Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831.

Bild:
<< vorherige Seite

Ständer mit fließendem Wasser, und ein Diener ist
den ganzen Tag gegenwärtig, der mit einem Besen
bewaffnet, fast fortwährend den Boden wäscht, auf
dem er das Wasser nach Belieben überfließen lassen
kann. Die Hunde selbst sind an den größten Ge-
horsam gewöhnt, und verunreinigen ihr Bett und
die Stube nie. Es ist eine große Kunst, sie gehörig
zu füttern, denn sie müssen, um die große Anstren-
gung aushalten zu können, ganz mager und doch zu-
gleich von so festem Fleisch wie Eisen seyn, einer wie
der andere. Dies war auch durchgängig der Fall,
und man konnte nichts Hübscheres sehen als diese
schlanken, gehorsamen und muntern Thiere, von de-
nen die eine Hälfte eben erst von der Jagd zurück-
gekommen war, und dennoch keineswegs übermüdet
schien. Sie lagen indeß doch alle ruhend auf ihrem
colossalen, gemeinschaftlichen Bett, und sahen uns
sehr freundlich und wedelnd an, während die andre
Hälfte ungeduldig und muthwillig im Zwinger um-
hersprang.

Auch die Pferdeställe, ohngefähr 1000 Schritt vom
Schloß in einem Carre erbaut, waren sehr schön, und kost-
bare Pferde darin, ohngefähr 30 an der Zahl. Der
alte Herr hatte meinen Wagen folgen lassen, instru-
irte nun noch den Postillon auf das genaueste, wel-
chen Weg er durch den Park zu nehmen habe, damit
ich die schönsten Punkte desselben sehen möge, und
wanderte dann erst mit zwei großen Wasserhunden
und einem rabenschwarzen Hühnerhunde zu Hause,
um sich zu seinem Dine anzuziehen, da er

Ständer mit fließendem Waſſer, und ein Diener iſt
den ganzen Tag gegenwärtig, der mit einem Beſen
bewaffnet, faſt fortwährend den Boden wäſcht, auf
dem er das Waſſer nach Belieben überfließen laſſen
kann. Die Hunde ſelbſt ſind an den größten Ge-
horſam gewöhnt, und verunreinigen ihr Bett und
die Stube nie. Es iſt eine große Kunſt, ſie gehörig
zu füttern, denn ſie müſſen, um die große Anſtren-
gung aushalten zu können, ganz mager und doch zu-
gleich von ſo feſtem Fleiſch wie Eiſen ſeyn, einer wie
der andere. Dies war auch durchgängig der Fall,
und man konnte nichts Hübſcheres ſehen als dieſe
ſchlanken, gehorſamen und muntern Thiere, von de-
nen die eine Hälfte eben erſt von der Jagd zurück-
gekommen war, und dennoch keineswegs übermüdet
ſchien. Sie lagen indeß doch alle ruhend auf ihrem
coloſſalen, gemeinſchaftlichen Bett, und ſahen uns
ſehr freundlich und wedelnd an, während die andre
Hälfte ungeduldig und muthwillig im Zwinger um-
herſprang.

Auch die Pferdeſtälle, ohngefähr 1000 Schritt vom
Schloß in einem Carré erbaut, waren ſehr ſchön, und koſt-
bare Pferde darin, ohngefähr 30 an der Zahl. Der
alte Herr hatte meinen Wagen folgen laſſen, inſtru-
irte nun noch den Poſtillon auf das genaueſte, wel-
chen Weg er durch den Park zu nehmen habe, damit
ich die ſchönſten Punkte desſelben ſehen möge, und
wanderte dann erſt mit zwei großen Waſſerhunden
und einem rabenſchwarzen Hühnerhunde zu Hauſe,
um ſich zu ſeinem Diné anzuziehen, da er

