und durchaus fürstlich zu nennen. Sehr vernünftig hatten sich die Besitzer für die Gesellschaftszimmer nur auf wenige, aber dafür sehr geräumige Piecen be- schränkt. Auch hier tritt man zuerst in die Halle, mit Rüstungen und alterthümlichen Meubeln geschmückt. Dann kömmt man in das Treppenhaus, das präch- tigste, was man in dieser Art sehen kann. Durch drei hohe Etagen aufsteigend, mit eben so viel rund um- her laufenden Gallerieen erreicht es die Höhe und Größe einer Kirchenkuppel; die Wände sind von po- lirtem Stein, die Treppengeländer von glänzendem Messing, die Decke aus schön in Holz geschnitzten Caissons, mit Malerei verziert, und rund umher, durch alle drei Etagen hinauf, sind Nischen mit den Standbildern der Könige Englands aus Stein ange- bracht. Aus diesem Treppenhaus gelangten wir in einen Saal mit rothem Sammt und vergoldeten Meu- beln geschmückt, vorn durch ungeheure Fenster er- leuchtet, die fast die ganze Wand einnehmen, und die Aussicht auf den pleasure ground und Park eröff- nen. Seitwärts zur Linken ist ein eben so großes Zimmer, wo das Billard steht, und daneben die Bib- liothek. Auf der andern Seite in derselben Enfilade schließt sich der Speisesaal an, und hinter diesem ein herrliches Gewächs- und Orangerie-Haus, durch wel- ches man in die Kapelle eingeht, die mit zehn alten ächten Glasfenstern von großer Schönheit, und mit kostbaren Holzreliefs prangt. Alle Bänke darin sind von Nußbaum, mit Kramoisi-Sammt ausgeschlagen.
und durchaus fürſtlich zu nennen. Sehr vernünftig hatten ſich die Beſitzer für die Geſellſchaftszimmer nur auf wenige, aber dafür ſehr geräumige Pieçen be- ſchränkt. Auch hier tritt man zuerſt in die Halle, mit Rüſtungen und alterthümlichen Meubeln geſchmückt. Dann kömmt man in das Treppenhaus, das präch- tigſte, was man in dieſer Art ſehen kann. Durch drei hohe Etagen aufſteigend, mit eben ſo viel rund um- her laufenden Gallerieen erreicht es die Höhe und Größe einer Kirchenkuppel; die Wände ſind von po- lirtem Stein, die Treppengeländer von glänzendem Meſſing, die Decke aus ſchön in Holz geſchnitzten Caiſſons, mit Malerei verziert, und rund umher, durch alle drei Etagen hinauf, ſind Niſchen mit den Standbildern der Könige Englands aus Stein ange- bracht. Aus dieſem Treppenhaus gelangten wir in einen Saal mit rothem Sammt und vergoldeten Meu- beln geſchmückt, vorn durch ungeheure Fenſter er- leuchtet, die faſt die ganze Wand einnehmen, und die Ausſicht auf den pleasure ground und Park eröff- nen. Seitwärts zur Linken iſt ein eben ſo großes Zimmer, wo das Billard ſteht, und daneben die Bib- liothek. Auf der andern Seite in derſelben Enfilade ſchließt ſich der Speiſeſaal an, und hinter dieſem ein herrliches Gewächs- und Orangerie-Haus, durch wel- ches man in die Kapelle eingeht, die mit zehn alten ächten Glasfenſtern von großer Schönheit, und mit koſtbaren Holzreliefs prangt. Alle Bänke darin ſind von Nußbaum, mit Kramoiſi-Sammt ausgeſchlagen.
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und durchaus fürſtlich zu nennen. Sehr vernünftig
hatten ſich die Beſitzer für die Geſellſchaftszimmer nur
auf wenige, aber dafür ſehr geräumige Pieçen be-
ſchränkt. Auch hier tritt man zuerſt in die Halle, mit
Rüſtungen und alterthümlichen Meubeln geſchmückt.
Dann kömmt man in das Treppenhaus, das präch-
tigſte, was man in dieſer Art ſehen kann. Durch drei
hohe Etagen aufſteigend, mit eben ſo viel rund um-
her laufenden Gallerieen erreicht es die Höhe und
Größe einer Kirchenkuppel; die Wände ſind von po-
lirtem Stein, die Treppengeländer von glänzendem
Meſſing, die Decke aus ſchön in Holz geſchnitzten
Caiſſons, mit Malerei verziert, und rund umher,
durch alle drei Etagen hinauf, ſind Niſchen mit den
Standbildern der Könige Englands aus Stein ange-
bracht. Aus dieſem Treppenhaus gelangten wir in
einen Saal mit rothem Sammt und vergoldeten Meu-
beln geſchmückt, vorn durch ungeheure Fenſter er-
leuchtet, die faſt die ganze Wand einnehmen, und
die Ausſicht auf den pleasure ground und Park eröff-
nen. Seitwärts zur Linken iſt ein eben ſo großes
Zimmer, wo das Billard ſteht, und daneben die Bib-
liothek. Auf der andern Seite in derſelben Enfilade
ſchließt ſich der Speiſeſaal an, und hinter dieſem ein
herrliches Gewächs- und Orangerie-Haus, durch wel-
ches man in die Kapelle eingeht, die mit zehn alten
ächten Glasfenſtern von großer Schönheit, und mit
koſtbaren Holzreliefs prangt. Alle Bänke darin ſind
von Nußbaum, mit Kramoiſi-Sammt ausgeſchlagen.
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/258>, abgerufen am 25.11.2024.
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