Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Mittlere Zeiten a) 888-1235.
neben berief sich Henrich auf ein Herkommen, ver-
möge dessen über einen Teutschen Fürsten an kei-
nem andern Orte, als in dem Lande, wo er geboh-
ren sey, Gericht gehalten werden dürfe. Er war
aber in Schwaben gebohren, hielt sich also nicht
für schuldig, außerhalb Schwaben vor irgend ei-
nem Gerichte zu erscheinen. Kurz Henrich glaubte
das Recht auf seiner Seite zu haben, und er
hoffte, mit eben dem Erfolge, wie es seinem Va-
ter gelungen war, seine Sache mit den Waffen
auszumachen. Allein diese Hoffnung schlug fehl.
Nach einem zwar in der ersten Zeit nicht unglück-
lich gemachten Anfange mußte er endlich der Ueber-
macht weichen, da Friedrich 1182. mit einer aus
einem großen Theile von Teutschland vereinigten
Macht wider ihn anzog, und ihn zu Lübeck sich
zu unterwerfen nöthigte.


XIII.

Darauf erfolgte jetzt eine gänzliche Verthei-
lung der bisherigen Staaten des Welfischen Hau-
ses, die seitdem bis auf den heutigen Tag in mehr
als einerley Betracht ihre wichtige Folgen behal-
ten hat. Das Herzogthum Sachsen, das Al-
brechts des Bären Sohne, Bernharden von Anhalt,
zugedacht war, kam zwar so, wie es bisher ge-
wesen war, demselben nicht zu gute. Der West-
phälische Theil des Herzogthums kam größtentheils
an das Erzstift Cölln, wie es von dieser Zeit her
noch jetzt das Herzogthum Westphalen besitzet.
Andere einzelne Stücke kamen an Mainz, Magde-
burg, Bremen, Paderborn, Hildesheim, Verden,
Minden. Vieles war Welfisches Erbgut oder
Lehn von anderen Stiftern, das mit der kaiser-
lichen Achtserklärung nicht verlohren gieng. Bern-

hard

II. Mittlere Zeiten a) 888-1235.
neben berief ſich Henrich auf ein Herkommen, ver-
moͤge deſſen uͤber einen Teutſchen Fuͤrſten an kei-
nem andern Orte, als in dem Lande, wo er geboh-
ren ſey, Gericht gehalten werden duͤrfe. Er war
aber in Schwaben gebohren, hielt ſich alſo nicht
fuͤr ſchuldig, außerhalb Schwaben vor irgend ei-
nem Gerichte zu erſcheinen. Kurz Henrich glaubte
das Recht auf ſeiner Seite zu haben, und er
hoffte, mit eben dem Erfolge, wie es ſeinem Va-
ter gelungen war, ſeine Sache mit den Waffen
auszumachen. Allein dieſe Hoffnung ſchlug fehl.
Nach einem zwar in der erſten Zeit nicht ungluͤck-
lich gemachten Anfange mußte er endlich der Ueber-
macht weichen, da Friedrich 1182. mit einer aus
einem großen Theile von Teutſchland vereinigten
Macht wider ihn anzog, und ihn zu Luͤbeck ſich
zu unterwerfen noͤthigte.


XIII.

Darauf erfolgte jetzt eine gaͤnzliche Verthei-
lung der bisherigen Staaten des Welfiſchen Hau-
ſes, die ſeitdem bis auf den heutigen Tag in mehr
als einerley Betracht ihre wichtige Folgen behal-
ten hat. Das Herzogthum Sachſen, das Al-
brechts des Baͤren Sohne, Bernharden von Anhalt,
zugedacht war, kam zwar ſo, wie es bisher ge-
weſen war, demſelben nicht zu gute. Der Weſt-
phaͤliſche Theil des Herzogthums kam groͤßtentheils
an das Erzſtift Coͤlln, wie es von dieſer Zeit her
noch jetzt das Herzogthum Weſtphalen beſitzet.
Andere einzelne Stuͤcke kamen an Mainz, Magde-
burg, Bremen, Paderborn, Hildesheim, Verden,
Minden. Vieles war Welfiſches Erbgut oder
Lehn von anderen Stiftern, das mit der kaiſer-
lichen Achtserklaͤrung nicht verlohren gieng. Bern-

