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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831.

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einer Nadelspitze endet, und bei welchem Körper und
Dach um Anfang und Ende zu streiten scheinen, eine
seltsame architektonische Mißgeburt, und nichts er-
götzlicher, als die darauf gemachte Carricatur, wo
man Herrn Nash (ein sehr kleiner, verschrumpelt
aussehender Mann) gestiefelt und gespornt, äusserst
ähnlich abconterfeyt, und auf obenerwähnter Spitze
reitend, angespießt sieht, mit der Unterschrift: Na-
tional taste
(wird ausgesprochen: Nashional.)

Man könnte viele ähnliche Abnormitäten anführen.
So sind unter andern an einem Balkon, der den
größten Pallast am Regents-Park ziert, vier platt-
gedrückte Gestalten an die Wand gequetscht, deren
Bedeutung ein Räthsel bleibt. Ihr Costüme gleicht
einer Art Schlafrock, woraus man wenigstens schließen
kann, daß Menschen damit gemeint sind. Vielleicht
sind es Embleme für ein Lazareth, denn diesen schein-
baren Palästen ist, wie denen in Potsdam, auch
nur Einheit und Ansehn durch die Facaden gegeben,
eigentlich bilden sie eine Menge schmaler Häuser, die
zu allerlei Gewerbs- und andern Zwecken, wie hun-
dert verschiedenen Eigenthümern zur Wohnung dienen.

Tadellos ist dagegen die, auch von Herrn Nash
ausgehende, ländliche Anlage in diesem Park, vor-
züglich die Wasserparthie. Hier hat die Kunst das
schwere Problem völlig gelöst, in scheinbar frei wir-
kender Natur nicht mehr bemerkt zu werden. Man
glaubt einen breiten Fluß weit hin, durch üppig be-
buschte Ufer, in die Ferne strömen, und dort sich in

einer Nadelſpitze endet, und bei welchem Körper und
Dach um Anfang und Ende zu ſtreiten ſcheinen, eine
ſeltſame architektoniſche Mißgeburt, und nichts er-
götzlicher, als die darauf gemachte Carricatur, wo
man Herrn Naſh (ein ſehr kleiner, verſchrumpelt
ausſehender Mann) geſtiefelt und geſpornt, äuſſerſt
ähnlich abconterfeyt, und auf obenerwähnter Spitze
reitend, angeſpießt ſieht, mit der Unterſchrift: Na-
tional taste
(wird ausgeſprochen: Nashional.)

Man könnte viele ähnliche Abnormitäten anführen.
So ſind unter andern an einem Balkon, der den
größten Pallaſt am Regents-Park ziert, vier platt-
gedrückte Geſtalten an die Wand gequetſcht, deren
Bedeutung ein Räthſel bleibt. Ihr Coſtüme gleicht
einer Art Schlafrock, woraus man wenigſtens ſchließen
kann, daß Menſchen damit gemeint ſind. Vielleicht
ſind es Embleme für ein Lazareth, denn dieſen ſchein-
baren Paläſten iſt, wie denen in Potsdam, auch
nur Einheit und Anſehn durch die Façaden gegeben,
eigentlich bilden ſie eine Menge ſchmaler Häuſer, die
zu allerlei Gewerbs- und andern Zwecken, wie hun-
dert verſchiedenen Eigenthümern zur Wohnung dienen.

Tadellos iſt dagegen die, auch von Herrn Naſh
ausgehende, ländliche Anlage in dieſem Park, vor-
züglich die Waſſerparthie. Hier hat die Kunſt das
ſchwere Problem völlig gelöst, in ſcheinbar frei wir-
kender Natur nicht mehr bemerkt zu werden. Man
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[44/0084] einer Nadelſpitze endet, und bei welchem Körper und Dach um Anfang und Ende zu ſtreiten ſcheinen, eine ſeltſame architektoniſche Mißgeburt, und nichts er- götzlicher, als die darauf gemachte Carricatur, wo man Herrn Naſh (ein ſehr kleiner, verſchrumpelt ausſehender Mann) geſtiefelt und geſpornt, äuſſerſt ähnlich abconterfeyt, und auf obenerwähnter Spitze reitend, angeſpießt ſieht, mit der Unterſchrift: Na- tional taste (wird ausgeſprochen: Nashional.) Man könnte viele ähnliche Abnormitäten anführen. So ſind unter andern an einem Balkon, der den größten Pallaſt am Regents-Park ziert, vier platt- gedrückte Geſtalten an die Wand gequetſcht, deren Bedeutung ein Räthſel bleibt. Ihr Coſtüme gleicht einer Art Schlafrock, woraus man wenigſtens ſchließen kann, daß Menſchen damit gemeint ſind. Vielleicht ſind es Embleme für ein Lazareth, denn dieſen ſchein- baren Paläſten iſt, wie denen in Potsdam, auch nur Einheit und Anſehn durch die Façaden gegeben, eigentlich bilden ſie eine Menge ſchmaler Häuſer, die zu allerlei Gewerbs- und andern Zwecken, wie hun- dert verſchiedenen Eigenthümern zur Wohnung dienen. Tadellos iſt dagegen die, auch von Herrn Naſh ausgehende, ländliche Anlage in dieſem Park, vor- züglich die Waſſerparthie. Hier hat die Kunſt das ſchwere Problem völlig gelöst, in ſcheinbar frei wir- kender Natur nicht mehr bemerkt zu werden. Man glaubt einen breiten Fluß weit hin, durch üppig be- buſchte Ufer, in die Ferne ſtrömen, und dort ſich in

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/84>, abgerufen am 25.11.2024.