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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831.

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gends geschmacklos, und mit der größten Liebe und
Sorgfalt unterhalten. Es befanden sich die seltsam-
sten und reichsten Zeuge darunter, die man jetzt gar
nicht mehr auszuführen im Stande seyn möchte, in
einer Mischung von Seide, Sammt, Gold und Sil-
ber, alles durch einander gewirkt. Die Meubels be-
standen fast ganz, entweder aus alter außerordentlich
reicher Vergoldung, geschnitztem braunen Ruß- und
Eichenholz, oder jenen alten französischen mit Mes-
sing ausgelegten Schränken und Commoden, deren
eigner Name mir eben nicht beifällt. Auch waren
viele herrliche Exemplare von Mosaik, wie von aus-
gelegten kostbaren Hölzern vorhanden. Ein Camin-
schirm mit schwerem goldnen Rahmen, bestand aus
einem einzigen so klaren Glase, daß es völlig mit der
Luft zusammenfloß. Ein solcher Schirm hat das An-
genehme, daß man, am Kamin sitzend, das Feuer
sieht, ohne es sengend am Gesicht zu fühlen. In
dem einen Zimmer steht ein Staatsbett, von der Kö-
nigin Anna einer Gräfin von Warwick geschenkt, noch
immer wohl erhalten, von rothem Sammt mit grün
und blauer Seide gestickt. Die Kunstschätze sind un-
zählbar, und die Gemälde, unter denen sich auch nicht
ein mittelmäßiges befand, sondern die fast alle von
den größten Meistern sind, haben überdem zum Theil
ein ganz besonderes Familien-Interesse, da sehr viele
Portraits der Ahnen sich darunter befinden, von der
Hand Titian's, Vandyk's und Ruben's gemalt. Der
größte Schatz, und zwar ein unschätzbarer, ist eins
der bezauberndsten Bilder Raphaels, die schöne Jo-

gends geſchmacklos, und mit der größten Liebe und
Sorgfalt unterhalten. Es befanden ſich die ſeltſam-
ſten und reichſten Zeuge darunter, die man jetzt gar
nicht mehr auszuführen im Stande ſeyn möchte, in
einer Miſchung von Seide, Sammt, Gold und Sil-
ber, alles durch einander gewirkt. Die Meubels be-
ſtanden faſt ganz, entweder aus alter außerordentlich
reicher Vergoldung, geſchnitztem braunen Ruß- und
Eichenholz, oder jenen alten franzöſiſchen mit Meſ-
ſing ausgelegten Schränken und Commoden, deren
eigner Name mir eben nicht beifällt. Auch waren
viele herrliche Exemplare von Moſaik, wie von aus-
gelegten koſtbaren Hölzern vorhanden. Ein Camin-
ſchirm mit ſchwerem goldnen Rahmen, beſtand aus
einem einzigen ſo klaren Glaſe, daß es völlig mit der
Luft zuſammenfloß. Ein ſolcher Schirm hat das An-
genehme, daß man, am Kamin ſitzend, das Feuer
ſieht, ohne es ſengend am Geſicht zu fühlen. In
dem einen Zimmer ſteht ein Staatsbett, von der Kö-
nigin Anna einer Gräfin von Warwick geſchenkt, noch
immer wohl erhalten, von rothem Sammt mit grün
und blauer Seide geſtickt. Die Kunſtſchätze ſind un-
zählbar, und die Gemälde, unter denen ſich auch nicht
ein mittelmäßiges befand, ſondern die faſt alle von
den größten Meiſtern ſind, haben überdem zum Theil
ein ganz beſonderes Familien-Intereſſe, da ſehr viele
Portraits der Ahnen ſich darunter befinden, von der
Hand Titian’s, Vandyk’s und Ruben’s gemalt. Der
größte Schatz, und zwar ein unſchätzbarer, iſt eins
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[230/0276] gends geſchmacklos, und mit der größten Liebe und Sorgfalt unterhalten. Es befanden ſich die ſeltſam- ſten und reichſten Zeuge darunter, die man jetzt gar nicht mehr auszuführen im Stande ſeyn möchte, in einer Miſchung von Seide, Sammt, Gold und Sil- ber, alles durch einander gewirkt. Die Meubels be- ſtanden faſt ganz, entweder aus alter außerordentlich reicher Vergoldung, geſchnitztem braunen Ruß- und Eichenholz, oder jenen alten franzöſiſchen mit Meſ- ſing ausgelegten Schränken und Commoden, deren eigner Name mir eben nicht beifällt. Auch waren viele herrliche Exemplare von Moſaik, wie von aus- gelegten koſtbaren Hölzern vorhanden. Ein Camin- ſchirm mit ſchwerem goldnen Rahmen, beſtand aus einem einzigen ſo klaren Glaſe, daß es völlig mit der Luft zuſammenfloß. Ein ſolcher Schirm hat das An- genehme, daß man, am Kamin ſitzend, das Feuer ſieht, ohne es ſengend am Geſicht zu fühlen. In dem einen Zimmer ſteht ein Staatsbett, von der Kö- nigin Anna einer Gräfin von Warwick geſchenkt, noch immer wohl erhalten, von rothem Sammt mit grün und blauer Seide geſtickt. Die Kunſtſchätze ſind un- zählbar, und die Gemälde, unter denen ſich auch nicht ein mittelmäßiges befand, ſondern die faſt alle von den größten Meiſtern ſind, haben überdem zum Theil ein ganz beſonderes Familien-Intereſſe, da ſehr viele Portraits der Ahnen ſich darunter befinden, von der Hand Titian’s, Vandyk’s und Ruben’s gemalt. Der größte Schatz, und zwar ein unſchätzbarer, iſt eins der bezauberndſten Bilder Raphaels, die ſchöne Jo-

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/276>, abgerufen am 26.11.2024.