nung bedeutet keineswegs, daß die Mitglieder sanft und ohne falsch, wie die Tauben, sich zu seyn be- fleißigen, sondern er besteht im Gegentheil aus der wildesten Jugend Englands, und die Tauben ha- ben nur in so fern etwas damit zu schaffen, als die Aermsten -- todtgeschossen werden. Der Schauplatz war ein großer mit einer Mauer umschloßner Gras- garten. An der einen Seite befindet sich eine Reihe Zelte, in deren größtem eine gedeckte Tafel von 1--6 Uhr fortwährend frisch mit Speisen besetzt, und mit Cham- pagner und Moselwein in Eis rastlos garnirt ward. Ohngefähr 100 Schützen nebst einigen Gästen waren gegenwärtig, und die ganze Zeit über schoß, aß und trank man abwechselnd. Die Tauben werden, immer acht an der Zahl, in einer Reihe aufgestellt. An den Kästchen, die sie beherbergen, sind Stricke befestigt, welche alle acht am Schießstand zusammenlaufen, und so eingerichtet sind, daß, wenn man an einem derselben zieht, das betreffende Kästchen aufklappt und die Taube herausfliegt. Der, welcher zuletzt geschos- sen hat, zieht für den nächsten Schützen, aber hinter ihm stehend, so daß jener nicht sehen kann, welchen Strick er zieht, daher auch ganz unvorbereitet und ungewiß ist, welche der acht Tauben auffliegen werde. Fällt die Taube noch innerhalb der Einzäunung nach sei- nem Schuß, so wird sie ihm angerechnet. Kömmt sie hinaus, so wird es als gefehlt angesehen. Jeder Schütze hat eine Doppelflinte, und darf beide Läufe gebrauchen.
nung bedeutet keineswegs, daß die Mitglieder ſanft und ohne falſch, wie die Tauben, ſich zu ſeyn be- fleißigen, ſondern er beſteht im Gegentheil aus der wildeſten Jugend Englands, und die Tauben ha- ben nur in ſo fern etwas damit zu ſchaffen, als die Aermſten — todtgeſchoſſen werden. Der Schauplatz war ein großer mit einer Mauer umſchloßner Gras- garten. An der einen Seite befindet ſich eine Reihe Zelte, in deren größtem eine gedeckte Tafel von 1—6 Uhr fortwährend friſch mit Speiſen beſetzt, und mit Cham- pagner und Moſelwein in Eis raſtlos garnirt ward. Ohngefähr 100 Schützen nebſt einigen Gäſten waren gegenwärtig, und die ganze Zeit über ſchoß, aß und trank man abwechſelnd. Die Tauben werden, immer acht an der Zahl, in einer Reihe aufgeſtellt. An den Käſtchen, die ſie beherbergen, ſind Stricke befeſtigt, welche alle acht am Schießſtand zuſammenlaufen, und ſo eingerichtet ſind, daß, wenn man an einem derſelben zieht, das betreffende Käſtchen aufklappt und die Taube herausfliegt. Der, welcher zuletzt geſchoſ- ſen hat, zieht für den nächſten Schützen, aber hinter ihm ſtehend, ſo daß jener nicht ſehen kann, welchen Strick er zieht, daher auch ganz unvorbereitet und ungewiß iſt, welche der acht Tauben auffliegen werde. Fällt die Taube noch innerhalb der Einzäunung nach ſei- nem Schuß, ſo wird ſie ihm angerechnet. Kömmt ſie hinaus, ſo wird es als gefehlt angeſehen. Jeder Schütze hat eine Doppelflinte, und darf beide Läufe gebrauchen.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0394"n="374"/>
nung bedeutet keineswegs, daß die Mitglieder ſanft<lb/>
und ohne falſch, wie die Tauben, ſich zu ſeyn be-<lb/>
