Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786.2) Henrich der I. 919-936. Band zwischen Lothringen und Teutschland wur-de 923. und 935. durch wiederholte Verträge mit den damaligen Königen in Frankreich auf den vo- rigen Fuß gesetzt. Hauptsächlich aber haben wir dieser RegierungII. ren, wo zugleich den Bischöfen und anderen Geistlichen Vorschriften ihres Lebenswandels gegeben wurden. Arnulf hatte erst selbst den königlichen Titel ange- nommen; aber nach dem Frieden mit Henrich dem I. schrieb er sich: diuina clementia d v x Ba- ioariorum et etiam adiacentium regionum. Noch ward Baiern selbst zu Zeiten regnum genannt: regni huius principibus. Von Arnulf und seinem Nachfolger Berthold sind auch noch Münzen vor- handen mit der Aufschrift: Arnulfus, oder Ber- tholdus, dux, und auf der Gegenseite: Regina ciuitas; die ersten fürstlichen Münzen in Teutsch- land, vielleicht auch die ältesten von jetzt regie- renden Häusern in Europa; und zwar nicht aus kaiserlicher besonderer Begnadigung, sondern aus eigner landesherrlicher Macht. Otto der Große fieng zuerst an den herzoglichen Vorrechten Ein- halt zu thun, und die Bischöfe näher an sich zu ziehen, um die königliche Macht dadurch zu erhö- hen. Doch in einer Chronik vom XI. Jahrhundert (Chron. Tegerns. bey Petz tom. 3. part. 3. p. 494.) heißt es noch: "Geraldus, cuius successores vsque hodie regni habent iura praeter coronam. -- Hen- ricus (Arnulpho) pro pace episcopatus terrae suae et abbatias regio iure iuxta antiquum concessit." Lori Bair. Gesch. S. 246. 261. 263. 264. G 5
2) Henrich der I. 919-936. Band zwiſchen Lothringen und Teutſchland wur-de 923. und 935. durch wiederholte Vertraͤge mit den damaligen Koͤnigen in Frankreich auf den vo- rigen Fuß geſetzt. Hauptſaͤchlich aber haben wir dieſer RegierungII. ren, wo zugleich den Biſchoͤfen und anderen Geiſtlichen Vorſchriften ihres Lebenswandels gegeben wurden. Arnulf hatte erſt ſelbſt den koͤniglichen Titel ange- nommen; aber nach dem Frieden mit Henrich dem I. ſchrieb er ſich: diuina clementia d v x Ba- ioariorum et etiam adiacentium regionum. Noch ward Baiern ſelbſt zu Zeiten regnum genannt: regni huius principibus. Von Arnulf und ſeinem Nachfolger Berthold ſind auch noch Muͤnzen vor- handen mit der Aufſchrift: Arnulfus, oder Ber- tholdus, dux, und auf der Gegenſeite: Regina ciuitas; die erſten fuͤrſtlichen Muͤnzen in Teutſch- land, vielleicht auch die aͤlteſten von jetzt regie- renden Haͤuſern in Europa; und zwar nicht aus kaiſerlicher beſonderer Begnadigung, ſondern aus eigner landesherrlicher Macht. Otto der Große fieng zuerſt an den herzoglichen Vorrechten Ein- halt zu thun, und die Biſchoͤfe naͤher an ſich zu ziehen, um die koͤnigliche Macht dadurch zu erhoͤ- hen. Doch in einer Chronik vom XI. Jahrhundert (Chron. Tegernſ. bey Petz tom. 3. part. 3. p. 494.) heißt es noch: ”Geraldus, cuius ſucceſſores vsque hodie regni habent iura praeter coronam. — Hen- ricus (Arnulpho) pro pace epiſcopatus terrae ſuae et abbatias regio iure iuxta antiquum conceſſit.” Lori Bair. Geſch. S. 246. 261. 263. 264. G 5
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0139" n="105"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">2) Henrich der <hi rendition="#aq">I.</hi> 919-936.</hi></fw><lb/> Band zwiſchen <hi rendition="#fr">Lothringen</hi> und Teutſchland wur-<lb/> de 923. und 935. durch wiederholte Vertraͤge mit<lb/> den damaligen Koͤnigen in Frankreich auf den vo-<lb/> rigen Fuß geſetzt.</p><lb/> <p>Hauptſaͤchlich aber haben wir dieſer Regierung<note place="right"><hi rendition="#aq">II.</hi></note><lb/> die große Veraͤnderung zu verdanken, die im in-<lb/> nern Zuſtande von ganz Teutſchland davon ab-<lb/> haͤngt, daß es jetzt mit <hi rendition="#fr">Staͤdten</hi> angebauet iſt,<lb/> da bisher auſſer Bergſchloͤſſern und Ritterſitzen<lb/> oder Kloͤſtern, die etwa mit Mauern umgeben wa-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ren,</fw><lb/><note xml:id="seg2pn_4_2" prev="#seg2pn_4_1" place="foot" n="(q)">wo zugleich den Biſchoͤfen und anderen Geiſtlichen<lb/> Vorſchriften ihres Lebenswandels gegeben wurden.