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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831.

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Schlosse vorfuhr, der Besitzer Graf Harewood (Ha-
senwald im Deutschen) mit seiner Meute von 100
Hunden, seinen rothgekleideten Piqueurs und einer
Menge muthiger Jagdpferde, den Bergabhang herab,
über die Wiesen, vom Fuchsjagen zurückkam. Es
war nicht zu vermeiden, ihm entgegen zu gehen, um
die Ursache meines Hierseyns zu erklären. Ich fand
einen großen schönen Mann von außerordentlich ein-
nehmendem Aeußern, in Gestalt und Benehmen noch
jung und rüstig, an Jahren aber, was man sich sa-
gen lassen mußte, um es zu glauben, schon ein Fünf-
undsechziger. Er empfing mich auf's Höflichste, sagte,
daß er das Vergnügen gehabt habe, mich mehrmals
in London zu sehen (je n'en savois pas un mot) und
bat mich, zu erlauben, daß er mir selbst seine Be-
sitzungen zeige. So sehr ich dies nach seiner Fatigue
auf der Fuchsjagd (bei einer solchen pflegt man ge-
wöhnlich 5 -- 6 deutsche Meilen im Gallop zu jagen
und während dem 50--60 Sprünge über Hecken und
Gräben zu machen) ablehnte, half mein Sträuben
doch nichts, und der alte Mann begleitete mich, berg-
auf, bergab, über den größten Theil seiner fürstlichen
Domaine. Was mich, als mir neu, diesmal am mei-
sten interessirte, waren die Hundeställe. 150 Stück
Hunde fand ich dort in zwei sehr reinlichen Sälen,
jeder Saal mit einer großen Bettstelle versehen, auf
der 75 Stück Hunde schlafen. Jeder der Säle hat vorn
seinen eignen Zwinger. Nirgends spürte man den
mindesten üblen Geruch, noch bemerkte man die kleinste
Unreinlichkeit. In jedem Zwinger befand sich ein

Schloſſe vorfuhr, der Beſitzer Graf Harewood (Ha-
ſenwald im Deutſchen) mit ſeiner Meute von 100
Hunden, ſeinen rothgekleideten Piqueurs und einer
Menge muthiger Jagdpferde, den Bergabhang herab,
über die Wieſen, vom Fuchsjagen zurückkam. Es
war nicht zu vermeiden, ihm entgegen zu gehen, um
die Urſache meines Hierſeyns zu erklären. Ich fand
einen großen ſchönen Mann von außerordentlich ein-
nehmendem Aeußern, in Geſtalt und Benehmen noch
jung und rüſtig, an Jahren aber, was man ſich ſa-
gen laſſen mußte, um es zu glauben, ſchon ein Fünf-
undſechziger. Er empfing mich auf’s Höflichſte, ſagte,
daß er das Vergnügen gehabt habe, mich mehrmals
in London zu ſehen (je n’en savois pas un mot) und
bat mich, zu erlauben, daß er mir ſelbſt ſeine Be-
ſitzungen zeige. So ſehr ich dies nach ſeiner Fatigue
auf der Fuchsjagd (bei einer ſolchen pflegt man ge-
wöhnlich 5 — 6 deutſche Meilen im Gallop zu jagen
und während dem 50—60 Sprünge über Hecken und
Gräben zu machen) ablehnte, half mein Sträuben
doch nichts, und der alte Mann begleitete mich, berg-
auf, bergab, über den größten Theil ſeiner fürſtlichen
Domaine. Was mich, als mir neu, diesmal am mei-
ſten intereſſirte, waren die Hundeſtälle. 150 Stück
Hunde fand ich dort in zwei ſehr reinlichen Sälen,
jeder Saal mit einer großen Bettſtelle verſehen, auf
der 75 Stück Hunde ſchlafen. Jeder der Säle hat vorn
ſeinen eignen Zwinger. Nirgends ſpürte man den
mindeſten üblen Geruch, noch bemerkte man die kleinſte
Unreinlichkeit. In jedem Zwinger befand ſich ein

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[220/0236] Schloſſe vorfuhr, der Beſitzer Graf Harewood (Ha- ſenwald im Deutſchen) mit ſeiner Meute von 100 Hunden, ſeinen rothgekleideten Piqueurs und einer Menge muthiger Jagdpferde, den Bergabhang herab, über die Wieſen, vom Fuchsjagen zurückkam. Es war nicht zu vermeiden, ihm entgegen zu gehen, um die Urſache meines Hierſeyns zu erklären. Ich fand einen großen ſchönen Mann von außerordentlich ein- nehmendem Aeußern, in Geſtalt und Benehmen noch jung und rüſtig, an Jahren aber, was man ſich ſa- gen laſſen mußte, um es zu glauben, ſchon ein Fünf- undſechziger. Er empfing mich auf’s Höflichſte, ſagte, daß er das Vergnügen gehabt habe, mich mehrmals in London zu ſehen (je n’en savois pas un mot) und bat mich, zu erlauben, daß er mir ſelbſt ſeine Be- ſitzungen zeige. So ſehr ich dies nach ſeiner Fatigue auf der Fuchsjagd (bei einer ſolchen pflegt man ge- wöhnlich 5 — 6 deutſche Meilen im Gallop zu jagen und während dem 50—60 Sprünge über Hecken und Gräben zu machen) ablehnte, half mein Sträuben doch nichts, und der alte Mann begleitete mich, berg- auf, bergab, über den größten Theil ſeiner fürſtlichen Domaine. Was mich, als mir neu, diesmal am mei- ſten intereſſirte, waren die Hundeſtälle. 150 Stück Hunde fand ich dort in zwei ſehr reinlichen Sälen, jeder Saal mit einer großen Bettſtelle verſehen, auf der 75 Stück Hunde ſchlafen. Jeder der Säle hat vorn ſeinen eignen Zwinger. Nirgends ſpürte man den mindeſten üblen Geruch, noch bemerkte man die kleinſte Unreinlichkeit. In jedem Zwinger befand ſich ein

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/236>, abgerufen am 24.11.2024.