hier Platz finden, als eine Probe, wie Engländer das Eigenthümliche unsrer Gebräuche beobachten.
"Des Prinzen Fete war äusserst ausgesucht, d. h. sie bestand aus Allen, die eine Invitations-Karte ent- weder durch Protektion hatten erhalten können, oder dieselbe von des Fürsten Haushofmeister Crakofsky mit schwerem Geld erkauft hatten. Alles war höchst königlich, keine Kosten und Mühe waren gespart, das gemiethete Haus in eine fürstliche Residenz um- zuschaffen, und seit einer Woche war das ganze kleine Herzogthum Nassau dafür in Contribution gesetzt worden. Am Eingange der Salons, gefüllt mit ge- mietheten Spiegeln und provisorischen Draperien, stand der Prinz voller Orden, empfing Alle mit der ausge- zeichnetsten Herablassung, und versäumte nicht, jeden der angesehenen Gäste mit der schmeichelhaftesten An- rede zu beehren. Seine Suite, hinter ihm aufgestellt, bückte sich jedesmal gleichzeitig, so bald die schmei- chelhafte Anrede beendigt war.
Nach einander hörte ich, seitwärts stehend, fol- gende Unterhaltung. "Frau von Fürstenberg, sagte der Prinz, sich verbeugend, ich fühle das größte Ver- gnügen, Sie zu sehen. Mein größtes Vergnügen ist, von meinen Freunden umgeben zu seyn. Frau von Fürstenberg, ich hoffe, daß Ihre liebenswürdige Fami- lie sich wohl befindet. (Die Familie passirt vorbei.) Cravaticheff! fuhr seine Hoheit fort, den Kopf halb zu einem seiner Adjudanten gewandt, Cravaticheff, ei- ne charmante Frau, Frau von Fürstenberg, es gibt
Briefe eines Verstorbenen. IV. 9
hier Platz finden, als eine Probe, wie Engländer das Eigenthümliche unſrer Gebräuche beobachten.
„Des Prinzen Fête war äuſſerſt ausgeſucht, d. h. ſie beſtand aus Allen, die eine Invitations-Karte ent- weder durch Protektion hatten erhalten können, oder dieſelbe von des Fürſten Haushofmeiſter Crakofsky mit ſchwerem Geld erkauft hatten. Alles war höchſt königlich, keine Koſten und Mühe waren geſpart, das gemiethete Haus in eine fürſtliche Reſidenz um- zuſchaffen, und ſeit einer Woche war das ganze kleine Herzogthum Naſſau dafür in Contribution geſetzt worden. Am Eingange der Salons, gefüllt mit ge- mietheten Spiegeln und proviſoriſchen Draperien, ſtand der Prinz voller Orden, empfing Alle mit der ausge- zeichnetſten Herablaſſung, und verſäumte nicht, jeden der angeſehenen Gäſte mit der ſchmeichelhafteſten An- rede zu beehren. Seine Suite, hinter ihm aufgeſtellt, bückte ſich jedesmal gleichzeitig, ſo bald die ſchmei- chelhafte Anrede beendigt war.
Nach einander hörte ich, ſeitwärts ſtehend, fol- gende Unterhaltung. „Frau von Fürſtenberg, ſagte der Prinz, ſich verbeugend, ich fühle das größte Ver- gnügen, Sie zu ſehen. Mein größtes Vergnügen iſt, von meinen Freunden umgeben zu ſeyn. Frau von Fürſtenberg, ich hoffe, daß Ihre liebenswürdige Fami- lie ſich wohl befindet. (Die Familie paſſirt vorbei.) Cravaticheff! fuhr ſeine Hoheit fort, den Kopf halb zu einem ſeiner Adjudanten gewandt, Cravaticheff, ei- ne charmante Frau, Frau von Fürſtenberg, es gibt
Briefe eines Verſtorbenen. IV. 9
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hier Platz finden, als eine Probe, wie Engländer
das Eigenthümliche unſrer Gebräuche beobachten.
„Des Prinzen Fête war äuſſerſt ausgeſucht, d. h.
ſie beſtand aus Allen, die eine Invitations-Karte ent-
weder durch Protektion hatten erhalten können, oder
dieſelbe von des Fürſten Haushofmeiſter Crakofsky
mit ſchwerem Geld erkauft hatten. Alles war höchſt
königlich, keine Koſten und Mühe waren geſpart,
das gemiethete Haus in eine fürſtliche Reſidenz um-
zuſchaffen, und ſeit einer Woche war das ganze kleine
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worden. Am Eingange der Salons, gefüllt mit ge-
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/145>, abgerufen am 24.11.2024.
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