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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786.

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7) Carolinger im Verfall 814-888.
gebrauchen, und sie als wahre Mitgehülfen und
Beywirker in ihren Reichsgeschäfften ansehen woll-
ten (n). Wegen dieser Stelle wird deswegen vor-
züglich der Coblenzer Vertrag (pactum Confluen-
tinum
) vom Jahre 860. von vielen als eines der
ersten Reichsgrundgesetze, zu Begründung der durch
Reichsstände eingeschränkten Teutschen Reichsver-
fassung angesehen; wiewohl diese Stelle mit eben
den Worten auch schon bey der vorigen Versamm-
lung zu Mersen im Jahre 851. vorkam, und also
schon wenigstens neun Jahre früher in ihrer ersten
Quelle aufzusuchen ist.

Unter solchen Umständen, da insonderheit Klö-XIV.
ster und Stifter, die für den Unterricht der Jugend
bestimmt seyn sollten, mehr auf Kriegsanstalten
als auf Schulsachen dachten, war nun freylich an
Aufklärung des Volkes so wenig zu denken, daß
vielmehr alle gute Anstalten, die Carl der Große
auch in der Absicht gemacht, oder doch zu machen
angefangen hatte, bald ganz rückgängig und frucht-
los wurden. Kaum ließ sich noch das bewerk-
stelligen, daß diejenigen, die sich dem geistlichen
Stande widmeten, soviel Unterricht im Lesen und
Schreiben und in der Lateinischen Sprache erhal-

ten
(n) Conuentus II. apud Marsnam 851. cap 6.,
Balvz. tom. 2. p. 46.,
und Pactum Confluenti-
num
860. cap. 10., Balvz. tom 2. p. 141.: "vt
nostri fideles, vnusquisque in suo ordine et statu
veraciter sint de nobis securi -- et illorum communi
consilio
-- ad restitutionem ecclesiae et statum
regni adsensum praebebimus, in hoc vt illi -- etiam
sint nobis fideles, et obedientes ac veri adiutores
atque cooperatores
" etc.
F 4

7) Carolinger im Verfall 814-888.
gebrauchen, und ſie als wahre Mitgehuͤlfen und
Beywirker in ihren Reichsgeſchaͤfften anſehen woll-
ten (n). Wegen dieſer Stelle wird deswegen vor-
zuͤglich der Coblenzer Vertrag (pactum Confluen-
tinum
) vom Jahre 860. von vielen als eines der
erſten Reichsgrundgeſetze, zu Begruͤndung der durch
Reichsſtaͤnde eingeſchraͤnkten Teutſchen Reichsver-
faſſung angeſehen; wiewohl dieſe Stelle mit eben
den Worten auch ſchon bey der vorigen Verſamm-
lung zu Merſen im Jahre 851. vorkam, und alſo
ſchon wenigſtens neun Jahre fruͤher in ihrer erſten
Quelle aufzuſuchen iſt.

Unter ſolchen Umſtaͤnden, da inſonderheit Kloͤ-XIV.
ſter und Stifter, die fuͤr den Unterricht der Jugend
beſtimmt ſeyn ſollten, mehr auf Kriegsanſtalten
als auf Schulſachen dachten, war nun freylich an
Aufklaͤrung des Volkes ſo wenig zu denken, daß
vielmehr alle gute Anſtalten, die Carl der Große
auch in der Abſicht gemacht, oder doch zu machen
angefangen hatte, bald ganz ruͤckgaͤngig und frucht-
los wurden. Kaum ließ ſich noch das bewerk-
ſtelligen, daß diejenigen, die ſich dem geiſtlichen
Stande widmeten, ſoviel Unterricht im Leſen und
Schreiben und in der Lateiniſchen Sprache erhal-

ten
(n) Conuentus II. apud Marsnam 851. cap 6.,
Balvz. tom. 2. p. 46.,
und Pactum Confluenti-
num
860. cap. 10., Balvz. tom 2. p. 141.: ”vt
noſtri fideles, vnusquisque in ſuo ordine et ſtatu
veraciter ſint de nobis ſecuri — et illorum communi
conſilio
— ad reſtitutionem eccleſiae et ſtatum
regni adſenſum praebebimus, in hoc vt illi — etiam
ſint nobis fideles, et obedientes ac veri adiutores
atque cooperatores
” etc.
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[87/0121] 7) Carolinger im Verfall 814-888. gebrauchen, und ſie als wahre Mitgehuͤlfen und Beywirker in ihren Reichsgeſchaͤfften anſehen woll- ten (n). Wegen dieſer Stelle wird deswegen vor- zuͤglich der Coblenzer Vertrag (pactum Confluen- tinum) vom Jahre 860. von vielen als eines der erſten Reichsgrundgeſetze, zu Begruͤndung der durch Reichsſtaͤnde eingeſchraͤnkten Teutſchen Reichsver- faſſung angeſehen; wiewohl dieſe Stelle mit eben den Worten auch ſchon bey der vorigen Verſamm- lung zu Merſen im Jahre 851. vorkam, und alſo ſchon wenigſtens neun Jahre fruͤher in ihrer erſten Quelle aufzuſuchen iſt. Unter ſolchen Umſtaͤnden, da inſonderheit Kloͤ- ſter und Stifter, die fuͤr den Unterricht der Jugend beſtimmt ſeyn ſollten, mehr auf Kriegsanſtalten als auf Schulſachen dachten, war nun freylich an Aufklaͤrung des Volkes ſo wenig zu denken, daß vielmehr alle gute Anſtalten, die Carl der Große auch in der Abſicht gemacht, oder doch zu machen angefangen hatte, bald ganz ruͤckgaͤngig und frucht- los wurden. Kaum ließ ſich noch das bewerk- ſtelligen, daß diejenigen, die ſich dem geiſtlichen Stande widmeten, ſoviel Unterricht im Leſen und Schreiben und in der Lateiniſchen Sprache erhal- ten XIV. (n) Conuentus II. apud Marsnam 851. cap 6., Balvz. tom. 2. p. 46., und Pactum Confluenti- num 860. cap. 10., Balvz. tom 2. p. 141.: ”vt noſtri fideles, vnusquisque in ſuo ordine et ſtatu veraciter ſint de nobis ſecuri — et illorum communi conſilio — ad reſtitutionem eccleſiae et ſtatum regni adſenſum praebebimus, in hoc vt illi — etiam ſint nobis fideles, et obedientes ac veri adiutores atque cooperatores” etc. F 4

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786/121>, abgerufen am 27.11.2024.