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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831.

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Der Brunnen bekömmt mir noch immer nicht gut,
demohngeachtet ging ich heute bis an der Welt Ende,
hier eine kurze Promenade, da the world's end nur
ein nahes Dorf ist, mit einer schönen Aussicht in --
den Anfang der Welt -- denn da diese rund ist, so
kann man ja recht wohl jeden beliebigen Punkt, der
Welt Anfang oder Ende nennen. Ich fand einen
Bekannten, in dessen Gesellschaft ich, mit 70 andern
Menschen, an der table d'hote aß. Obgleich die
Saison ziemlich vorbei ist, sind doch noch circa 1000
Badegäste hier, meistens aus dem Mittelstande, weil
Harrowgate nicht zu den fashionablen Bädern gehört,
wiewohl es mir weit angenehmer vorkömmt als das
höchst fashionable Brighton.

Ein alter General von 80 Jahren, der bei
Tisch mein Nachbar war, unterhielt mich sehr gut.
Er hatte Friedrich den Großen, Kaunitz, Kaiser Jo-
seph, Mirabeau und später Napoleon in vielen Be-
ziehungen gekannt, und erzählte manche interessante
Particularitäten von ihnen, war überdem Gouver-
neur von Surinam und Isle de France gewesen,
hatte lange in Indien commandirt und war jetzt,
was man bei uns General der Infanterie nennt,
der nächste Grad am Feldmarschall. Alles dies würde
ihm bei uns einen hohen Rang geben. Hier nicht
im Geringsten, und er äußerte dies selbst. Hier,
sagte er, ist die Aristokratie Alles. Ohne Credit der


Der Brunnen bekömmt mir noch immer nicht gut,
demohngeachtet ging ich heute bis an der Welt Ende,
hier eine kurze Promenade, da the world’s end nur
ein nahes Dorf iſt, mit einer ſchönen Ausſicht in —
den Anfang der Welt — denn da dieſe rund iſt, ſo
kann man ja recht wohl jeden beliebigen Punkt, der
Welt Anfang oder Ende nennen. Ich fand einen
Bekannten, in deſſen Geſellſchaft ich, mit 70 andern
Menſchen, an der table d’hôte aß. Obgleich die
Saiſon ziemlich vorbei iſt, ſind doch noch circa 1000
Badegäſte hier, meiſtens aus dem Mittelſtande, weil
Harrowgate nicht zu den faſhionablen Bädern gehört,
wiewohl es mir weit angenehmer vorkömmt als das
höchſt faſhionable Brighton.

Ein alter General von 80 Jahren, der bei
Tiſch mein Nachbar war, unterhielt mich ſehr gut.
Er hatte Friedrich den Großen, Kaunitz, Kaiſer Jo-
ſeph, Mirabeau und ſpäter Napoleon in vielen Be-
ziehungen gekannt, und erzählte manche intereſſante
Particularitäten von ihnen, war überdem Gouver-
neur von Surinam und Isle de France geweſen,
hatte lange in Indien commandirt und war jetzt,
was man bei uns General der Infanterie nennt,
der nächſte Grad am Feldmarſchall. Alles dies würde
ihm bei uns einen hohen Rang geben. Hier nicht
im Geringſten, und er äußerte dies ſelbſt. Hier,
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[217/0233] Den 29ſten. Der Brunnen bekömmt mir noch immer nicht gut, demohngeachtet ging ich heute bis an der Welt Ende, hier eine kurze Promenade, da the world’s end nur ein nahes Dorf iſt, mit einer ſchönen Ausſicht in — den Anfang der Welt — denn da dieſe rund iſt, ſo kann man ja recht wohl jeden beliebigen Punkt, der Welt Anfang oder Ende nennen. Ich fand einen Bekannten, in deſſen Geſellſchaft ich, mit 70 andern Menſchen, an der table d’hôte aß. Obgleich die Saiſon ziemlich vorbei iſt, ſind doch noch circa 1000 Badegäſte hier, meiſtens aus dem Mittelſtande, weil Harrowgate nicht zu den faſhionablen Bädern gehört, wiewohl es mir weit angenehmer vorkömmt als das höchſt faſhionable Brighton. Ein alter General von 80 Jahren, der bei Tiſch mein Nachbar war, unterhielt mich ſehr gut. Er hatte Friedrich den Großen, Kaunitz, Kaiſer Jo- ſeph, Mirabeau und ſpäter Napoleon in vielen Be- ziehungen gekannt, und erzählte manche intereſſante Particularitäten von ihnen, war überdem Gouver- neur von Surinam und Isle de France geweſen, hatte lange in Indien commandirt und war jetzt, was man bei uns General der Infanterie nennt, der nächſte Grad am Feldmarſchall. Alles dies würde ihm bei uns einen hohen Rang geben. Hier nicht im Geringſten, und er äußerte dies ſelbſt. Hier, ſagte er, iſt die Ariſtokratie Alles. Ohne Credit der

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/233>, abgerufen am 24.11.2024.