Die Bibliothek ist klein, aber sehr magnifik, ganz mit Cedernholz getäfelt, mit schönem Schnitz- und Bildwerk verziert, kurz an nichts fehlt es ihr, ausser an Büchern, denn kaum ein paar hundert waren darin.
Ein sehr großer, aber einfacher Saal, heißt die Halle der Barone, und hat viele bunte Fenster, de- ren Malereien nicht besonders gerathen sind.
In den Stuben hatte man, so viel als möglich, lauter alte Meubles vereinigt, und ihnen möglichst nachgebolfen, damit sie nicht in ihrer Wurmstichigkeit zusammenfielen. Dies ist jetzt überall die Mode in England, Sachen, die man bei uns als zu gebrech- lich und altmodisch wegwirft, werden hier auf's theuerste bezahlt, und auch die neuen wenigstens ganz im Styl der alten bestellt. Ich finde das in solchen ehrwürdigen Schlössern recht passend, sobald die Be- quemlichkeit nicht zu sehr dadurch leidet, in modernen Gebäuden ist es aber lächerlich.
Der alte Theil des Schlosses soll schon in der Rö- mer Zeit eine Festung gewesen seyn, weßhalb man in den Mauern viel römische Ziegel findet. Auch spä- ter hat es immer als Festung gedient, und viele Be- lagerungen ausgehalten; der neuere Theil, im Style des Uebrigen, wurde erst vom Vater des jetzigen Herzogs gebaut, und kostete, wie mir gesagt wurde, 800,000 L. St. Bei uns würde man ganz dasselbe gewiß mit 300,000 Rthlrn. herstellen können. Die Gärten schienen mir mannichfaltig und weitläuftig,
Die Bibliothek iſt klein, aber ſehr magnifik, ganz mit Cedernholz getäfelt, mit ſchönem Schnitz- und Bildwerk verziert, kurz an nichts fehlt es ihr, auſſer an Büchern, denn kaum ein paar hundert waren darin.
Ein ſehr großer, aber einfacher Saal, heißt die Halle der Barone, und hat viele bunte Fenſter, de- ren Malereien nicht beſonders gerathen ſind.
In den Stuben hatte man, ſo viel als möglich, lauter alte Meubles vereinigt, und ihnen möglichſt nachgebolfen, damit ſie nicht in ihrer Wurmſtichigkeit zuſammenfielen. Dies iſt jetzt überall die Mode in England, Sachen, die man bei uns als zu gebrech- lich und altmodiſch wegwirft, werden hier auf’s theuerſte bezahlt, und auch die neuen wenigſtens ganz im Styl der alten beſtellt. Ich finde das in ſolchen ehrwürdigen Schlöſſern recht paſſend, ſobald die Be- quemlichkeit nicht zu ſehr dadurch leidet, in modernen Gebäuden iſt es aber lächerlich.
Der alte Theil des Schloſſes ſoll ſchon in der Rö- mer Zeit eine Feſtung geweſen ſeyn, weßhalb man in den Mauern viel römiſche Ziegel findet. Auch ſpä- ter hat es immer als Feſtung gedient, und viele Be- lagerungen ausgehalten; der neuere Theil, im Style des Uebrigen, wurde erſt vom Vater des jetzigen Herzogs gebaut, und koſtete, wie mir geſagt wurde, 800,000 L. St. Bei uns würde man ganz daſſelbe gewiß mit 300,000 Rthlrn. herſtellen können. Die Gärten ſchienen mir mannichfaltig und weitläuftig,
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Die Bibliothek iſt klein, aber ſehr magnifik, ganz
mit Cedernholz getäfelt, mit ſchönem Schnitz- und
Bildwerk verziert, kurz an nichts fehlt es ihr, auſſer
an Büchern, denn kaum ein paar hundert waren darin.
Ein ſehr großer, aber einfacher Saal, heißt die
Halle der Barone, und hat viele bunte Fenſter, de-
ren Malereien nicht beſonders gerathen ſind.
In den Stuben hatte man, ſo viel als möglich,
lauter alte Meubles vereinigt, und ihnen möglichſt
nachgebolfen, damit ſie nicht in ihrer Wurmſtichigkeit
zuſammenfielen. Dies iſt jetzt überall die Mode in
England, Sachen, die man bei uns als zu gebrech-
lich und altmodiſch wegwirft, werden hier auf’s
theuerſte bezahlt, und auch die neuen wenigſtens ganz
im Styl der alten beſtellt. Ich finde das in ſolchen
ehrwürdigen Schlöſſern recht paſſend, ſobald die Be-
quemlichkeit nicht zu ſehr dadurch leidet, in modernen
Gebäuden iſt es aber lächerlich.
Der alte Theil des Schloſſes ſoll ſchon in der Rö-
mer Zeit eine Feſtung geweſen ſeyn, weßhalb man
in den Mauern viel römiſche Ziegel findet. Auch ſpä-
ter hat es immer als Feſtung gedient, und viele Be-
lagerungen ausgehalten; der neuere Theil, im Style
des Uebrigen, wurde erſt vom Vater des jetzigen
Herzogs gebaut, und koſtete, wie mir geſagt wurde,
800,000 L. St. Bei uns würde man ganz daſſelbe
gewiß mit 300,000 Rthlrn. herſtellen können. Die
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/254>, abgerufen am 24.11.2024.
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