Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831.

Bild:
<< vorherige Seite

ken, und noch jetzt wimmelte es von Badegästen.
Die Bäder sind so geräumig wie die englischen Bet-
ten, in den Boden eingelassen, oben mit Eisenplatten
umlegt, und durchaus mit Porzellaintafeln ausge-
füttert. An den Seiten haben sie noch besondere
Sitze.

Eine elegante und sehr bequem zu applizirende
Douche, nebst einer nützlichen Maschine, um unbe-
hülfliche Kranke auf ihren Stuhl mit leichter Mühe
in ihren Bereich zu bringen, verdiente auch bei uns
Nachahmung. R .. nahm eine Zeichnung davon.
Die Trinkanstalt befand sich in einem Saale von der
Größe eines Exercierhauses, um sich hinlängliche Mo-
tion darin machen zu können, und die Röhren aus
dem das Wasser floß, wie die Hähne zum Drehen,
waren, so weit sie sichtbar wurden, aus massivem
Silber. Das Wasser selbst schmeckte, wie alle Schwe-
felwässer, faulig und fatal.

Nicht weit von Leamington, und eine Stunde von
Warwick, befindet sich ein höchst lieblicher und reizen-
der Ort, Guy's Cliff genannt, dessen kleines Schloß
theilweise eben so alt als Warwick Castle ist. Darun-
ter sieht man in den pittoresken Felsenufern des Avon
eine tiefe Höhle, in welche sich, der Sage nach, der
gestern so oft erwähnte Guy von Warwick, nach vie-
len großen Thaten im In- und Auslande, heimlich
begab, um sein Leben in frommer Contemplation zu
beschließen.

Briefe eines Verstorbenen. III. 16

ken, und noch jetzt wimmelte es von Badegäſten.
Die Bäder ſind ſo geräumig wie die engliſchen Bet-
ten, in den Boden eingelaſſen, oben mit Eiſenplatten
umlegt, und durchaus mit Porzellaintafeln ausge-
füttert. An den Seiten haben ſie noch beſondere
Sitze.

Eine elegante und ſehr bequem zu applizirende
Douche, nebſt einer nützlichen Maſchine, um unbe-
hülfliche Kranke auf ihren Stuhl mit leichter Mühe
in ihren Bereich zu bringen, verdiente auch bei uns
Nachahmung. R .. nahm eine Zeichnung davon.
Die Trinkanſtalt befand ſich in einem Saale von der
Größe eines Exercierhauſes, um ſich hinlängliche Mo-
tion darin machen zu können, und die Röhren aus
dem das Waſſer floß, wie die Hähne zum Drehen,
waren, ſo weit ſie ſichtbar wurden, aus maſſivem
Silber. Das Waſſer ſelbſt ſchmeckte, wie alle Schwe-
felwäſſer, faulig und fatal.

Nicht weit von Leamington, und eine Stunde von
Warwick, befindet ſich ein höchſt lieblicher und reizen-
der Ort, Guy’s Cliff genannt, deſſen kleines Schloß
theilweiſe eben ſo alt als Warwick Caſtle iſt. Darun-
ter ſieht man in den pittoresken Felſenufern des Avon
eine tiefe Höhle, in welche ſich, der Sage nach, der
geſtern ſo oft erwähnte Guy von Warwick, nach vie-
len großen Thaten im In- und Auslande, heimlich
begab, um ſein Leben in frommer Contemplation zu
beſchließen.

