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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831.

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NB. ich hatte nichts bestellt als Thee, und Fol-
gendes fand ich, als ich aus dem Schlafzimmer hin-
unter kam, in diesem kleinen Städtchen bereitet, das
kaum den Umfang eines Dorfes hat. Auf der Mitte
des Tisches dampfte eine große Theemaschine, zierlich
umstellt mit silberner Theekanne, Spülnapf und Milch-
topf. Drei kleine Wedgewood-Teller mit eben so viel
Messern und Gabeln nebst zwei großen Tassen von
schönem Porcellain erwarteten ihre Füllung. Daneben
stand einladend ein Teller mit gekochten Eyern, einer
dito mit gerösteten oreilles de cochon a la sainte-
Menehould,
eine durch heißes Wasser erwärmte Schüs-
sel mit Muffins, eine andere mit kaltem Schinken,
flockiges Weißbrod, dry- und butterdtoast, die beste
frische Butter in elegantem Crystallgefäß, bequeme
Streubüchsen zu Salz und Pfeffer, englischer Senf
und moutarde de maille, endlich eine silberne Thee-
schachtel mit sehr gutem, grünen und schwarzen Thee.

Dieses ganz luxurieuse Mahl, von dem Du hoffent-
lich finden wirst, daß ich es so pittoresk wie eine Land-
schaft beschrieben habe, ist noch obendrein verhältniß-
mäßig sehr billig, denn es stand auf meiner Rechnung
nur mit 2 Schilling (16 Gr.) angesetzt. Im Ganzen
ist aber das Reisen dennoch sehr kostspielig, besonders
die Postpferde grade viermal theurer als bei uns, und
Trinkgelder den ganzen Tag über nach allen Seiten
auszutheilen.

Um 10 Uhr erreichten wir Cashbury Park, den
Sitz des Grafen Esser. Ich ließ mich bei ihm melden,

NB. ich hatte nichts beſtellt als Thee, und Fol-
gendes fand ich, als ich aus dem Schlafzimmer hin-
unter kam, in dieſem kleinen Städtchen bereitet, das
kaum den Umfang eines Dorfes hat. Auf der Mitte
des Tiſches dampfte eine große Theemaſchine, zierlich
umſtellt mit ſilberner Theekanne, Spülnapf und Milch-
topf. Drei kleine Wedgewood-Teller mit eben ſo viel
Meſſern und Gabeln nebſt zwei großen Taſſen von
ſchönem Porcellain erwarteten ihre Füllung. Daneben
ſtand einladend ein Teller mit gekochten Eyern, einer
dito mit geröſteten oreilles de cochon à la sainte-
Menéhould,
eine durch heißes Waſſer erwärmte Schüſ-
ſel mit Muffins, eine andere mit kaltem Schinken,
flockiges Weißbrod, dry- und butterdtoast, die beſte
friſche Butter in elegantem Cryſtallgefäß, bequeme
Streubüchſen zu Salz und Pfeffer, engliſcher Senf
und moutarde de maille, endlich eine ſilberne Thee-
ſchachtel mit ſehr gutem, grünen und ſchwarzen Thee.

Dieſes ganz luxurieuſe Mahl, von dem Du hoffent-
lich finden wirſt, daß ich es ſo pittoresk wie eine Land-
ſchaft beſchrieben habe, iſt noch obendrein verhältniß-
mäßig ſehr billig, denn es ſtand auf meiner Rechnung
nur mit 2 Schilling (16 Gr.) angeſetzt. Im Ganzen
iſt aber das Reiſen dennoch ſehr koſtſpielig, beſonders
die Poſtpferde grade viermal theurer als bei uns, und
Trinkgelder den ganzen Tag über nach allen Seiten
auszutheilen.

Um 10 Uhr erreichten wir Cashbury Park, den
Sitz des Grafen Eſſer. Ich ließ mich bei ihm melden,

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[208/0252] NB. ich hatte nichts beſtellt als Thee, und Fol- gendes fand ich, als ich aus dem Schlafzimmer hin- unter kam, in dieſem kleinen Städtchen bereitet, das kaum den Umfang eines Dorfes hat. Auf der Mitte des Tiſches dampfte eine große Theemaſchine, zierlich umſtellt mit ſilberner Theekanne, Spülnapf und Milch- topf. Drei kleine Wedgewood-Teller mit eben ſo viel Meſſern und Gabeln nebſt zwei großen Taſſen von ſchönem Porcellain erwarteten ihre Füllung. Daneben ſtand einladend ein Teller mit gekochten Eyern, einer dito mit geröſteten oreilles de cochon à la sainte- Menéhould, eine durch heißes Waſſer erwärmte Schüſ- ſel mit Muffins, eine andere mit kaltem Schinken, flockiges Weißbrod, dry- und butterdtoast, die beſte friſche Butter in elegantem Cryſtallgefäß, bequeme Streubüchſen zu Salz und Pfeffer, engliſcher Senf und moutarde de maille, endlich eine ſilberne Thee- ſchachtel mit ſehr gutem, grünen und ſchwarzen Thee. Dieſes ganz luxurieuſe Mahl, von dem Du hoffent- lich finden wirſt, daß ich es ſo pittoresk wie eine Land- ſchaft beſchrieben habe, iſt noch obendrein verhältniß- mäßig ſehr billig, denn es ſtand auf meiner Rechnung nur mit 2 Schilling (16 Gr.) angeſetzt. Im Ganzen iſt aber das Reiſen dennoch ſehr koſtſpielig, beſonders die Poſtpferde grade viermal theurer als bei uns, und Trinkgelder den ganzen Tag über nach allen Seiten auszutheilen. Um 10 Uhr erreichten wir Cashbury Park, den Sitz des Grafen Eſſer. Ich ließ mich bei ihm melden,

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/252>, abgerufen am 17.05.2024.