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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831.

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dem Meersande hin ging es nun langsam dem Alaun-
werke zu, Lord Mulgraves Reitknecht voraus. Ich
stieg aus, um eine Strecke zu Fuß zu gehen, und
amüsirte mich dabei, kleine Steinchen zu sammeln,
von denen die glänzendsten Exemplare aller Farben
und Formen das Ufer bedeckten. Nach einer Stunde
erreichten wir das Bergwerk, welches höchst roman-
tisch zwischen den schroffen Felsen am Meere liegt.
Ich besah Alles sehr gründlich, wie Du aus meinem
beiliegenden Schreiben an den A. D. ersehen wirst.
Um von da, wo ich mich befand, zu den Förderungen
zu gelangen, mußte ich einen Weg zurücklegen, der
nur für Ziegen gemacht zu seyn schien, und von des-
sen Unannehmlichkeit mich der Steiger vorher schon
avertirt hatte. Einigemal war er kaum einen Fuß
breit, und die abhängende Seite ein glatt abgear-
beiteter Alaunfelsen von 200 Fuß Höhe. Auf solchen
Fußwegen, deren mehrere den Felsen durchschneiden,
arbeiten die Leute, und hauen das zu Tage liegende
Felsenerz neben sich ab, welches das seltsamste Schau-
spiel darbietet, das man sich denken kann, da die
Menschen wie Schwalben an der Mauer zu hängen
scheinen, und sich, um dahin zu gelangen, oft an
Stricken hinaufwinden lassen müssen. Unten im
Thal stehen große Karren, die auf Eisenbahnen das
Erz fortfahren, welches immerwährend aus der Höhe
herabprasselt. Ich brauchte drei Stunden, um Alles
zu besehen, und fuhr dann auf's Schloß, wo mich
Lord Mulgraves Söhne (er selbst war krank am Po-
dagra) mit einem guten Luncheon bewirtheten, und

Briefe eines Verstorbenen. IV. 14

dem Meerſande hin ging es nun langſam dem Alaun-
werke zu, Lord Mulgraves Reitknecht voraus. Ich
ſtieg aus, um eine Strecke zu Fuß zu gehen, und
amüſirte mich dabei, kleine Steinchen zu ſammeln,
von denen die glänzendſten Exemplare aller Farben
und Formen das Ufer bedeckten. Nach einer Stunde
erreichten wir das Bergwerk, welches höchſt roman-
tiſch zwiſchen den ſchroffen Felſen am Meere liegt.
Ich beſah Alles ſehr gründlich, wie Du aus meinem
beiliegenden Schreiben an den A. D. erſehen wirſt.
Um von da, wo ich mich befand, zu den Förderungen
zu gelangen, mußte ich einen Weg zurücklegen, der
nur für Ziegen gemacht zu ſeyn ſchien, und von deſ-
ſen Unannehmlichkeit mich der Steiger vorher ſchon
avertirt hatte. Einigemal war er kaum einen Fuß
breit, und die abhängende Seite ein glatt abgear-
beiteter Alaunfelſen von 200 Fuß Höhe. Auf ſolchen
Fußwegen, deren mehrere den Felſen durchſchneiden,
arbeiten die Leute, und hauen das zu Tage liegende
Felſenerz neben ſich ab, welches das ſeltſamſte Schau-
ſpiel darbietet, das man ſich denken kann, da die
Menſchen wie Schwalben an der Mauer zu hängen
ſcheinen, und ſich, um dahin zu gelangen, oft an
Stricken hinaufwinden laſſen müſſen. Unten im
Thal ſtehen große Karren, die auf Eiſenbahnen das
Erz fortfahren, welches immerwährend aus der Höhe
herabpraſſelt. Ich brauchte drei Stunden, um Alles
zu beſehen, und fuhr dann auf’s Schloß, wo mich
Lord Mulgraves Söhne (er ſelbſt war krank am Po-
dagra) mit einem guten Luncheon bewirtheten, und

Briefe eines Verſtorbenen. IV. 14
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[209/0225] dem Meerſande hin ging es nun langſam dem Alaun- werke zu, Lord Mulgraves Reitknecht voraus. Ich ſtieg aus, um eine Strecke zu Fuß zu gehen, und amüſirte mich dabei, kleine Steinchen zu ſammeln, von denen die glänzendſten Exemplare aller Farben und Formen das Ufer bedeckten. Nach einer Stunde erreichten wir das Bergwerk, welches höchſt roman- tiſch zwiſchen den ſchroffen Felſen am Meere liegt. Ich beſah Alles ſehr gründlich, wie Du aus meinem beiliegenden Schreiben an den A. D. erſehen wirſt. Um von da, wo ich mich befand, zu den Förderungen zu gelangen, mußte ich einen Weg zurücklegen, der nur für Ziegen gemacht zu ſeyn ſchien, und von deſ- ſen Unannehmlichkeit mich der Steiger vorher ſchon avertirt hatte. Einigemal war er kaum einen Fuß breit, und die abhängende Seite ein glatt abgear- beiteter Alaunfelſen von 200 Fuß Höhe. Auf ſolchen Fußwegen, deren mehrere den Felſen durchſchneiden, arbeiten die Leute, und hauen das zu Tage liegende Felſenerz neben ſich ab, welches das ſeltſamſte Schau- ſpiel darbietet, das man ſich denken kann, da die Menſchen wie Schwalben an der Mauer zu hängen ſcheinen, und ſich, um dahin zu gelangen, oft an Stricken hinaufwinden laſſen müſſen. Unten im Thal ſtehen große Karren, die auf Eiſenbahnen das Erz fortfahren, welches immerwährend aus der Höhe herabpraſſelt. Ich brauchte drei Stunden, um Alles zu beſehen, und fuhr dann auf’s Schloß, wo mich Lord Mulgraves Söhne (er ſelbſt war krank am Po- dagra) mit einem guten Luncheon bewirtheten, und Briefe eines Verſtorbenen. IV. 14

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/225>, abgerufen am 24.11.2024.