Briefe eines Verſtorbenen. III. 16
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0287" n="241"/>
ken, und noch jetzt wimmelte es von Badegä&#x017F;ten.<lb/>
Die Bäder &#x017F;ind &#x017F;o geräumig wie die engli&#x017F;chen Bet-<lb/>
ten, in den Boden eingela&#x017F;&#x017F;en, oben mit Ei&#x017F;enplatten<lb/>
umlegt, und durchaus mit Porzellaintafeln ausge-<lb/>
füttert. An den Seiten haben &#x017F;ie noch be&#x017F;ondere<lb/>
Sitze.</p><lb/>
          <p>Eine elegante und &#x017F;ehr bequem zu applizirende<lb/>
Douche, neb&#x017F;t einer nützlichen Ma&#x017F;chine, um unbe-<lb/>
hülfliche Kranke auf ihren Stuhl mit leichter Mühe<lb/>
in ihren Bereich zu bringen, verdiente auch bei uns<lb/>
Nachahmung. R .. nahm eine Zeichnung davon.<lb/>
Die Trinkan&#x017F;talt befand &#x017F;ich in einem Saale von der<lb/>
Größe eines Exercierhau&#x017F;es, um &#x017F;ich hinlängliche Mo-<lb/>
tion darin machen zu können, und die Röhren aus<lb/>
dem das Wa&#x017F;&#x017F;er floß, wie die Hähne zum Drehen,<lb/>
waren, &#x017F;o weit &#x017F;ie &#x017F;ichtbar wurden, aus ma&#x017F;&#x017F;ivem<lb/>
Silber. Das Wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;chmeckte, wie alle Schwe-<lb/>
felwä&#x017F;&#x017F;er, faulig und fatal.</p><lb/>
          <p>Nicht weit von Leamington, und eine Stunde von<lb/>
Warwick, befindet &#x017F;ich ein höch&#x017F;t lieblicher und reizen-<lb/>
der Ort, Guy&#x2019;s Cliff genannt, de&#x017F;&#x017F;en kleines Schloß<lb/>
theilwei&#x017F;e eben &#x017F;o alt als Warwick Ca&#x017F;tle i&#x017F;t. Darun-<lb/>
ter &#x017F;ieht man in den pittoresken Fel&#x017F;enufern des Avon<lb/>
eine tiefe Höhle, in welche &#x017F;ich, der Sage nach, der<lb/>
ge&#x017F;tern &#x017F;o oft erwähnte Guy von Warwick, nach vie-<lb/>
len großen Thaten im In- und Auslande, heimlich<lb/>
begab, um &#x017F;ein Leben in frommer Contemplation zu<lb/>
be&#x017F;chließen.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">Briefe eines Ver&#x017F;torbenen. <hi rendition="#aq">III.</hi> 16</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[241/0287] ken, und noch jetzt wimmelte es von Badegäſten. Die Bäder ſind ſo geräumig wie die engliſchen Bet- ten, in den Boden eingelaſſen, oben mit Eiſenplatten umlegt, und durchaus mit Porzellaintafeln ausge- füttert. An den Seiten haben ſie noch beſondere Sitze. Eine elegante und ſehr bequem zu applizirende Douche, nebſt einer nützlichen Maſchine, um unbe- hülfliche Kranke auf ihren Stuhl mit leichter Mühe in ihren Bereich zu bringen, verdiente auch bei uns Nachahmung. R .. nahm eine Zeichnung davon. Die Trinkanſtalt befand ſich in einem Saale von der Größe eines Exercierhauſes, um ſich hinlängliche Mo- tion darin machen zu können, und die Röhren aus dem das Waſſer floß, wie die Hähne zum Drehen, waren, ſo weit ſie ſichtbar wurden, aus maſſivem Silber. Das Waſſer ſelbſt ſchmeckte, wie alle Schwe- felwäſſer, faulig und fatal. Nicht weit von Leamington, und eine Stunde von Warwick, befindet ſich ein höchſt lieblicher und reizen- der Ort, Guy’s Cliff genannt, deſſen kleines Schloß theilweiſe eben ſo alt als Warwick Caſtle iſt. Darun- ter ſieht man in den pittoresken Felſenufern des Avon eine tiefe Höhle, in welche ſich, der Sage nach, der geſtern ſo oft erwähnte Guy von Warwick, nach vie- len großen Thaten im In- und Auslande, heimlich begab, um ſein Leben in frommer Contemplation zu beſchließen. Briefe eines Verſtorbenen. III. 16

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/287
Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/287>, abgerufen am 23.11.2024.