<lb/> Arnulf hatte erſt ſelbſt den koͤniglichen Titel ange-<lb/> nommen; aber nach dem Frieden mit Henrich<lb/> dem <hi rendition="#aq">I.</hi> ſchrieb er ſich: <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">diuina clementia</hi><hi rendition="#k">d v x</hi> Ba-<lb/> ioariorum et etiam adiacentium regionum.</hi> Noch<lb/> ward Baiern ſelbſt zu Zeiten <hi rendition="#aq">regnum</hi> genannt:<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">regni</hi> huius principibus.</hi> Von Arnulf und ſeinem<lb/> Nachfolger Berthold ſind auch noch Muͤnzen vor-<lb/> handen mit der Aufſchrift: <hi rendition="#aq">Arnulfus,</hi> oder <hi rendition="#aq">Ber-<lb/> tholdus, dux,</hi> und auf der Gegenſeite: <hi rendition="#aq">Regina<lb/> ciuitas;</hi> die erſten fuͤrſtlichen Muͤnzen in Teutſch-<lb/> land, vielleicht auch die aͤlteſten von jetzt regie-<lb/> renden Haͤuſern in Europa; und zwar nicht aus<lb/> kaiſerlicher beſonderer Begnadigung, ſondern aus<lb/> eigner landesherrlicher Macht. Otto der Große<lb/> fieng zuerſt an den herzoglichen Vorrechten Ein-<lb/> halt zu thun, und die Biſchoͤfe naͤher an ſich zu<lb/> ziehen, um die koͤnigliche Macht dadurch zu erhoͤ-<lb/> hen. Doch in einer Chronik vom <hi rendition="#aq">XI.</hi> Jahrhundert<lb/> (<hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Chron. Tegernſ.</hi></hi> bey <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Petz</hi></hi> tom. 3. part. 3. p.</hi> 494.)<lb/> heißt es noch: <hi rendition="#aq">”Geraldus, cuius ſucceſſores <hi rendition="#i">vsque<lb/> hodie</hi> regni habent iura praeter coronam. — Hen-<lb/> ricus (Arnulpho) pro pace epiſcopatus terrae ſuae<lb/> et abbatias <hi rendition="#i">regio iure</hi> iuxta antiquum conceſſit.”</hi><lb/><hi rendition="#fr">Lori</hi> Bair. Geſch. S. 246. 261. 263. 264.</note><lb/> <fw place="bottom" type="sig">G 5</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [105/0139]
2) Henrich der I. 919-936.
Band zwiſchen Lothringen und Teutſchland wur-
de 923. und 935. durch wiederholte Vertraͤge mit
den damaligen Koͤnigen in Frankreich auf den vo-
rigen Fuß geſetzt.
Hauptſaͤchlich aber haben wir dieſer Regierung
die große Veraͤnderung zu verdanken, die im in-
nern Zuſtande von ganz Teutſchland davon ab-
haͤngt, daß es jetzt mit Staͤdten angebauet iſt,
da bisher auſſer Bergſchloͤſſern und Ritterſitzen
oder Kloͤſtern, die etwa mit Mauern umgeben wa-
ren,
(q)
II.
(q) wo zugleich den Biſchoͤfen und anderen Geiſtlichen
Vorſchriften ihres Lebenswandels gegeben wurden.
Arnulf hatte erſt ſelbſt den koͤniglichen Titel ange-
nommen; aber nach dem Frieden mit Henrich
dem I. ſchrieb er ſich: diuina clementia d v x Ba-
ioariorum et etiam adiacentium regionum. Noch
ward Baiern ſelbſt zu Zeiten regnum genannt:
regni huius principibus. Von Arnulf und ſeinem
Nachfolger Berthold ſind auch noch Muͤnzen vor-
handen mit der Aufſchrift: Arnulfus, oder Ber-
tholdus, dux, und auf der Gegenſeite: Regina
ciuitas; die erſten fuͤrſtlichen Muͤnzen in Teutſch-
land, vielleicht auch die aͤlteſten von jetzt regie-
renden Haͤuſern in Europa; und zwar nicht aus
kaiſerlicher beſonderer Begnadigung, ſondern aus
eigner landesherrlicher Macht. Otto der Große
fieng zuerſt an den herzoglichen Vorrechten Ein-
halt zu thun, und die Biſchoͤfe naͤher an ſich zu
ziehen, um die koͤnigliche Macht dadurch zu erhoͤ-
hen. Doch in einer Chronik vom XI. Jahrhundert
(Chron. Tegernſ. bey Petz tom. 3. part. 3. p. 494.)
heißt es noch: ”Geraldus, cuius ſucceſſores vsque
hodie regni habent iura praeter coronam. — Hen-
ricus (Arnulpho) pro pace epiſcopatus terrae ſuae
et abbatias regio iure iuxta antiquum conceſſit.”
Lori Bair. Geſch. S. 246. 261. 263. 264.
G 5
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |