernach Rudolfen von Habsburg we-
gen ſeiner Kaiſerwahl Schwierigkeit machte, ließ
dieſer jene Laͤnder fuͤr erledigte Reichslehne erklaͤ-
ren, und noͤthigte Ottocarn ſie herauszugeben;
worauf Rudolf ſeinem Sohne Albrecht anfangs die
Reichsſtatthalterſchaft, bald darauf aber die erb-
liche Belehnung daruͤber verſchaffte.


V.

Auch das Herzogthum Kaͤrnthen hatte Otto-
car 1269. vermoͤge eines mit dem letzten Herzoge
Ulrich geſchloſſenen Kaufs in Beſitz genommen.
Aber auch darin mußte er auf Rudolfs Veranſtal-
tung Mainharden von Tirol weichen, mit deſſen
Tochter Eliſabeth Rudolfs Sohn Albrecht vermaͤhlt
wurde, und kraft einer dabey genommenen Abrede
nach Abgang des Tiroliſchen Mannsſtamms, der
ſchon in der erſten Generation erfolgte, auch die-

ſes
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0252" n="218"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">III.</hi> Mittl. Zeiten <hi rendition="#aq">b</hi>) 1235-1493.</hi></fw><lb/>
Friedrich dem Streitbaren von <hi rendition="#fr">Oe&#x017F;terreich</hi> (&#x2020; 1246.<lb/>
Jun. 25.) erlo&#x017F;ch der bisherige Bambergi&#x017F;ch-Oe&#x017F;ter-<lb/>
reichi&#x017F;che Manns&#x017F;tamm. Seine a&#x0364;lte&#x017F;te Schwe&#x017F;ter<lb/>
Margarethe war an den Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Ko&#x0364;nig Henrich<lb/>
den <hi rendition="#aq">VII.</hi>, K. Friedrichs des <hi rendition="#aq">II.</hi> Sohn, verma&#x0364;hlt<lb/>
gewe&#x017F;en, und hatte in die&#x017F;er Ehe zwey So&#x0364;hne ge-<lb/>
bohren. Die&#x017F;e waren zwar &#x017F;chon ge&#x017F;torben. Der<lb/>
Kai&#x017F;er Friedrich der <hi rendition="#aq">II.</hi> wollte aber doch einen Vor-<lb/>
wand davon nehmen, An&#x017F;pruch auf Oe&#x017F;terreich zu<lb/>
machen. Eine andere Schwe&#x017F;ter Con&#x017F;tantia war<lb/>
an den Marggrafen Henrich von Mei&#x017F;&#x017F;en verma&#x0364;hlt,<lb/>
den die Oe&#x017F;terreichi&#x017F;chen Land&#x017F;ta&#x0364;nde durch Abgeord-<lb/>
nete ihres Mittels zu &#x017F;ich einladen ließen. Die&#x017F;e<lb/>
Abgeordneten ließ Ottocar von Bo&#x0364;hmen anhalten,<lb/>
verma&#x0364;hlte &#x017F;ich mit jener verwittweten Ro&#x0364;mi&#x017F;chen<lb/>
Ko&#x0364;niginn Margarethe, und nahm Oe&#x017F;terreich neb&#x017F;t<lb/>
Steiermark und Krain eigenma&#x0364;chtig in Be&#x017F;itz. Als<lb/>
aber Ottocar hernach Rudolfen von Habsburg we-<lb/>
gen &#x017F;einer Kai&#x017F;erwahl Schwierigkeit machte, ließ<lb/>
die&#x017F;er jene La&#x0364;nder fu&#x0364;r erledigte Reichslehne erkla&#x0364;-<lb/>
ren, und no&#x0364;thigte Ottocarn &#x017F;ie herauszugeben;<lb/>
worauf Rudolf &#x017F;einem Sohne Albrecht anfangs die<lb/>
Reichs&#x017F;tatthalter&#x017F;chaft, bald darauf aber die erb-<lb/>
liche Belehnung daru&#x0364;ber ver&#x017F;chaffte.</p><lb/>
          <note place="left"> <hi rendition="#aq">V.</hi> </note>
          <p>Auch das Herzogthum <hi rendition="#fr">Ka&#x0364;rnthen</hi> hatte Otto-<lb/>
car 1269. vermo&#x0364;ge eines mit dem letzten Herzoge<lb/>
Ulrich ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;enen Kaufs in Be&#x017F;itz genommen.<lb/>
Aber auch darin mußte er auf Rudolfs Veran&#x017F;tal-<lb/>
tung Mainharden von Tirol weichen, mit de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Tochter Eli&#x017F;abeth Rudolfs Sohn Albrecht verma&#x0364;hlt<lb/>
wurde, und kraft einer dabey genommenen Abrede<lb/>
nach Abgang des Tiroli&#x017F;chen Manns&#x017F;tamms, der<lb/>
&#x017F;chon in der er&#x017F;ten Generation erfolgte, auch die-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;es</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[218/0252] III. Mittl. Zeiten b) 1235-1493. Friedrich dem Streitbaren von Oeſterreich († 1246. Jun. 25.) erloſch der bisherige Bambergiſch-Oeſter- reichiſche Mannsſtamm. Seine aͤlteſte Schweſter Margarethe war an den Roͤmiſchen Koͤnig Henrich den VII., K. Friedrichs des II. Sohn, vermaͤhlt geweſen, und hatte in dieſer Ehe zwey Soͤhne ge- bohren. Dieſe waren zwar ſchon geſtorben. Der Kaiſer Friedrich der II. wollte aber doch einen Vor- wand davon nehmen, Anſpruch auf Oeſterreich zu machen. Eine andere Schweſter Conſtantia war an den Marggrafen Henrich von Meiſſen vermaͤhlt, den die Oeſterreichiſchen Landſtaͤnde durch Abgeord- nete ihres Mittels zu ſich einladen ließen. Dieſe Abgeordneten ließ Ottocar von Boͤhmen anhalten, vermaͤhlte ſich mit jener verwittweten Roͤmiſchen Koͤniginn Margarethe, und nahm Oeſterreich nebſt Steiermark und Krain eigenmaͤchtig in Beſitz. Als aber Ottocar hernach Rudolfen von Habsburg we- gen ſeiner Kaiſerwahl Schwierigkeit machte, ließ dieſer jene Laͤnder fuͤr erledigte Reichslehne erklaͤ- ren, und noͤthigte Ottocarn ſie herauszugeben; worauf Rudolf ſeinem Sohne Albrecht anfangs die Reichsſtatthalterſchaft, bald darauf aber die erb- liche Belehnung daruͤber verſchaffte. Auch das Herzogthum Kaͤrnthen hatte Otto- car 1269. vermoͤge eines mit dem letzten Herzoge Ulrich geſchloſſenen Kaufs in Beſitz genommen. Aber auch darin mußte er auf Rudolfs Veranſtal- tung Mainharden von Tirol weichen, mit deſſen Tochter Eliſabeth Rudolfs Sohn Albrecht vermaͤhlt wurde, und kraft einer dabey genommenen Abrede nach Abgang des Tiroliſchen Mannsſtamms, der ſchon in der erſten Generation erfolgte, auch die- ſes

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786/252
Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786/252>, abgerufen am 17.05.2024.