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0237" n="221"/>
Ständer mit fließendem Wa&#x017F;&#x017F;er, und ein Diener i&#x017F;t<lb/>
den ganzen Tag gegenwärtig, der mit einem Be&#x017F;en<lb/>
bewaffnet, fa&#x017F;t fortwährend den Boden wä&#x017F;cht, auf<lb/>
dem er das Wa&#x017F;&#x017F;er nach Belieben überfließen la&#x017F;&#x017F;en<lb/>
kann. Die Hunde &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;ind an den größten Ge-<lb/>
hor&#x017F;am gewöhnt, und verunreinigen ihr Bett und<lb/>
die Stube nie. Es i&#x017F;t eine große Kun&#x017F;t, &#x017F;ie gehörig<lb/>
zu füttern, denn &#x017F;ie mü&#x017F;&#x017F;en, um die große An&#x017F;tren-<lb/>
gung aushalten zu können, ganz mager und doch zu-<lb/>
gleich von &#x017F;o fe&#x017F;tem Flei&#x017F;ch wie Ei&#x017F;en &#x017F;eyn, einer wie<lb/>
der andere. Dies war auch durchgängig der Fall,<lb/>
und man konnte nichts Hüb&#x017F;cheres &#x017F;ehen als die&#x017F;e<lb/>
&#x017F;chlanken, gehor&#x017F;amen und muntern Thiere, von de-<lb/>
nen die eine Hälfte eben er&#x017F;t von der Jagd zurück-<lb/>
gekommen war, und dennoch keineswegs übermüdet<lb/>
&#x017F;chien. Sie lagen indeß doch alle ruhend auf ihrem<lb/>
colo&#x017F;&#x017F;alen, gemein&#x017F;chaftlichen Bett, und &#x017F;ahen uns<lb/>
&#x017F;ehr freundlich und wedelnd an, während die andre<lb/>
Hälfte ungeduldig und muthwillig im Zwinger um-<lb/>
her&#x017F;prang.</p><lb/>
          <p>Auch die Pferde&#x017F;tälle, ohngefähr 1000 Schritt vom<lb/>
Schloß in einem Carr<hi rendition="#aq">é</hi> erbaut, waren &#x017F;ehr &#x017F;chön, und ko&#x017F;t-<lb/>
bare Pferde darin, ohngefähr 30 an der Zahl. Der<lb/>
alte Herr hatte meinen Wagen folgen la&#x017F;&#x017F;en, in&#x017F;tru-<lb/>
irte nun noch den Po&#x017F;tillon auf das genaue&#x017F;te, wel-<lb/>
chen Weg er durch den Park zu nehmen habe, damit<lb/>
ich die &#x017F;chön&#x017F;ten Punkte des&#x017F;elben &#x017F;ehen möge, und<lb/>
wanderte dann er&#x017F;t mit zwei großen Wa&#x017F;&#x017F;erhunden<lb/>
und einem raben&#x017F;chwarzen Hühnerhunde zu Hau&#x017F;e,<lb/>
um &#x017F;ich zu &#x017F;einem Din<hi rendition="#aq">é</hi> anzuziehen, da er<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[221/0237] Ständer mit fließendem Waſſer, und ein Diener iſt den ganzen Tag gegenwärtig, der mit einem Beſen bewaffnet, faſt fortwährend den Boden wäſcht, auf dem er das Waſſer nach Belieben überfließen laſſen kann. Die Hunde ſelbſt ſind an den größten Ge- horſam gewöhnt, und verunreinigen ihr Bett und die Stube nie. Es iſt eine große Kunſt, ſie gehörig zu füttern, denn ſie müſſen, um die große Anſtren- gung aushalten zu können, ganz mager und doch zu- gleich von ſo feſtem Fleiſch wie Eiſen ſeyn, einer wie der andere. Dies war auch durchgängig der Fall, und man konnte nichts Hübſcheres ſehen als dieſe ſchlanken, gehorſamen und muntern Thiere, von de- nen die eine Hälfte eben erſt von der Jagd zurück- gekommen war, und dennoch keineswegs übermüdet ſchien. Sie lagen indeß doch alle ruhend auf ihrem coloſſalen, gemeinſchaftlichen Bett, und ſahen uns ſehr freundlich und wedelnd an, während die andre Hälfte ungeduldig und muthwillig im Zwinger um- herſprang. Auch die Pferdeſtälle, ohngefähr 1000 Schritt vom Schloß in einem Carré erbaut, waren ſehr ſchön, und koſt- bare Pferde darin, ohngefähr 30 an der Zahl. Der alte Herr hatte meinen Wagen folgen laſſen, inſtru- irte nun noch den Poſtillon auf das genaueſte, wel- chen Weg er durch den Park zu nehmen habe, damit ich die ſchönſten Punkte desſelben ſehen möge, und wanderte dann erſt mit zwei großen Waſſerhunden und einem rabenſchwarzen Hühnerhunde zu Hauſe, um ſich zu ſeinem Diné anzuziehen, da er

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/237
Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/237>, abgerufen am 24.11.2024.