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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831.

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einer fernen Anhöhe sah man in eine sehr breite Lin-
denallee hinein, an deren Ende im Sommer eine Zeit
lang die Sonne täglich untergeht, welches auf diese
Art in der graden Verlängerung des Gewächshauses
die prachtvollste natürliche Decoration abgeben muß,
um so mehr, da die Sonne zugleich in einer großen
Spiegelthüre gegenüber wieder zurückstrahlt. Die
Wände dieser Zimmer sind alle mit eichner Boiserie be-
kleidet, mit kostbaren Simsen und Schnitzwerk, die Meu-
bles von Rosenholz (Rosewood), Seide und Sammt,
und werthvolle Gemälde in alterthümlichen goldnen
Rahmen schmücken die Wände. Die Verhältnisse der
Zimmer kann man fast Saalartig nennen, alle regel-
mäßig zu 14 Grad Reaumur mit Dampf geheizt.

Die etwas entfernten Ställe und alle Haushalts-
Gebäude sind links durch eine crenelirte Mauer mit
dem Schlosse verbunden, so daß das Ganze wohl
1000 Fuß weit sich ohne Unterbrechung hinzieht.

Die Blumengärten nehmen einen bedeutenden Raum
ein. Ein Theil davon war nach der gewöhnlichen Art
eingerichtet, d. h. ein langes Gewächshaus im Fond,
und davor mehrere berceaus und schattige Gänge um
einen großen Rasenplatz, der mit Beeten aller For-
men, seltenen Bäumen und Sträuchern vollgesetzt ist;
dann aber kam etwas Neues: nämlich ein tiefes ab-
gesondertes Thal von ovaler Form, rund umher dicht
mit Immergrün, Lorbeer, Rhododendron und Stein-
pflanzen, auf künstliche Felsen undurchdringlich dick
gerflanzt, hohe Fichten und Eichen dahinter, mit ih-

einer fernen Anhöhe ſah man in eine ſehr breite Lin-
denallee hinein, an deren Ende im Sommer eine Zeit
lang die Sonne täglich untergeht, welches auf dieſe
Art in der graden Verlängerung des Gewächshauſes
die prachtvollſte natürliche Decoration abgeben muß,
um ſo mehr, da die Sonne zugleich in einer großen
Spiegelthüre gegenüber wieder zurückſtrahlt. Die
Wände dieſer Zimmer ſind alle mit eichner Boiſerie be-
kleidet, mit koſtbaren Simſen und Schnitzwerk, die Meu-
bles von Roſenholz (Rosewood), Seide und Sammt,
und werthvolle Gemälde in alterthümlichen goldnen
Rahmen ſchmücken die Wände. Die Verhältniſſe der
Zimmer kann man faſt Saalartig nennen, alle regel-
mäßig zu 14 Grad Reaumur mit Dampf geheizt.

Die etwas entfernten Ställe und alle Haushalts-
Gebäude ſind links durch eine crenelirte Mauer mit
dem Schloſſe verbunden, ſo daß das Ganze wohl
1000 Fuß weit ſich ohne Unterbrechung hinzieht.

Die Blumengärten nehmen einen bedeutenden Raum
ein. Ein Theil davon war nach der gewöhnlichen Art
eingerichtet, d. h. ein langes Gewächshaus im Fond,
und davor mehrere berceaus und ſchattige Gänge um
einen großen Raſenplatz, der mit Beeten aller For-
men, ſeltenen Bäumen und Sträuchern vollgeſetzt iſt;
dann aber kam etwas Neues: nämlich ein tiefes ab-
geſondertes Thal von ovaler Form, rund umher dicht
mit Immergrün, Lorbeer, Rhododendron und Stein-
pflanzen, auf künſtliche Felſen undurchdringlich dick
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[210/0254] einer fernen Anhöhe ſah man in eine ſehr breite Lin- denallee hinein, an deren Ende im Sommer eine Zeit lang die Sonne täglich untergeht, welches auf dieſe Art in der graden Verlängerung des Gewächshauſes die prachtvollſte natürliche Decoration abgeben muß, um ſo mehr, da die Sonne zugleich in einer großen Spiegelthüre gegenüber wieder zurückſtrahlt. Die Wände dieſer Zimmer ſind alle mit eichner Boiſerie be- kleidet, mit koſtbaren Simſen und Schnitzwerk, die Meu- bles von Roſenholz (Rosewood), Seide und Sammt, und werthvolle Gemälde in alterthümlichen goldnen Rahmen ſchmücken die Wände. Die Verhältniſſe der Zimmer kann man faſt Saalartig nennen, alle regel- mäßig zu 14 Grad Reaumur mit Dampf geheizt. Die etwas entfernten Ställe und alle Haushalts- Gebäude ſind links durch eine crenelirte Mauer mit dem Schloſſe verbunden, ſo daß das Ganze wohl 1000 Fuß weit ſich ohne Unterbrechung hinzieht. Die Blumengärten nehmen einen bedeutenden Raum ein. Ein Theil davon war nach der gewöhnlichen Art eingerichtet, d. h. ein langes Gewächshaus im Fond, und davor mehrere berceaus und ſchattige Gänge um einen großen Raſenplatz, der mit Beeten aller For- men, ſeltenen Bäumen und Sträuchern vollgeſetzt iſt; dann aber kam etwas Neues: nämlich ein tiefes ab- geſondertes Thal von ovaler Form, rund umher dicht mit Immergrün, Lorbeer, Rhododendron und Stein- pflanzen, auf künſtliche Felſen undurchdringlich dick gerflanzt, hohe Fichten und Eichen dahinter, mit ih-

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/254>, abgerufen am 24.11.2024.