hard
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0222" n="188"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Mittlere Zeiten <hi rendition="#aq">a</hi>) 888-1235.</hi></fw><lb/>
neben berief &#x017F;ich Henrich auf ein Herkommen, ver-<lb/>
mo&#x0364;ge de&#x017F;&#x017F;en u&#x0364;ber einen Teut&#x017F;chen Fu&#x0364;r&#x017F;ten an kei-<lb/>
nem andern Orte, als in dem Lande, wo er geboh-<lb/>
ren &#x017F;ey, Gericht gehalten werden du&#x0364;rfe. Er war<lb/>
aber in Schwaben gebohren, hielt &#x017F;ich al&#x017F;o nicht<lb/>
fu&#x0364;r &#x017F;chuldig, außerhalb Schwaben vor irgend ei-<lb/>
nem Gerichte zu er&#x017F;cheinen. Kurz Henrich glaubte<lb/>
das Recht auf &#x017F;einer Seite zu haben, und er<lb/>
hoffte, mit eben dem Erfolge, wie es &#x017F;einem Va-<lb/>
ter gelungen war, &#x017F;eine Sache mit den Waffen<lb/>
auszumachen. Allein die&#x017F;e Hoffnung &#x017F;chlug fehl.<lb/>
Nach einem zwar in der er&#x017F;ten Zeit nicht unglu&#x0364;ck-<lb/>
lich gemachten Anfange mußte er endlich der Ueber-<lb/>
macht weichen, da Friedrich 1182. mit einer aus<lb/>
einem großen Theile von Teut&#x017F;chland vereinigten<lb/>
Macht wider ihn anzog, und ihn zu Lu&#x0364;beck &#x017F;ich<lb/>
zu unterwerfen no&#x0364;thigte.</p><lb/>
          <note place="left"> <hi rendition="#aq">XIII.</hi> </note>
          <p>Darauf erfolgte jetzt eine ga&#x0364;nzliche Verthei-<lb/>
lung der bisherigen Staaten des Welfi&#x017F;chen Hau-<lb/>
&#x017F;es, die &#x017F;eitdem bis auf den heutigen Tag in mehr<lb/>
als einerley Betracht ihre wichtige Folgen behal-<lb/>
ten hat. Das Herzogthum <hi rendition="#fr">Sach&#x017F;en,</hi> das Al-<lb/>
brechts des Ba&#x0364;ren Sohne, Bernharden von Anhalt,<lb/>
zugedacht war, kam zwar &#x017F;o, wie es bisher ge-<lb/>
we&#x017F;en war, dem&#x017F;elben nicht zu gute. Der We&#x017F;t-<lb/>
pha&#x0364;li&#x017F;che Theil des Herzogthums kam gro&#x0364;ßtentheils<lb/>
an das Erz&#x017F;tift Co&#x0364;lln, wie es von die&#x017F;er Zeit her<lb/>
noch jetzt das Herzogthum We&#x017F;tphalen be&#x017F;itzet.<lb/>
Andere einzelne Stu&#x0364;cke kamen an Mainz, Magde-<lb/>
burg, Bremen, Paderborn, Hildesheim, Verden,<lb/>
Minden. Vieles war Welfi&#x017F;ches Erbgut oder<lb/>
Lehn von anderen Stiftern, das mit der kai&#x017F;er-<lb/>
lichen Achtserkla&#x0364;rung nicht verlohren gieng. Bern-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">hard</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[188/0222] II. Mittlere Zeiten a) 888-1235. neben berief ſich Henrich auf ein Herkommen, ver- moͤge deſſen uͤber einen Teutſchen Fuͤrſten an kei- nem andern Orte, als in dem Lande, wo er geboh- ren ſey, Gericht gehalten werden duͤrfe. Er war aber in Schwaben gebohren, hielt ſich alſo nicht fuͤr ſchuldig, außerhalb Schwaben vor irgend ei- nem Gerichte zu erſcheinen. Kurz Henrich glaubte das Recht auf ſeiner Seite zu haben, und er hoffte, mit eben dem Erfolge, wie es ſeinem Va- ter gelungen war, ſeine Sache mit den Waffen auszumachen. Allein dieſe Hoffnung ſchlug fehl. Nach einem zwar in der erſten Zeit nicht ungluͤck- lich gemachten Anfange mußte er endlich der Ueber- macht weichen, da Friedrich 1182. mit einer aus einem großen Theile von Teutſchland vereinigten Macht wider ihn anzog, und ihn zu Luͤbeck ſich zu unterwerfen noͤthigte. Darauf erfolgte jetzt eine gaͤnzliche Verthei- lung der bisherigen Staaten des Welfiſchen Hau- ſes, die ſeitdem bis auf den heutigen Tag in mehr als einerley Betracht ihre wichtige Folgen behal- ten hat. Das Herzogthum Sachſen, das Al- brechts des Baͤren Sohne, Bernharden von Anhalt, zugedacht war, kam zwar ſo, wie es bisher ge- weſen war, demſelben nicht zu gute. Der Weſt- phaͤliſche Theil des Herzogthums kam groͤßtentheils an das Erzſtift Coͤlln, wie es von dieſer Zeit her noch jetzt das Herzogthum Weſtphalen beſitzet. Andere einzelne Stuͤcke kamen an Mainz, Magde- burg, Bremen, Paderborn, Hildesheim, Verden, Minden. Vieles war Welfiſches Erbgut oder Lehn von anderen Stiftern, das mit der kaiſer- lichen Achtserklaͤrung nicht verlohren gieng. Bern- hard

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786/222
Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786/222>, abgerufen am 02.05.2024.