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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831.

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ten Bäumen gekrönt. Am Ende schließt sich das
Thal in seiner ganzen Breite mit den Ruinen und
dem hohen Thurme der Abtey. Du wirst Dir leicht
einen Begriff von der Größe dieser Trümmer ma-
chen, wenn Du hörst, daß einst die Gebäude der Ab-
tey 15 Morgen einnahmen, jetzt die Ruinen noch
vier. Das Schiff der Kirche, deren Wände größten-
theils noch stehen, ist 351 Fuß lang, das große Fenster
dem Altar gegenüber 50 Fuß, und der Thurm, ob-
gleich ein Theil einstürzte, noch jetzt 166 Fuß hoch.
Die Architektur ist aus der besten Zeit, dem 12ten
und 13ten Jahrhundert, eben so einfach als grandiös.
Aus der Kirche führt ein Thor nach dem doppelten
Klostergang, der 300 Fuß lang und 42 breit ist; ein
zweites nach dem Klostergarten, der jetzt wieder von
den Besitzern in einen Blumengarten umgeschaffen
worden, und rund umher von andern pittoresken
Ruinen umgeben ist, nämlich die der Bibliothek, des
Justizgebäudes und des Capitelhauses. Das Gewölbe
dieses letztern wird, gleich dem Römer in Marien-
burg nur durch eine einzige Mittelsäule getragen.
In der Küche bewundert man dagegen fast grade,
höchst künstlich construirte Wölbungen ohne alle
Stütze, und daneben den prachtvollen Eßsaal, der
108 Fuß lang und 45 breit ist. Dies war wie billig
der Culminationspunkt der Abtey, welche ihrer Schwel-
gerei und Sittenlosigkeit wegen sehr berüchtigt war.
In der Kirche sieht man noch mehrere Grabmähler,
eines Lord Mowbray in voller Kettenrüstung in
Stein ausgehauen, ferner mehrerer Aebte, und zu-

ten Bäumen gekrönt. Am Ende ſchließt ſich das
Thal in ſeiner ganzen Breite mit den Ruinen und
dem hohen Thurme der Abtey. Du wirſt Dir leicht
einen Begriff von der Größe dieſer Trümmer ma-
chen, wenn Du hörſt, daß einſt die Gebäude der Ab-
tey 15 Morgen einnahmen, jetzt die Ruinen noch
vier. Das Schiff der Kirche, deren Wände größten-
theils noch ſtehen, iſt 351 Fuß lang, das große Fenſter
dem Altar gegenüber 50 Fuß, und der Thurm, ob-
gleich ein Theil einſtürzte, noch jetzt 166 Fuß hoch.
Die Architektur iſt aus der beſten Zeit, dem 12ten
und 13ten Jahrhundert, eben ſo einfach als grandiös.
Aus der Kirche führt ein Thor nach dem doppelten
Kloſtergang, der 300 Fuß lang und 42 breit iſt; ein
zweites nach dem Kloſtergarten, der jetzt wieder von
den Beſitzern in einen Blumengarten umgeſchaffen
worden, und rund umher von andern pittoresken
Ruinen umgeben iſt, nämlich die der Bibliothek, des
Juſtizgebäudes und des Capitelhauſes. Das Gewölbe
dieſes letztern wird, gleich dem Römer in Marien-
burg nur durch eine einzige Mittelſäule getragen.
In der Küche bewundert man dagegen faſt grade,
höchſt künſtlich conſtruirte Wölbungen ohne alle
Stütze, und daneben den prachtvollen Eßſaal, der
108 Fuß lang und 45 breit iſt. Dies war wie billig
der Culminationspunkt der Abtey, welche ihrer Schwel-
gerei und Sittenloſigkeit wegen ſehr berüchtigt war.
In der Kirche ſieht man noch mehrere Grabmähler,
eines Lord Mowbray in voller Kettenrüſtung in
Stein ausgehauen, ferner mehrerer Aebte, und zu-

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[212/0228] ten Bäumen gekrönt. Am Ende ſchließt ſich das Thal in ſeiner ganzen Breite mit den Ruinen und dem hohen Thurme der Abtey. Du wirſt Dir leicht einen Begriff von der Größe dieſer Trümmer ma- chen, wenn Du hörſt, daß einſt die Gebäude der Ab- tey 15 Morgen einnahmen, jetzt die Ruinen noch vier. Das Schiff der Kirche, deren Wände größten- theils noch ſtehen, iſt 351 Fuß lang, das große Fenſter dem Altar gegenüber 50 Fuß, und der Thurm, ob- gleich ein Theil einſtürzte, noch jetzt 166 Fuß hoch. Die Architektur iſt aus der beſten Zeit, dem 12ten und 13ten Jahrhundert, eben ſo einfach als grandiös. Aus der Kirche führt ein Thor nach dem doppelten Kloſtergang, der 300 Fuß lang und 42 breit iſt; ein zweites nach dem Kloſtergarten, der jetzt wieder von den Beſitzern in einen Blumengarten umgeſchaffen worden, und rund umher von andern pittoresken Ruinen umgeben iſt, nämlich die der Bibliothek, des Juſtizgebäudes und des Capitelhauſes. Das Gewölbe dieſes letztern wird, gleich dem Römer in Marien- burg nur durch eine einzige Mittelſäule getragen. In der Küche bewundert man dagegen faſt grade, höchſt künſtlich conſtruirte Wölbungen ohne alle Stütze, und daneben den prachtvollen Eßſaal, der 108 Fuß lang und 45 breit iſt. Dies war wie billig der Culminationspunkt der Abtey, welche ihrer Schwel- gerei und Sittenloſigkeit wegen ſehr berüchtigt war. In der Kirche ſieht man noch mehrere Grabmähler, eines Lord Mowbray in voller Kettenrüſtung in Stein ausgehauen, ferner mehrerer Aebte, und zu-

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/228>, abgerufen am 24.11.2024.