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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831.

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und genauer kenne, als gar viele europäische Politi-
ker, und daher gewiß sehr wohl wisse, was er un-
ternehme *).

Nach dem Dine, das auch einige orientalische
Schüsseln enthielt, und bei dem ich zum erstenmal
ächten Shiras trank (beiläufig gesagt kein angeneh-
mer Wein, der nach den Bocksschläuchen riecht),
wurde wieder musicirt und kleine Verstandesspiele
gespielt, welche indeß nicht besonders reusirten, wes-
halb denn auch bei guter Zeit jeder seinen Hand-
leuchter ergriff, um zu Bett zu gehen.



Ich habe von der arabischen Zucht meines Wirtbs
einen rabenschwarzen Wildfang gekauft, den länger
probiren zu können, wir heut früh einen Besuch bei
Lady Cooper in der Nachbarschaft machten. Ihr
Schloß und Park Pansanger ist sehr sehenswerth,
besonders die Gemäldegallerie, welche zwei Madon-
nen Raphaels aus seiner frühern Zeit enthält, auch
ein ausgezeichnet schönes Bild des Marschalls Tu-
renne zu Pferde von Rembrandt. Lady Cooper em-
pfing uns in ihrem Boudoir, das unmittelbar in ei-
nen, selbst jetzt noch reizenden und vortrefflich gehal-
tenen, Blumengarten führte, an den sich auf der
andern Seite wiederum Gewächshäuser, und eine

*) Wenn man nach dem Erfolg urtheilen darf, so hat sich
diese Meinung eben nicht bestätigt. A. d. H.

und genauer kenne, als gar viele europäiſche Politi-
ker, und daher gewiß ſehr wohl wiſſe, was er un-
ternehme *).

Nach dem Diné, das auch einige orientaliſche
Schüſſeln enthielt, und bei dem ich zum erſtenmal
ächten Shiras trank (beiläufig geſagt kein angeneh-
mer Wein, der nach den Bocksſchläuchen riecht),
wurde wieder muſicirt und kleine Verſtandesſpiele
geſpielt, welche indeß nicht beſonders reuſirten, wes-
halb denn auch bei guter Zeit jeder ſeinen Hand-
leuchter ergriff, um zu Bett zu gehen.



Ich habe von der arabiſchen Zucht meines Wirtbs
einen rabenſchwarzen Wildfang gekauft, den länger
probiren zu können, wir heut früh einen Beſuch bei
Lady Cooper in der Nachbarſchaft machten. Ihr
Schloß und Park Panſanger iſt ſehr ſehenswerth,
beſonders die Gemäldegallerie, welche zwei Madon-
nen Raphaels aus ſeiner frühern Zeit enthält, auch
ein ausgezeichnet ſchönes Bild des Marſchalls Tu-
renne zu Pferde von Rembrandt. Lady Cooper em-
pfing uns in ihrem Boudoir, das unmittelbar in ei-
nen, ſelbſt jetzt noch reizenden und vortrefflich gehal-
tenen, Blumengarten führte, an den ſich auf der
andern Seite wiederum Gewächshäuſer, und eine

*) Wenn man nach dem Erfolg urtheilen darf, ſo hat ſich
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[276/0292] und genauer kenne, als gar viele europäiſche Politi- ker, und daher gewiß ſehr wohl wiſſe, was er un- ternehme *). Nach dem Diné, das auch einige orientaliſche Schüſſeln enthielt, und bei dem ich zum erſtenmal ächten Shiras trank (beiläufig geſagt kein angeneh- mer Wein, der nach den Bocksſchläuchen riecht), wurde wieder muſicirt und kleine Verſtandesſpiele geſpielt, welche indeß nicht beſonders reuſirten, wes- halb denn auch bei guter Zeit jeder ſeinen Hand- leuchter ergriff, um zu Bett zu gehen. Den 12ten. Ich habe von der arabiſchen Zucht meines Wirtbs einen rabenſchwarzen Wildfang gekauft, den länger probiren zu können, wir heut früh einen Beſuch bei Lady Cooper in der Nachbarſchaft machten. Ihr Schloß und Park Panſanger iſt ſehr ſehenswerth, beſonders die Gemäldegallerie, welche zwei Madon- nen Raphaels aus ſeiner frühern Zeit enthält, auch ein ausgezeichnet ſchönes Bild des Marſchalls Tu- renne zu Pferde von Rembrandt. Lady Cooper em- pfing uns in ihrem Boudoir, das unmittelbar in ei- nen, ſelbſt jetzt noch reizenden und vortrefflich gehal- tenen, Blumengarten führte, an den ſich auf der andern Seite wiederum Gewächshäuſer, und eine *) Wenn man nach dem Erfolg urtheilen darf, ſo hat ſich dieſe Meinung eben nicht beſtaͤtigt. A. d. H.

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/292>, abgerufen am 24.11.2024.