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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831.

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C. O, bloß um Euch hängen zu lassen. -- Ihr
habt Scaramutz todtgeschlagen, Euer Weib und
Kind, den Doctor ....

P. Was Henker geht Euch das an? bleibt ihr noch
viel länger hier, so werde ich's mit Euch eben so
machen.

C. Macht keine dummen Spässe. Ihr habt Mord
begangen, und hier ist der Verhaftsbefehl.

P. Und ich habe auch einen Befehl für Euch, den
ich Euch gleich notificiren will. (Punch ergreift die
bisher hinter sich gehaltene Glocke, und schlägt dem
Constabler damit dermaßen auf das Occiput, daß er
wie seine Vorgänger leblos umsinkt, worauf Punch
mit einer Capriole davon springt, indem man ihn
noch hinter der Scene jodeln hört:

Der Krug geht zu Wasser
So lang bis er bricht,
Ein lustiger Prasser
Bekümmert sich nicht.

Der Gerichtsbeamte, welcher nach dem Tode des
Constabler gesendet wird, Punch zu verhaften, hat
dasselbe Schicksal, wie jener, bis endlich der Henker
in eigner Person Punch aufpaßt, welcher in seiner
lustigen Unbefangenheit, ohne ihn zu sehen, selbst an
ihn anrennt. Zum erstenmal scheint er bei dieser
Rencontre betroffen, giebt sehr klein zu, und schmei-
chelt Herrn Ketsch nach Kräften, nennt ihn seinen
alten Freund, und erkundigt sich auch sehr angele-

C. O, bloß um Euch hängen zu laſſen. — Ihr
habt Scaramutz todtgeſchlagen, Euer Weib und
Kind, den Doctor ....

P. Was Henker geht Euch das an? bleibt ihr noch
viel länger hier, ſo werde ich’s mit Euch eben ſo
machen.

C. Macht keine dummen Späſſe. Ihr habt Mord
begangen, und hier iſt der Verhaftsbefehl.

P. Und ich habe auch einen Befehl für Euch, den
ich Euch gleich notificiren will. (Punch ergreift die
bisher hinter ſich gehaltene Glocke, und ſchlägt dem
Conſtabler damit dermaßen auf das Occiput, daß er
wie ſeine Vorgänger leblos umſinkt, worauf Punch
mit einer Capriole davon ſpringt, indem man ihn
noch hinter der Scene jodeln hört:

Der Krug geht zu Waſſer
So lang bis er bricht,
Ein luſtiger Praſſer
Bekuͤmmert ſich nicht.

Der Gerichtsbeamte, welcher nach dem Tode des
Conſtabler geſendet wird, Punch zu verhaften, hat
daſſelbe Schickſal, wie jener, bis endlich der Henker
in eigner Perſon Punch aufpaßt, welcher in ſeiner
luſtigen Unbefangenheit, ohne ihn zu ſehen, ſelbſt an
ihn anrennt. Zum erſtenmal ſcheint er bei dieſer
Rencontre betroffen, giebt ſehr klein zu, und ſchmei-
chelt Herrn Ketſch nach Kräften, nennt ihn ſeinen
alten Freund, und erkundigt ſich auch ſehr angele-

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[148/0190] C. O, bloß um Euch hängen zu laſſen. — Ihr habt Scaramutz todtgeſchlagen, Euer Weib und Kind, den Doctor .... P. Was Henker geht Euch das an? bleibt ihr noch viel länger hier, ſo werde ich’s mit Euch eben ſo machen. C. Macht keine dummen Späſſe. Ihr habt Mord begangen, und hier iſt der Verhaftsbefehl. P. Und ich habe auch einen Befehl für Euch, den ich Euch gleich notificiren will. (Punch ergreift die bisher hinter ſich gehaltene Glocke, und ſchlägt dem Conſtabler damit dermaßen auf das Occiput, daß er wie ſeine Vorgänger leblos umſinkt, worauf Punch mit einer Capriole davon ſpringt, indem man ihn noch hinter der Scene jodeln hört: Der Krug geht zu Waſſer So lang bis er bricht, Ein luſtiger Praſſer Bekuͤmmert ſich nicht. Der Gerichtsbeamte, welcher nach dem Tode des Conſtabler geſendet wird, Punch zu verhaften, hat daſſelbe Schickſal, wie jener, bis endlich der Henker in eigner Perſon Punch aufpaßt, welcher in ſeiner luſtigen Unbefangenheit, ohne ihn zu ſehen, ſelbſt an ihn anrennt. Zum erſtenmal ſcheint er bei dieſer Rencontre betroffen, giebt ſehr klein zu, und ſchmei- chelt Herrn Ketſch nach Kräften, nennt ihn ſeinen alten Freund, und erkundigt ſich auch ſehr angele-

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/190>, abgerufen am 24.11.2024.