fleißigen, ſondern er beſteht im Gegentheil aus der<lb/>
wildeſten Jugend Englands, und die Tauben ha-<lb/>
ben nur in ſo fern etwas damit zu ſchaffen, als die<lb/>
Aermſten — todtgeſchoſſen werden. Der Schauplatz<lb/>
war ein großer mit einer Mauer umſchloßner Gras-<lb/>
garten. An der einen Seite befindet ſich eine Reihe<lb/>
Zelte, in deren größtem eine gedeckte Tafel von 1—6 Uhr<lb/>
fortwährend friſch mit Speiſen beſetzt, und mit Cham-<lb/>
pagner und Moſelwein in Eis raſtlos garnirt ward.<lb/>
Ohngefähr 100 Schützen nebſt einigen Gäſten waren<lb/>
gegenwärtig, und die ganze Zeit über ſchoß, aß und<lb/>
trank man abwechſelnd. Die Tauben werden, immer<lb/>
acht an der Zahl, in einer Reihe aufgeſtellt. An den<lb/>
Käſtchen, die ſie beherbergen, ſind Stricke befeſtigt,<lb/>
welche alle acht am Schießſtand zuſammenlaufen,<lb/>
und ſo eingerichtet ſind, daß, wenn man an einem<lb/>
derſelben zieht, das betreffende Käſtchen aufklappt und<lb/>
die Taube herausfliegt. Der, welcher zuletzt geſchoſ-<lb/>ſen hat, zieht für den nächſten Schützen, aber hinter<lb/>
ihm ſtehend, ſo daß jener nicht ſehen kann, welchen Strick<lb/>
er zieht, daher auch ganz unvorbereitet und ungewiß<lb/>
iſt, welche der acht Tauben auffliegen werde. Fällt<lb/>
die Taube noch innerhalb der Einzäunung nach ſei-<lb/>
nem Schuß, ſo wird ſie ihm angerechnet. Kömmt<lb/>ſie hinaus, ſo wird es als gefehlt angeſehen. Jeder<lb/>
Schütze hat eine Doppelflinte, und darf beide Läufe<lb/>
gebrauchen.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[374/0394]
nung bedeutet keineswegs, daß die Mitglieder ſanft
und ohne falſch, wie die Tauben, ſich zu ſeyn be-
fleißigen, ſondern er beſteht im Gegentheil aus der
wildeſten Jugend Englands, und die Tauben ha-
ben nur in ſo fern etwas damit zu ſchaffen, als die
Aermſten — todtgeſchoſſen werden. Der Schauplatz
war ein großer mit einer Mauer umſchloßner Gras-
garten. An der einen Seite befindet ſich eine Reihe
Zelte, in deren größtem eine gedeckte Tafel von 1—6 Uhr
fortwährend friſch mit Speiſen beſetzt, und mit Cham-
pagner und Moſelwein in Eis raſtlos garnirt ward.
Ohngefähr 100 Schützen nebſt einigen Gäſten waren
gegenwärtig, und die ganze Zeit über ſchoß, aß und
trank man abwechſelnd. Die Tauben werden, immer
acht an der Zahl, in einer Reihe aufgeſtellt. An den
Käſtchen, die ſie beherbergen, ſind Stricke befeſtigt,
welche alle acht am Schießſtand zuſammenlaufen,
und ſo eingerichtet ſind, daß, wenn man an einem
derſelben zieht, das betreffende Käſtchen aufklappt und
die Taube herausfliegt. Der, welcher zuletzt geſchoſ-
ſen hat, zieht für den nächſten Schützen, aber hinter
ihm ſtehend, ſo daß jener nicht ſehen kann, welchen Strick
er zieht, daher auch ganz unvorbereitet und ungewiß
iſt, welche der acht Tauben auffliegen werde. Fällt
die Taube noch innerhalb der Einzäunung nach ſei-
nem Schuß, ſo wird ſie ihm angerechnet. Kömmt
ſie hinaus, ſo wird es als gefehlt angeſehen. Jeder
Schütze hat eine Doppelflinte, und darf beide Läufe
gebrauchen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/394>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.