und der Park soll auch sehr ausgedehnt und pittoresk seyn; das abscheuliche Wetter hinderte mich aber, al- les dies zu sehen. Ich fuhr den Abend noch bis Petworth, wo ein anderes sehenswerthes Schloß ist, und schreibe Dir jetzt aus dem Gasthof, wo ich in wenigen Minuten wie zu Hause eingerichtet war, denn meine Reiseequipage und Bequemlichkeitsroutine hat sich in England noch sehr vervollkommnet.
Petworthhouse, den 26sten.
Obrist C . . . . kam heute früh zu mir in den Gasthof, machte mir viel Vorwürfe, nicht bei seinem Schwiegervater, Lord E . . ., dem Besitzer von Pet- worth-Schloß, gleich vorgefahren zu seyn, und bat mich dabei so freundlich, wenigstens einen Tag bei ihnen zu bleiben, daß ich es nicht abschlagen konnte. Meine Sachen wurden also auf das Schloß gebracht, und ich sogleich dort installirt. Es ist ein schöner mo- derner Pallast mit einer herrlichen Gemälde- und Antiken-Sammlung, und einem großen Park, der auch eine berühmte Stuterei in sich schließt. Unter den Gemälden sprachen mich drei besonders an, ein ganz ausgezeichnetes Bild Heinrich VIII. in Lebens- größe, von Holbein, merkwürdig durch den prachtvol- len täuschend gemalten Schmuck und das frische, mei- sterhafte Colorit; ein Portrait des unsterblichen New- ton, der bei weitem weniger geistreich als emi- nent vornehm aussieht, und ein anderes des Mo-
und der Park ſoll auch ſehr ausgedehnt und pittoresk ſeyn; das abſcheuliche Wetter hinderte mich aber, al- les dies zu ſehen. Ich fuhr den Abend noch bis Petworth, wo ein anderes ſehenswerthes Schloß iſt, und ſchreibe Dir jetzt aus dem Gaſthof, wo ich in wenigen Minuten wie zu Hauſe eingerichtet war, denn meine Reiſeequipage und Bequemlichkeitsroutine hat ſich in England noch ſehr vervollkommnet.
Petworthhouſe, den 26ſten.
Obriſt C . . . . kam heute früh zu mir in den Gaſthof, machte mir viel Vorwürfe, nicht bei ſeinem Schwiegervater, Lord E . . ., dem Beſitzer von Pet- worth-Schloß, gleich vorgefahren zu ſeyn, und bat mich dabei ſo freundlich, wenigſtens einen Tag bei ihnen zu bleiben, daß ich es nicht abſchlagen konnte. Meine Sachen wurden alſo auf das Schloß gebracht, und ich ſogleich dort inſtallirt. Es iſt ein ſchöner mo- derner Pallaſt mit einer herrlichen Gemälde- und Antiken-Sammlung, und einem großen Park, der auch eine berühmte Stuterei in ſich ſchließt. Unter den Gemälden ſprachen mich drei beſonders an, ein ganz ausgezeichnetes Bild Heinrich VIII. in Lebens- größe, von Holbein, merkwürdig durch den prachtvol- len täuſchend gemalten Schmuck und das friſche, mei- ſterhafte Colorit; ein Portrait des unſterblichen New- ton, der bei weitem weniger geiſtreich als emi- nent vornehm ausſieht, und ein anderes des Mo-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0255"n="239"/>
und der Park ſoll auch ſehr ausgedehnt und pittoresk<lb/>ſeyn; das abſcheuliche Wetter hinderte mich aber, al-<lb/>
les dies zu ſehen. Ich fuhr den Abend noch bis<lb/>
Petworth, wo ein anderes ſehenswerthes Schloß iſt,<lb/>
und ſchreibe Dir jetzt aus dem Gaſthof, wo ich in<lb/>
wenigen Minuten wie zu Hauſe eingerichtet war,<lb/>
denn meine Reiſeequipage und Bequemlichkeitsroutine<lb/>
hat ſich in England noch ſehr vervollkommnet.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="2"><opener><dateline><hirendition="#et">Petworthhouſe, den 26ſten.</hi></dateline></opener><lb/><p>Obriſt C . . . . kam heute früh zu mir in den<lb/>
Gaſthof, machte mir viel Vorwürfe, nicht bei ſeinem<lb/>
Schwiegervater, Lord E . . ., dem Beſitzer von Pet-<lb/>
worth-Schloß, gleich vorgefahren zu ſeyn, und bat<lb/>
mich dabei ſo freundlich, wenigſtens einen Tag bei<lb/>
ihnen zu bleiben, daß ich es nicht abſchlagen konnte.<lb/>
Meine Sachen wurden alſo auf das Schloß gebracht,<lb/>
und ich ſogleich dort inſtallirt. Es iſt ein ſchöner mo-<lb/>
derner Pallaſt mit einer herrlichen Gemälde- und<lb/>
Antiken-Sammlung, und einem großen Park, der<lb/>
auch eine berühmte Stuterei in ſich ſchließt. Unter<lb/>
den Gemälden ſprachen mich drei beſonders an, ein<lb/>
ganz ausgezeichnetes Bild Heinrich <hirendition="#aq">VIII.</hi> in Lebens-<lb/>
größe, von Holbein, merkwürdig durch den prachtvol-<lb/>
len täuſchend gemalten Schmuck und das friſche, mei-<lb/>ſterhafte Colorit; ein Portrait des unſterblichen New-<lb/>
ton, der bei weitem weniger <hirendition="#g">geiſtreich</hi> als emi-<lb/>
nent <hirendition="#g">vornehm</hi> ausſieht, und ein anderes des Mo-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[239/0255]
und der Park ſoll auch ſehr ausgedehnt und pittoresk
ſeyn; das abſcheuliche Wetter hinderte mich aber, al-
les dies zu ſehen. Ich fuhr den Abend noch bis
Petworth, wo ein anderes ſehenswerthes Schloß iſt,
und ſchreibe Dir jetzt aus dem Gaſthof, wo ich in
wenigen Minuten wie zu Hauſe eingerichtet war,
denn meine Reiſeequipage und Bequemlichkeitsroutine
hat ſich in England noch ſehr vervollkommnet.
Petworthhouſe, den 26ſten.
Obriſt C . . . . kam heute früh zu mir in den
Gaſthof, machte mir viel Vorwürfe, nicht bei ſeinem
Schwiegervater, Lord E . . ., dem Beſitzer von Pet-
worth-Schloß, gleich vorgefahren zu ſeyn, und bat
mich dabei ſo freundlich, wenigſtens einen Tag bei
ihnen zu bleiben, daß ich es nicht abſchlagen konnte.
Meine Sachen wurden alſo auf das Schloß gebracht,
und ich ſogleich dort inſtallirt. Es iſt ein ſchöner mo-
derner Pallaſt mit einer herrlichen Gemälde- und
Antiken-Sammlung, und einem großen Park, der
auch eine berühmte Stuterei in ſich ſchließt. Unter
den Gemälden ſprachen mich drei beſonders an, ein
ganz ausgezeichnetes Bild Heinrich VIII. in Lebens-
größe, von Holbein, merkwürdig durch den prachtvol-
len täuſchend gemalten Schmuck und das friſche, mei-
ſterhafte Colorit; ein Portrait des unſterblichen New-
ton, der bei weitem weniger geiſtreich als emi-
nent vornehm ausſieht, und ein anderes des Mo-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/255>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.